Ziel des „Biogeographic Atlas of the Southern Ocean“ ist es, den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zu Verteilungsmustern der Lebewesen, die im Südlichen Ozean vorkommen, darzustellen und einen veralteten Atlas von 1969 zu ersetzen.
Anstoß für den Atlas waren zwei große Forschungsprojekte der vergangenen Jahre, in denen die „Volkszählung der Meeresorganismen“ des Antarktischen Eismeers umfassend untersucht wurde. Der „Census of Antarctic Marine Life (CAML)“ untersuchte von 2005 bis 2010 die Eigenschaften, das Vorkommen und die Häufigkeit aller lebenden Organismen des Südlichen Ozeans. In enger Verbindung mit diesem Projekt initiierte das SCAR Marine Biodiversity Information Network (SCAR-MarBIN) ein Netzwerk aus Datenbanken, die historische und aktuelle Forschungsergebnisse verbinden und ein umfassendes Register antarktischer Meeresspezies bilden.
Von Asseln und anderen Tiefsee-Gemeinschaften
Prof. Dr. Angelika Brandt etwa befasst sich in ihrem Aufsatz „Deep-sea communities“ mit allgemeinen Trends, die in der Verbreitung verschiedener Organismengruppen unterhalb von 3.000 Metern Tiefe zu beobachten sind. Die Beispiele erstrecken sich dabei durch die häufigsten wirbellosen Tiergruppen aller Größenklassen – von kleinsten Fadenwürmern über Krebse und Meeresborstenwürmer bis hin zu Stachelhäutern wie Seesternen, Seeigeln oder Seegurken.
Eine spezielle Tiergruppe, die Meeresasseln, beschreibt Dr. Stefanie Kaiser in ihrem Aufsatz „Antarctic and Subantarctic sopod crustaceans“. Während ihrer Promotion am Zoologischen Museum der Universität Hamburg erforschte Kaiser, die inzwischen am Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung in Wilhelmshaven tätig ist, die Verbreitung der Isopoden, besser bekannt als Asseln, die im marinen Lebensraum in allen Tiefen vorkommen und sich durch eine hohe Anpassung und Artenvielfalt auszeichnen. Sie stellt dar, welche morphologischen Ausprägungen zum evolutionären Erfolg der 440 Isopoda-Spezies, die im Südlichen Ozean bisher beschrieben wurden, geführt haben.
Moderne Methoden der Analyse und Visualisierung
„Dieser Atlas wird für die Antarktisforschung von großer Bedeutung sein“, erklärt Prof. Brandt. Die Informationen darüber, wo welche Lebewesen vorkommen, seien zudem für andere Bereiche hochinteressant, etwa beim Erkennen und Verstehen der Auswirkungen von Umweltveränderungen, zur Überwachung der Biodiversität und zum Erhalt der Ökosysteme.
Im Vergleich zu den Forschungsansätzen vorheriger Jahrzehnte basieren die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die im Atlas zusammengetragen wurden, auf deutlich umfangreicheren Datensätzen sowie neuen molekularen und genetischen Untersuchungen. Auch die Methoden der Analyse, Visualisierung, Modellierung und Vorhersage entsprechen den modernsten Standards.
PM/Red.