UHH Newsletter

De­zem­ber 2012, Nr. 45

FOR­SCHUNG

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Dienstbesprechung an der hellenistischen Stadtmauer der antiken Stadt Gadara, oben das Grabungshaus des Teams. Foto: UHH/AndraschkoArchäologie und Tagespolitik: Im Vordergrund das römische Straßenpflaster, im Hintergrund jordanische Bunker aus dem 6-Tage-Krieg. Foto: UHH/AndraschkoBlick in die Geschichte: Der See Genezareth, die Golanhöhen und das Yarmuk-Tal im Dreiländereck Israel, Syrien, Jordanien mit den Resten der antiken Stadt Gadara im Vordergrund.
Foto: UHH/AndraschkoLevantischer Feuerstein in den Kalksteinformationen. Hier wurde im Neolithikum Flint abgebaut und weiterverarbeitet. Foto: UHH/Meller
Mit­tel­pa­läo­li­thi­scher Faust­keil, ein All­zweck­werk­zeug der Alt­stein­zeit. Foto: Büh­rig, DAI



Kon­takt:

Dr. Frank An­drasch­ko
Vor- und Früh­ge­schicht­li­che Ar­chäo­lo­gie
t. 040.42838-​4724
e. frank.​andraschko@​uni-​ham­burg.de

Dr.-Ing. Clau­dia Büh­rig
Deut­sches Ar­chäo­lo­gi­sches In­sti­tut
Ori­ent-​Ab­tei­lung
t. 030.187711-​210
e. clb@​orient.​dainst.​de

Ham­bur­ger Ar­chäo­lo­gen-​Team ent­deckt Feu­er­stein­berg­werk in Jor­da­ni­en

Sy­ri­en ist vor allem wegen der an­dau­ern­den Kon­flik­te Thema in den Me­di­en. Doch trotz der Kämp­fe, die immer wie­der über die Lan­des­gren­zen hin­aus­zu­ge­hen dro­hen, ar­bei­ten im Grenz­ge­biet zwi­schen Sy­ri­en und Jor­da­ni­en Ar­chäo­lo­gin­nen und Ar­chäo­lo­gen an Aus­gra­bun­gen. Ein Team um Dr. Frank An­drasch­ko von der Uni­ver­si­tät Ham­burg und Dr.-Ing. Clau­dia Büh­rig (Deut­sches Ar­chäo­lo­gi­sches In­sti­tut, Ori­ent-​Ab­tei­lung, Ber­lin) hat nun ein jung­stein­zeit­li­ches Feu­er­stein­berg­werk ent­deckt. Sol­che Ent­de­ckun­gen aus die­ser Zeit hat es bis­her noch nicht ge­ge­ben.
Die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tät Ham­burg, der Ha­fen­ci­ty-​Uni­ver­si­tät und des Deut­schen Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tuts führ­ten im Herbst im Um­land der an­ti­ken Stadt Ga­dara, heute Umm Qays, ar­chäo­lo­gi­sche Un­ter­su­chun­gen durch. Dabei wur­den neben dem ober­tä­gi­gen Feu­er­stein­berg­werk aus der Jung­stein­zeit (wahr­schein­lich Prä­ke­ra­mi­sches Neo­li­thi­kum B um 7000 v.Chr.) auch äl­te­re Feu­er­stein­ar­te­fak­te ge­fun­den.

Das her­aus­ra­gen­de Stück ist ein Faust­keil, der mit ei­ni­ger Si­cher­heit aus dem Mitt­le­ren Pa­läo­li­thi­kum stammt (ca. 300.000 – 40.000 v.Chr.). Aber auch zahl­rei­che an­de­re Ge­rä­te wie Sti­chel, Boh­rer und Krat­zer, die als Werk­zeu­ge zum Ver­ar­bei­ten der Jagd­beu­te ge­nutzt wur­den, las­sen wich­ti­ge Rück­schlüs­se auf das da­ma­li­ge Leben in die­sem Ge­biet zu. Die un­ter­schied­li­chen Wirt­schafts­stra­te­gi­en der alt­stein­zeit­li­chen Jä­ger-​ und Samm­ler­grup­pen im Über­gang zu länd­li­chen No­ma­den-​ und Acker­bau­ge­sell­schaf­ten des Neo­li­thi­kums rü­cken damit in die­ser Re­gi­on in den Fokus der For­schung.

Un­ge­wöhn­li­che Funde in die­ser Re­gi­on

„Bis­her sind Funde in die­ser Re­gi­on und die­ser Da­tie­rung nicht be­kannt. Die nun ent­deck­ten Flin­tar­te­fak­te schlie­ßen eine we­sent­li­che geo­gra­fi­sche und chro­no­lo­gi­sche Wis­sens­lü­cke zwi­schen Sy­ri­en und dem süd­li­chen Jor­da­ni­en“, er­klärt Frank An­drasch­ko, Mit­ar­bei­ter für Vor- und Früh­ge­schicht­li­che Ar­chäo­lo­gie am Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tut der Uni­ver­si­tät Ham­burg und fe­der­füh­rend bei dem Pro­jekt. Für die auch als Neo­li­thi­kum be­zeich­ne­te Jung­stein­zeit, die den Über­gang von Jä­gern und Samm­le­rin­nen zur Sess­haf­tig­keit mar­kiert, sei ein Feu­er­stein­berg­werk zwar nicht un­ge­wöhn­lich, aber die geo­gra­fi­sche Lage an der Nord­gren­ze Jor­da­ni­ens, süd­lich der Go­lan­hö­hen, sei durch­aus über­ra­schend. „Man will ja nicht gleich von Sen­sa­ti­on spre­chen, aber ge­rech­net hat damit nie­mand“, er­gänzt An­drasch­ko.

Un­ter­su­chun­gen sol­len in Ko­ope­ra­ti­on mit Jor­da­ni­en wei­ter­ge­führt wer­den

An der Nord­gren­ze Jor­da­ni­ens zu Sy­ri­en und Is­ra­el füh­ren deut­sche Ar­chäo­lo­gin­nen und Ar­chäo­lo­gen sowie Bau­for­sche­rin­nen und Bau­for­scher unter Fe­der­füh­rung des Deut­schen Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tuts be­reits seit mehr als 30 Jah­ren Un­ter­su­chun­gen der an­ti­ken Stadt Ga­dara und des Um­lan­des durch. Ak­tu­ell wird dort ein Na­tur­schutz­ge­biet ein­ge­rich­tet, das lang­fris­tig auf die UNESCO-​Welt­kul­tur­er­be-​Lis­te ge­bracht wer­den soll.

Die Un­ter­su­chun­gen in Ga­dara sol­len zu­künf­tig in Zu­sam­men­ar­beit mit jor­da­ni­schen Part­nern fort­ge­setzt und auf den Auf­bau von Na­tur­schutz­pro­jek­ten und kul­tur­tou­ris­ti­schen In­for­ma­ti­ons­sys­te­men im neuen Yar­mouk-​Na­tio­nal­park in Jor­da­ni­en aus­ge­dehnt wer­den.
Red.
 



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Dr. Frank An­drasch­ko
Vor- und Früh­ge­schicht­li­che Ar­chäo­lo­gie
t. 040.42838-​4724
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