UHH Newsletter

Mai 2015, Nr. 74

FOR­SCHUNG

Der neu installierte Windmesser ist am Turmkreuz montiert und nimmt zwanzig Messungen pro Sekunde vor. Foto: UHH/CEN

Der neu in­stal­lier­te Wind­mes­ser ist am Turm­kreuz mon­tiert und nimmt zwan­zig Mes­sun­gen pro Se­kun­de vor. Foto: UHH/CEN

For­schung zu Groß­stadt­wind: Ham­bur­ger Kirch­turm St. Ni­ko­lai wird Wet­ter­mast

Die Er­for­schung des Kli­mas einer Stadt wie Ham­burg ist durch die enge Be­bau­ung eine echte Her­aus­for­de­rung. Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tät Ham­burg haben nun die Mög­lich­keit, den Ham­bur­ger Kirch­turm St. Ni­ko­lai in eine Wet­ter­sta­ti­on zu ver­wan­deln. Auf­grund von Bau­ar­bei­ten und einer damit ver­bun­de­nen Ein­rüs­tung des Ge­bäu­des konn­te ein Ul­tra­schall-​Wind­mes­ser mon­tiert wer­den. Wei­te­re Sen­so­ren sol­len fol­gen.

Das Wind­mess­ge­rät, ein so­ge­nann­tes Ane­mo­me­ter, ist am Turm­kreuz mon­tiert und nimmt zwan­zig Mes­sun­gen pro Se­kun­de vor. So kann es neben Wind­ge­schwin­dig­keit, -​rich­tung und -​tem­pe­ra­tur auch Wind­bö­en er­fas­sen.

Der Turm ist dabei aus ver­schie­de­nen Grün­den be­son­ders ge­eig­net: Er ist nicht nur hoch, son­dern auch schlank und spitz. Wäre er mäch­ti­ger, würde das den Wind be­ein­flus­sen und die Mess­er­geb­nis­se ver­fäl­schen. Zudem liegt er sehr zen­tral. Die ge­won­ne­nen Daten kön­nen künf­tig Auf­schluss geben, wie stark der Wind durch die Be­bau­ung Ham­burgs ab­ge­bremst wird.

Das zweit­höchs­te Ge­bäu­de Ham­burgs als Mess­sta­ti­on

Die Nut­zung des mit 147 Me­tern dritt­höchs­ten Kir­chen­baus Deutsch­lands ist für die For­sche­rin­nen und For­scher ein Glücks­fall: „Für uns ist das eine ein­zig­ar­ti­ge Ge­le­gen­heit. Wir kön­nen nun mit­ten in Ham­burg, je­doch un­ge­stört vom Ein­fluss ein­zel­ner Ge­bäu­de, wich­ti­ge Mess­da­ten zum Stadt­kli­ma ge­win­nen“, er­klärt Me­teo­ro­lo­ge Prof. Dr. Felix Ament vom Cen­trum für Erd­sys­tem­for­schung und Nach­hal­tig­keit (CEN) der Uni­ver­si­tät Ham­burg.

Die Kir­che St. Ni­ko­lai, die aus dem 19. Jahr­hun­dert stammt, wurde im 2. Welt­krieg bom­bar­diert und brann­te aus; nur der Turm blieb er­hal­ten. Heute dient die Ruine, die nach dem Fern­seh­turm das zweit­höchs­te Ge­bäu­de Ham­burgs ist, als Mahn­mal gegen den Krieg.

Nor­ma­ler­wei­se ist die Turm­spit­ze nicht zu­gäng­lich, doch im Rah­men einer um­fas­sen­den Sa­nie­rung wurde die In­stal­la­ti­on des Mess­ge­räts mög­lich. Das Me­teo­ro­lo­gi­sche In­sti­tut und das Max-​Planck-​In­sti­tut für Me­teo­ro­lo­gie wol­len zudem sie­ben kom­bi­nier­te Tem­pe­ra­tur-​Feucht­e­sen­so­ren in ver­schie­de­nen Höhen in­stal­lie­ren, die Mess­punk­ten am Wet­ter­mast Bill­wer­der ent­spre­chen. Erst­mals ist so ein Ver­gleich der Tem­pe­ra­tur-​ und Feuch­te­pro­fi­le im Zen­trum und am Rand der Stadt mög­lich.

Wert­vol­le Daten für die Stadt­kli­ma­for­schung

„Die hier ge­won­ne­nen Daten wer­den un­se­re Stadt­kli­ma­for­schung deut­lich vor­an­brin­gen“, stellt Ament fest. So kön­nen Re­chen­mo­del­le für das Stadt­kli­ma künf­tig an­hand rea­ler Mess­wer­te über­prüft und ver­bes­sert wer­den. Er­kennt­nis­se sind zudem für glo­ba­le Kli­ma­mo­del­le zu er­war­ten, da auch sie städ­ti­sche Kli­ma­ef­fek­te dar­stel­len.

Die Daten sind dar­über hin­aus für Ex­pe­ri­men­te im Wind­ka­nal des Me­teo­ro­lo­gi­schen In­sti­tuts wich­tig. Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler si­mu­lie­ren dort mit­hil­fe maß­st­ab­ge­rech­ter Stadt­mo­del­le die kom­ple­xen Ver­wir­be­lun­gen in Bo­den­nä­he, wofür sie mög­lichst viel über den Wind hoch oben über der Stadt wis­sen müs­sen.

PM/Red.
 


Kon­takt:

Prof. Dr. Felix Ament
Cen­trum für Erd­sys­tem­for­schung und Nach­hal­tig­keit (CEN)
Me­teo­ro­lo­gi­sches In­sti­tut

t. 040.42838-​3597
e. felix.ament"AT"uni-​ham­burg.de


Ak­tu­el­le Wet­ter­da­ten vom Ni­ko­lai­turm:
www.wet­ter­mast-​ham­burg.zmaw.de/Ni­ko­lai­turm.htm

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