UHH Newsletter

Mai 2015, Nr. 74

FORSCHUNG



Kontakt:

Prof. Dr. Felix Ament
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Meteorologisches Institut

t. 040.42838-3597
e. felix.ament"AT"uni-hamburg.de


Aktuelle Wetterdaten vom Nikolaiturm:
www.wettermast-hamburg.zmaw.de/Nikolaiturm.htm

Der neu installierte Windmesser ist am Turmkreuz montiert und nimmt zwanzig Messungen pro Sekunde vor. Foto: UHH/CEN

Der neu installierte Windmesser ist am Turmkreuz montiert und nimmt zwanzig Messungen pro Sekunde vor. Foto: UHH/CEN

Forschung zu Großstadtwind: Hamburger Kirchturm St. Nikolai wird Wettermast

Die Erforschung des Klimas einer Stadt wie Hamburg ist durch die enge Bebauung eine echte Herausforderung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hamburg haben nun die Möglichkeit, den Hamburger Kirchturm St. Nikolai in eine Wetterstation zu verwandeln. Aufgrund von Bauarbeiten und einer damit verbundenen Einrüstung des Gebäudes konnte ein Ultraschall-Windmesser montiert werden. Weitere Sensoren sollen folgen.

Das Windmessgerät, ein sogenanntes Anemometer, ist am Turmkreuz montiert und nimmt zwanzig Messungen pro Sekunde vor. So kann es neben Windgeschwindigkeit, -richtung und -temperatur auch Windböen erfassen.

Der Turm ist dabei aus verschiedenen Gründen besonders geeignet: Er ist nicht nur hoch, sondern auch schlank und spitz. Wäre er mächtiger, würde das den Wind beeinflussen und die Messergebnisse verfälschen. Zudem liegt er sehr zentral. Die gewonnenen Daten können künftig Aufschluss geben, wie stark der Wind durch die Bebauung Hamburgs abgebremst wird.

Das zweithöchste Gebäude Hamburgs als Messstation

Die Nutzung des mit 147 Metern dritthöchsten Kirchenbaus Deutschlands ist für die Forscherinnen und Forscher ein Glücksfall: „Für uns ist das eine einzigartige Gelegenheit. Wir können nun mitten in Hamburg, jedoch ungestört vom Einfluss einzelner Gebäude, wichtige Messdaten zum Stadtklima gewinnen“, erklärt Meteorologe Prof. Dr. Felix Ament vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg.

Die Kirche St. Nikolai, die aus dem 19. Jahrhundert stammt, wurde im 2. Weltkrieg bombardiert und brannte aus; nur der Turm blieb erhalten. Heute dient die Ruine, die nach dem Fernsehturm das zweithöchste Gebäude Hamburgs ist, als Mahnmal gegen den Krieg.

Normalerweise ist die Turmspitze nicht zugänglich, doch im Rahmen einer umfassenden Sanierung wurde die Installation des Messgeräts möglich. Das Meteorologische Institut und das Max-Planck-Institut für Meteorologie wollen zudem sieben kombinierte Temperatur-Feuchtesensoren in verschiedenen Höhen installieren, die Messpunkten am Wettermast Billwerder entsprechen. Erstmals ist so ein Vergleich der Temperatur- und Feuchteprofile im Zentrum und am Rand der Stadt möglich.

Wertvolle Daten für die Stadtklimaforschung

„Die hier gewonnenen Daten werden unsere Stadtklimaforschung deutlich voranbringen“, stellt Ament fest. So können Rechenmodelle für das Stadtklima künftig anhand realer Messwerte überprüft und verbessert werden. Erkenntnisse sind zudem für globale Klimamodelle zu erwarten, da auch sie städtische Klimaeffekte darstellen.

Die Daten sind darüber hinaus für Experimente im Windkanal des Meteorologischen Instituts wichtig. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler simulieren dort mithilfe maßstabgerechter Stadtmodelle die komplexen Verwirbelungen in Bodennähe, wofür sie möglichst viel über den Wind hoch oben über der Stadt wissen müssen.

PM/Red.
 

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