UHH Newsletter

September 2014, Nr. 66

FORSCHUNG

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Von globaler Bedeutung für das Klima: die Antarktis. Foto: "Eisberg", siyu, Lizenz: CC BY-SA 2.0, Quelle: www.flickr.com


Kontakt:

Prof. Dr. Angelika Brandt
Biozentrum Grindel und Zoologisches Museum

t. 040.42838-2278
e. ABrandt"AT"zoologie.uni-hamburg.de

Website

Quo vadis Antarktisforschung? Internationale Gemeinschaft der Antarktis-Wissenschaft formuliert erstmals Herausforderungen für die Zukunft

Wie beeinflusst der Klimawandel in den Polregionen weltweit die Ozeane und das Wetter? Was geschieht, wenn durch das Abschmelzen des Polareises immer mehr Süßwasser in die Meere gelangt? 75 führende Persönlichkeiten der Antarktisforschung aus 22 Ländern haben im so genannten „SCAR Horizon Scan“ die drängendsten Forschungsfragen zu Antarktis und Südlichem Ozean für die kommenden 20 Jahre verabschiedet. Damit wurde erstmals eine gemeinsame und disziplinübergreifende Vision der Antarktiswissenschaft formuliert. Auch Prof. Dr. Angelika Brandt vom Biozentrum Grindel und Zoologischen Museum der Universität Hamburg war an der Ausarbeitung beteiligt.

Der offizielle Bericht des Scientific Committee on Antarctic Research (SCAR) ist im August in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature“ erschienen. Die Autorinnen und Autoren formulieren darin auch zentrale Forderungen, die erfüllt sein müssen, um der globalen Bedeutung der Antarktis gerecht zu werden:

  • Eine langfristige und verlässliche Forschungsförderung,
  • ganzjähriger Zugang zu allen Antarktisregionen,
  • Einsatz neuer Technologien,
  • Stärkung des Umweltschutzes sowie
  • verstärkte internationale Zusammenarbeit und bessere Kommunikation zwischen allen Beteiligten aus Wissenschaft, Logistik, Forschungsförderung, Politik und Öffentlichkeit.

Sechs Schwerpunkte der künftigen Antarktisforschung

Die wichtigsten Themen der künftigen Antarktisforschung lassen sich in sechs Schwerpunkte unterteilen. Dazu gehört zum einen die weitere Untersuchung der globalen Bedeutung von antarktischer Atmosphäre und Südlichem Ozean – also z.B. in Bezug auf die Frage, wie das Zusammenspiel von Atmosphäre, Ozean und Polareis das Tempo des Klimawandels beeinflusst. Einen weiteren Schwerpunkt der künftigen Forschung sehen die Expertinnen und Experten im Verständnis der Ursachen für den Rückgang der polaren Eismassen, der verstärkt Süßwasser in die Tiefsee gelangen lässt.

Außerdem soll die Geschichte der Antarktis stärker erforscht und der Frage nachgegangen werden, wie das antarktische Ökosystem sich entwickelt hat und wie es überleben konnte. Des Weiteren soll die Region stärker genutzt werden, um wegen der guten Sichtbedingungen das All zu beobachten und anhand unter dem Eis eingeschlossener Seen oder Meteoriten mehr über die Entstehung der Erde und des Weltraums zu erfahren. Und schließlich wurde der menschliche Einfluss auf die Antarktisregion als wichtiges Forschungsfeld identifiziert.

Komplexe Wechselwirkungen und Umweltfaktoren im Fokus

Künftig wollen Biologinnen und Biologen, Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler, Klimaforscherinnen und -forscher sowie Ozeanographinnen und Ozeanographen stärker zusammenarbeiten, um herauszufinden, wie nicht nur einzelne Arten, sondern ganze Tier- und Pflanzengesellschaften auf Umweltveränderungen reagieren und welche Wechselwirkungen sich daraus zwischen Atmosphäre, Land, Wasser, Eis und den Organismen ergeben.

Dabei sollen nicht mehr nur einzelne Faktoren, sondern verstärkt Kombinationen aus mehreren Umweltfaktoren betrachtet werden. Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wollen die Ergebnisse nutzen, um sie in Klimamodelle einzufügen und die Veränderungen in Ökosystemen realitätsnäher abzubilden.

Prof. Dr. Angelika Brandt: „Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, dieses gemeinsame Positionspapier für die Antarktisforschung zu verabschieden. Es geht schließlich um nichts weniger als um die Zukunft unseres Planeten, und die Antarktisforschung ist extrem wichtig für unser Verständnis davon, wie das Zusammenspiel verschiedener Klimafaktoren und der Biosphäre sowohl auf dem Festland als auch im Ozean, einschließlich der Rolle der Menschheit, funktioniert und was wir für die Erhaltung unseres Lebensraums Erde tun können.“


Originalstudie: Mahlon C. Kennicutt II, Steven L. Chown et al. 2014: Six Priorities for Antarctic Research. Comment in Nature 512, 23–25; 2014. Den Katalog der 80 Fragen gibt es dort als Supplementary Material.

PM/Red.
 
 
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