UHH Newsletter

Ok­to­ber 2010, Nr. 19

CAM­PUS

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Band 1 bis 4 des Le­xi­kons des früh­grie­chi­schen Epos, Foto: UHH/Schell



Kon­takt:

Dr. Wil­liam Beck
The­sau­rus Lin­guae Grae­cae
Uni­ver­si­tät Ham­burg
Von-​Mel­le-​Park 6
20146 Ham­burg

t. 040.42838-​4772
e. william.​beck@​uni-​ham­burg.de

Von Alpha bis Omega in 55 Jah­ren: Le­xi­kon des früh­grie­chi­schen Epos fer­tig­ge­stellt

Vom 6. bis 9. Ok­to­ber 2010 fand das Ab­schluss­kol­lo­qui­um für das „Le­xi­kon des früh­grie­chi­schen Epos“ im Haupt­ge­bäu­de der Uni­ver­si­tät Ham­burg statt. Bruno Snell, Alt­phi­lo­lo­ge und ehe­ma­li­ger Rek­tor der Uni­ver­si­tät Ham­burg, in­iti­ier­te das Pro­jekt nach dem Zwei­ten Welt­krieg. Alle Wör­ter der äl­tes­ten Texte der grie­chi­schen Li­te­ra­tur wer­den in dem Le­xi­kon auf­ge­führt. Von der Pu­bli­ka­ti­on des ers­ten bis zum Er­schei­nen des letz­ten Ka­pi­tels ver­gin­gen 55 Jahre.
Grün­der des „Le­xi­kons des früh­grie­chi­schen Epos“ war Bruno Snell, der von 1945 bis 1946 als ers­ter Dekan nach dem Zwei­ten Welt­krieg die Phi­lo­so­phi­sche Fa­kul­tät lei­te­te, und von 1951 bis 1953 Rek­tor der Uni­ver­si­tät Ham­burg war. Der Pro­fes­sor für Klas­si­sche Phi­lo­lo­gie plan­te das Le­xi­kon ur­sprüng­lich als Teil eines Ge­samt­pro­jekts, eines Ar­chivs für grie­chi­sche Le­xi­ko­gra­phie, des „The­sau­rus Lin­guae Grae­cae“, das der Uni­ver­si­tät Ham­burg an­ge­glie­dert war. Aus die­ser Idee wur­den der „Index Hip­po­cra­ti­cus“ und das „Le­xi­kon des früh­grie­chi­schen Epos“ ver­wirk­licht, das nun sei­nen Ab­schluss fand.

Im „Le­xi­kon des früh­grie­chi­schen Epos“ be­gan­nen Snell und seine Mit­ar­bei­ter die Wör­ter der äl­tes­ten grie­chi­schen Texte zu sam­meln, die die Grund­la­gen der grie­chi­schen und eu­ro­päi­schen Li­te­ra­tur bil­den. Diese sind im We­sent­li­chen die ho­me­ri­schen Epen „Ilias“ und „Odys­see“, die Ge­dich­te von He­siod und die Ho­me­ri­schen Hym­nen. Die äl­tes­ten Wör­ter Eu­ro­pas wur­den aber nicht nur in einem Le­xi­kon auf­ge­führt und über­setzt, son­dern auch in ihrer ur­sprüng­li­chen Be­deu­tung dar­ge­stellt.

Ab­schluss­ver­an­stal­tung für ein gro­ßes Le­xi­kon

Die ers­ten Le­xi­kon­ein­trä­ge er­schie­nen 1955, die letz­ten Aus­ga­ben, Num­mer 24 und 25, wur­den 2010 ver­öf­f­ent­licht, somit sind alle Wör­ter des früh­grie­chi­schen Epos voll­stän­dig in al­pha­be­ti­scher Rei­hen­fol­ge in vier Bän­den von Alpha bis Omega dar­ge­stellt. Im Rah­men eines drei­tä­gi­gen in­ter­na­tio­na­len Ab­schluss­kol­lo­qui­ums mit dem Titel „Homer, ge­deu­tet durch ein gro­ßes Le­xi­kon“ wurde der Ab­schluss des Pro­jek­tes ge­fei­ert.

Der Ko­or­di­na­tor der Ham­bur­ger Ar­beits­stel­le und einer der Au­to­ren der Le­xi­kon­ein­trä­ge ist Dr. Wil­liam Beck: „Es ist ein his­to­ri­sches Er­eig­nis, dass wir die Ar­beit am Le­xi­kon des früh­grie­chi­schen Epos nun ab­ge­schlos­sen haben. Man merkt der po­si­ti­ven Stim­mung auf die­ser Ver­an­stal­tung an, dass viele Teil­neh­mer di­rekt be­tei­ligt waren und mit­ge­ar­bei­tet haben.“

In An­we­sen­heit des Prä­si­den­ten der Aka­de­mie, Pro­fes­sor Chris­ti­an Starck, und des Vor­sit­zen­den der Lf­g­rE-​Kom­mis­si­on, Pro­fes­sor Ar­bo­gast Schmitt, dank­te der Vi­ze­prä­si­dent der Uni­ver­si­tät Ham­burg, Pro­fes­sor Hol­ger Fi­scher, der Aka­de­mie der Wis­sen­schaft zu Göt­tin­gen. Er be­ton­te aber auch die enge Ver­bun­den­heit des Wer­kes – als Erbe Bruno Snells – mit der Ge­schich­te der Uni­ver­si­tät Ham­burg: „Ein Stück Ham­bur­ger Ge­schich­te wird heute zu einem sehr er­folg­rei­chen Ab­schluss ge­führt. Das ist wirk­lich be­wun­derns­wert, denn es ist nicht un­be­dingt die Regel, dass ein sol­ches Mo­nu­men­tal­werk über so viele Jahre – ich möch­te sagen, still, leise und be­harr­lich – im wahrs­ten Sinne des Wor­tes buch­stäb­lich zu Ende ge­bracht wird.“

Dienst­leis­tung für ein Fach­pu­bli­kum

Das Le­xi­kon des früh­grie­chi­schen Epos bie­tet durch die von Snell und sei­nen Mit­ar­bei­tern ein­ge­führ­te Gründ­lich­keit eine um­fang­rei­che und so­li­de Basis für das Ver­ständ­nis des epi­schen Wort­schat­zes. Es ist eine Dienst­leis­tung für ein in­ter­es­sier­tes Fach­pu­bli­kum und er­mög­licht fun­dier­te Er­for­schung der wei­te­ren Ent­wick­lung des Wort­schaf­tes vor allem in der Dich­tung und der Phi­lo­so­phie.

55-​jäh­ri­ge Ge­schich­te eines Le­xi­kons

Die Vor­ge­hens­wei­se war fol­gen­de: die Au­to­ren der Le­xi­kon­ar­ti­kel ver­teil­ten unter sich die zu be­ar­bei­ten­den grie­chi­schen Wör­ter auf einer jähr­li­chen Kon­fe­renz, lie­ßen den je­weils von einem Autor ver­fass­ten Ar­ti­kel dann von einem Fach­kol­le­gen ge­gen­le­sen und an­schlie­ßend von einem Re­dak­tor prü­fen. Der erste Band, der nach 26 Jah­ren fer­tig­ge­stellt wurde, be­ar­bei­tet nur den Buch­sta­ben Alpha, wobei man wis­sen muss, dass sehr viele grie­chi­sche Wör­ter mit Alpha be­gin­nen – rund 1/6. Die Deut­sche For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) woll­te sich 1976 aus die Fi­nan­zie­rung des Pro­jekts zu­rück­zie­hen. Erst eine in­ter­na­tio­na­le Un­ter­schrif­ten­samm­lung er­reich­te, dass sie ihre Un­ter­stüt­zung noch bis 1980 fort­setz­te. Da­nach über­nahm die Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten zu Göt­tin­gen das „Le­xi­kon des früh­grie­chi­schen Epos“. An der Uni­ver­si­tät Ham­burg blieb je­doch eine Ar­beits­stel­le des Le­xi­kon be­ste­hen, und das Pro­jekt bekam bis zu­letzt fi­nan­zi­el­le, sach­li­che und räum­li­che Un­ter­stüt­zung durch die Freie und Han­se­stadt Ham­burg. Ab dem Buch­sta­be Beta wurde eine deut­li­che Straf­fung der Ar­beit und Kür­zung der Dar­stel­lung vor­ge­nom­men.

Bruno Snells Erbe

Bruno Snell hat der Uni­ver­si­tät Ham­burg nicht nur das Erbe sei­nes wis­sen­schaft­li­chen Wir­kens hin­ter­las­sen, wie das große Le­xi­kon des alt­grie­chi­schen Epos. Vi­ze­prä­si­dent Pro­fes­sor Hol­ger Fi­scher be­ton­te bei den Fei­er­lich­kei­ten zum Le­xi­kon­ab­schluss auch, „dass Bruno Snell an die­ser Uni­ver­si­tät in Er­in­ne­rung bleibt, weil er als einer von we­ni­gen Pro­fes­so­ren, in der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus auf­recht blieb und sich cou­ra­giert der Gleich­schal­tung wi­der­setz­te. Des­halb ist er eine Sym­bol­fi­gur.“
A. Bärt­hel
 



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