Der Fluss Okavango fließt durch die südafrikanischen Länder Angola, Namibia und Botsuana, Foto: UHH/Schnegg
Kontakt:
Prof. Dr. Norbert Jürgens
Biozentrum Klein Flottbek und Botanischer Garten
e. juergens-at-botanik.uni-hamburg.de
Dr. Alexander Gröngröft
Institut für Bodenkunde
t. 040.42838-4395
e. a.groengroeft-at-ifb.uni-hamburg.de
Dr. Michael Proepper
Institut für Ethnologie
t. 040.42838-3850
e. michael.proepper-at-uni-hamburg.de
Prof. Michael Schnegg
Institut für Ethnologie
t. 040.42838-7915
e. michael.schnegg-at-uni-hamburg.de
Nachhaltige Landnutzung am Fluss Okavango im südlichen Afrika
Ab sofort startet ein neues groß angelegtes internationales Projekt: „The Future Okavango“ soll in den nächsten fünf Jahren die Nutzung natürlicher Ressourcen entlang des Flusses Okavango untersuchen und optimieren. Unter der Federführung von Professor Norbert Jürgens (Biozentrum Klein Flottbek und Botanischer Garten) beteiligen sich vier Institute der Universität Hamburg und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit 4 Millionen Euro.
Der Okavango Fluss ist 1 700 Kilometer lang und fließt durch drei afrikanische Länder: Angola, Namibia und Botsuana, wo er im weltgrößten Inland-Delta in der Erde versickert bzw. in der trockenen Luft der Kalahari-Wüste verdunstet. Die natürlichen Ressourcen rund um den Fluss sind reichhaltig und die Formen der Nutzung vielfältig, dennoch leben die Menschen am Fluss überwiegend in Armut und sind auf Entwicklungshilfe angewiesen. Das Ziel der internationalen Expertengruppe und der Partner vor Ort ist es, im Projekt „The Future Okavango“ die Landnutzung mit innovativen Konzepten und Strategien zu optimieren. Hierbei arbeiten Natur-, Kultur- sowie Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zusammen. Von der Universität Hamburg sind die Institute Bodenkunde, Botanik, Ethnologie und Geographie beteiligt.
Erste Phase: Bodenproben und Befragungen
Der Projektplan sieht in einer ersten Phase eine Analyse der natürlichen Ressourcen wie Holz- und Wasservorkommen sowie Nahrungsmittel im Okavango-Gebiet vor. Zudem sollen die kulturellen und ästhetischen Werte der Region und die unterschiedlichen Formen der Landnutzung erfasst werden. Während Naturwissenschaftler Boden-, Pflanzen- und Wasserproben untersuchen, bedeutet das beispielsweise für Ethnologen, das Leben und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort und ihre Wahrnehmung der Natur mittels Befragungen zu begreifen.
Zweite Phase: Ackerbau und/oder Tourismus?
In einem zweiten Schritt sollen die Leistungen möglicher Nutzungsszenarien für die unterschiedlichen Gebiete beschrieben und gegeneinander ab gewägt werden. So stehen der Wert und die Optimierungsmöglichkeiten des traditionellen Ackerbaus, der mit einfachsten Geräten, geringem Ertrag, aber einem schonenden Umgang mit der Umwelt einhergeht, bestimmten Formen der industriellen Landwirtschaft oder Energiepflanzenproduktion gegenüber. Diese sind wesentlich lukrativer, benötigen aber große Mengen an Wasser und belasten benachbarte Ökosysteme mit Schadstoffen. Außerdem wird die Holznutzung der Urwaldflächen bewertet oder die Möglichkeit, den Tourismus in der Region auszubauen.
Die ökonomische Betrachtung der Landnutzungsszenarien ist für „The Future Okavango“ ein zentrales Element. Dabei geht es nicht um einen kurzfristigen ökonomischen Nutzen, wie er durch den Verkauf von Tropenhölzern erzielt werden kann, sondern um nachhaltigen Landgebrauch. „Für die afrikanischen Länder bedeutet nachhaltiges Handeln auch ein sparsamer und effizienter Umgang mit Wasser, da sich die Trockenheit aufgrund des Klimawandels ausbreitet und sich die Bevölkerung in den nächsten 50 Jahren nahezu verdoppeln wird“, erklärt der Projektkoordinator Professor Jürgens. Und der Okavango sei für die Wasserversorgung des südlichen Afrikas enorm wichtig, deshalb setze das Projekt genau in dieser Gegend an. Die hier gefundenen Lösungen sollen dann auf andere Regionen übertragen werden.
Partner des Projekts
„The Future Okavango“ arbeitet vor Ort mit Forschungseinrichtungen und verschiedenen gesellschaftspolitischen Gruppen zusammen. Das Projekt kann auf ein regionales Netz an Kontakten zurückgreifen, die seit 2000 durch das Projekt BIOTA-AFRICA aufgebaut wurden. Zu den Partnern gehören u.a. das Harry Oppenheimer Okavango Research Institute in Maun im Okavango-Delta, die Universitäten und Ministerien in den drei Ländern, aber auch die internationale „Okavango River Basin Commission“ (OKACOM), die mit Hilfe der wissenschaftlichen Daten Konflikte zwischen den oben und unten gelegenen Orten am Fluss regeln soll.
A. Bärthel