UHH Newsletter

Juni 2016, Nr. 86

CAM­PUS

Dr. Philipp Wessels bei der Justage des Lasersystems zum Kühlen und Fangen von Atomen. Der Nachwuchsforscher wird im Juni zur 66. Lindauer Nobelpreistagung reisen. Foto: DESY/Lars Berg

Dr. Phil­ipp Wes­sels bei der Jus­ta­ge des La­ser­sys­tems zum Küh­len und Fan­gen von Ato­men. Der Nach­wuchs­for­scher wird im Juni zur 66. Lin­dau­er No­bel­preis­ta­gung rei­sen. Foto: DESY/Lars Berg

Früh­stück mit No­bel­preis­trä­gern: Nach­wuchs­for­scher der Uni­ver­si­tät Ham­burg reist zur Lin­dau­er No­bel­preis­trä­ger­ta­gung

Dr. Phil­ipp Wes­sels vom Zen­trum für Op­ti­sche Quan­tentech­no­lo­gi­en (ZOQ) der Uni­ver­si­tät Ham­burg wird an der 66. No­bel­preis­trä­ger­ta­gung in Lin­dau teil­neh­men. Dort wird er unter an­de­rem in der Mas­ter Class eines No­bel­preis­trä­gers sein ak­tu­el­les For­schungs­pro­jekt zu ul­tra­kal­ten Quan­ten­sys­te­men vor­stel­len.

30 No­bel­preis­trä­ger, eine No­bel­preis­trä­ge­rin, der Ge­win­ner des Tu­ring Awards und 402 qua­li­fi­zier­te „young sci­en­tists“ aus 80 Län­dern: Bei der dies­jäh­ri­gen No­bel­preis­trä­ger­ta­gung in Lin­dau tref­fen eine knap­pe Woche lang Wis­sen, Er­fah­rung und For­scher­drang in kon­den­sier­ter Form zu­sam­men, dies­mal im For­schungs­feld Phy­sik.

Unter den Nach­wuchs­for­schern be­fin­det sich auch Dr. Phil­ipp Wes­sels von der Uni­ver­si­tät Ham­burg. Der Phy­si­ker, der 2015 für seine Dis­ser­ta­ti­on mit einem zwei­ten Preis des Deut­schen Stu­di­en­prei­ses der Kör­ber-​Stif­tung aus­ge­zeich­net wurde, ist von der Stif­tung für die Teil­nah­me an der No­bel­preis­trä­ger­ta­gung vom 26. Juni bis zum 1. Juli 2016 no­mi­niert wor­den. Er setz­te sich in einem mehr­stu­fi­gen Ver­fah­ren gegen meh­re­re hun­dert in­ter­na­tio­na­le Be­wer­be­rin­nen und Be­wer­ber durch.

Be­son­de­re Aus­zeich­nung

„Ich freue mich sehr, dabei sein zu dür­fen“, so der 31-​Jäh­ri­ge. „Die Woche ver­spricht in­ter­es­san­te Vor­trä­ge zu span­nen­den The­men sowie ein­zig­ar­ti­ge Mög­lich­kei­ten für einen regen Aus­tausch. Man lernt neue Leute ken­nen und hat die Ge­le­gen­heit, For­scher per­sön­lich zu tref­fen, von denen man bis­her nur ge­le­sen hat.“

Dazu bie­tet das Pro­gramm der Ta­gung viele Ge­le­gen­hei­ten: Neben den zen­tra­len halb­stün­di­gen „Lec­tures“ der No­bel­preis­trä­ger fin­den unter an­de­rem täg­li­che „Sci­ence Bre­ak­fasts“ statt, die zu be­stimm­ten Schwer­punk­ten wie bei­spiels­wei­se „Lea­dership“ in der Wis­sen­schaft mo­de­riert wer­den. Nach­mit­tags dis­ku­tie­ren die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler in klei­ne­ren Run­den zu The­men wie der Quan­ten­in­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie.

Wie­der­se­hen mit No­bel­preis­trä­ger Wil­liam D. Phil­lips

Bei der No­bel­preis­trä­ger­ta­gung wird Wes­sels auch den Phy­si­ker und No­bel­preis­trä­ger Wil­liam D. Phil­lips wie­der­tref­fen, der 1997 den No­bel­preis für das Küh­len und Ein­fan­gen von Ato­men mit La­ser­licht be­kom­men hat.

„2014 hat er in Ham­burg bei einem CUI-​Kol­lo­qui­um einen Vor­trag über ul­tra­kal­te Gase ge­hal­ten und auch unser Labor be­sucht“, er­zählt Wes­sels. „Da­mals hat er sich so­fort an un­se­ren Com­pu­ter ge­setzt und woll­te Daten be­spre­chen, die wir bis dahin noch nicht ein­mal voll­stän­dig ver­stan­den hat­ten. Das Tref­fen war sehr in­spi­rie­rend und mo­ti­vie­rend für unser ge­sam­tes Team.“

Main Spea­ker in Mas­ter Class

Der ame­ri­ka­ni­sche No­bel­preis­trä­ger steht bei der dies­jäh­ri­gen Ta­gung mit einem Vor­trag auf dem Pro­gramm und lei­tet eine der so­ge­nann­ten Mas­ter Clas­ses. Für diese Dis­kus­si­ons­run­den konn­ten sich die Nach­wuchs­for­sche­rin­nen und -​for­scher zu­sätz­lich be­wer­ben; Dr. Phil­ipp Wes­sels zeig­te sich auch hier er­folg­reich: Er wurde als einer von vier Main Spea­kern für Phil­lips‘ Mas­ter Class zu „Ul­tra-​Cold Gases of Neu­tral Atoms and Mo­le­cu­les“ aus­ge­wählt.

Dort wird Wes­sels sein For­schungs­pro­jekt in einem zehn­mi­nü­ti­gen Vor­trag vor­stel­len und mit dem No­bel­preis­trä­ger und an­de­ren Teil­neh­mern dis­ku­tie­ren. „Ner­vös bin ich bis­her noch nicht“, so Phil­ipp Wes­sels. „Ich hoffe, dass die Ge­sprä­che auf der Ta­gung genau so in­ten­siv wer­den und wich­ti­ge Im­pul­se lie­fern wie da­mals beim Be­such von Wil­liam Phil­lips.“

Dr. Phil­ipp Wes­sels forscht auf den Ge­bie­ten Fest­kör­per­phy­sik und Ma­gne­tis­mus sowie Quan­ten­phy­sik und ul­tra­kal­te Atome in der Grup­pe von Prof. Dr. Klaus Seng­stock. Er hat sich in sei­ner Dok­tor­ar­beit vor allem mit der Auf­zeich­nung und Wie­der­ga­be ex­trem schnel­ler Ma­gne­ti­sie­rungs­pro­zes­se win­zi­ger Teil­chen be­schäf­tigt. Es ge­lang ihm, diese Pro­zes­se mit einer Auf­lö­sung im Na­no­me­ter-​Be­reich in Zeit­lu­pe zu „fil­men“ und so sicht­bar zu ma­chen (ein Na­no­me­ter ent­spricht einem Mil­li­ons­tel Mil­li­me­ter). Auf diese Weise ent­deck­te Wes­sels bis­lang noch nicht be­ob­ach­te­te ma­gne­ti­sche Ab­läu­fe.

Au­ßer­dem ist es dem Phy­si­ker zu­sam­men mit einer Grup­pe von Wis­sen­schaft­lern ge­lun­gen, Slow-​Mo­ti­on-​Vi­de­os von Spin­wel­len zu dre­hen. Dabei konn­ten sie erst­mals auch un­ty­pi­sche Wel­len­be­we­gun­gen be­ob­ach­ten. Die For­schungs­er­geb­nis­se sind u.a. für die Ma­te­ri­al­for­schung und für die Ent­wick­lung ef­fi­zi­en­te­rer In­for­ma­ti­ons­da­ten­trä­ger von gro­ßer Be­deu­tung.

Ak­tu­ell be­schäf­tigt er sich mit der Wech­sel­wir­kung von ul­tra­kal­ten Quan­ten­sys­te­men mit sehr kur­zen und in­ten­si­ven La­ser­pul­sen.

66. Lin­dau­er No­bel­preis­trä­ger­ta­gung

Bei der 66. Lin­dau­er No­bel­preis­trä­ger­ta­gung tref­fen vom 26. Juni bis 1. Juli mehr als 400 be­son­ders qua­li­fi­zier­te Nach­wuchs­wis­sen­schaft­le­rin­nen und -​wis­sen­schaft­ler aus 80 Län­dern mit No­bel­preis­trä­ge­rin­nen und -​trä­gern zu­sam­men, Schwer­punkt ist in die­sem Jahr die Phy­sik. Die Ta­gung wurde 1951 als eu­ro­päi­sche In­itia­ti­ve der Aus­söh­nung nach dem Zwei­ten Welt­krieg ins Leben ge­ru­fen. Ziel ist der wis­sen­schaft­li­che Aus­tausch sowie der Auf­bau von Netz­wer­ken.

Schon letz­tes Jahr reis­te die Dok­to­ran­din An­to­nia Ka­ra­mats­kou vom In­sti­tut für Theo­re­ti­sche Phy­sik der Uni­ver­si­tät Ham­burg nach Lin­dau und be­rich­te­te davon in die­sem News­let­ter-​In­ter­view.

E. Schon­ter
 


Kon­takt:

Dr. Phil­ipp Wes­sels
Zen­trum für Op­ti­sche Quan­tentech­no­lo­gi­en (ZOQ)
The Ham­burg Cent­re for Ul­tra­fast Ima­ging (CUI)

t. 040.8998-​5291
e. pwes­sels"AT"phys­net.uni-​ham­burg.de

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