Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Glaubrecht
Centrum für Naturkunde (CeNak) – Zoologisches Museum
t. 040.42838-2275/-5633
e. matthias.glaubrecht"AT"uni-hamburg.de
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Glaubrecht und Ketmaier untersuchten mittels modernster molekulargenetischer Verfahren verschiedene Proben der Gattung Levantina und konnten die verwandtschaftlichen Beziehungen einzelner Vorkommen über computergenerierte Stammbäume rekonstruieren.
Demnach wurde die Region der heutigen ägäischen Inseln um Rhodos gleich zweimal vom anatolischen Festland von den Landschnecken Levantina besiedelt. Das erste Mal dürfte dies auf natürlichem Weg bereits im Pliozän, also vor 2,8 bis 3,5 Millionen Jahren, erfolgte sein, als es noch landfeste Verbindungen in der Region gab.
Dagegen kamen die Schnecken während einer zweiten, sehr viel jüngeren Besiedlungswelle direkt aus der Levante nach Rhodos. Beide Linien besiedeln auch die benachbarten Inseln Karpathos und Symi.
„Wir können aus unseren Stammbäumen deutliche zeitliche Unterschiede der Besiedlung erkennen und damit auch die vermutlich verantwortlichen Ursachen“, erläutert Glaubrecht die Befunde. „Da Schnecken nicht übers Meer fliegen, ist es wahrscheinlich, dass Kreuzritter sie auf und vor allem innerhalb der Inseln verschleppt haben.“ Ob dies allerdings unabsichtlich, etwa mit Baumaterial, oder gezielt, z.B. als Fastenspeise, geschah, lässt sich der Studie von Ketmaier und Glaubrecht zufolge nicht mehr sagen.
Mit dieser aktuellen Untersuchung bestätigt Glaubrecht eine These, die er bereits vor mehr als 20 Jahren in seiner Diplomarbeit aufgestellt hatte. Damals hatte er auf der Inselgruppe Dodekanes, die u. a. Rhodos und Karpathos umfasst, nicht nur das Vorkommen einzelner Levantina-Arten nachgewiesen, sondern entdeckte auch, dass bestimmte Formen stets nur an Orten leben, die eng mit der Geschichte der Johanniter-Kreuzritter verknüpft sind.
Eine der Arten von Levantina, die auffällig solchen aus der Levante gleicht, kam etwa ausschließlich in den Befestigungsanlagen der Johanniter vor. Dagegen wird die gesamte übrige Insel von einer anderen, deutlich verschiedenen Art besiedelt.
Es waren genau diese in den 90er-Jahren gesammelten und in der Universität Hamburg hinterlegten Proben, aus denen nun das DNA-Material für die genetischen Untersuchungen entnommen wurde.
„Damals stützte sich die Kreuzritter-These auf Schalenmorphologie und Biogeografie“, erklärt Glaubrecht. Nun sei die molekulargenetische Bestätigung erfolgt.
„Die Levantina-Landschnecken der griechischen Inseln sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich die anthropogene Ausbreitung – also die Verbreitung von Tierarten durch den Menschen – entscheidend auf die Zusammensetzung von Faunen und Floren auswirkt“, so Glaubrecht.