Kontakt:
Dr. Monika Pater
Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft
t. 040.42838-3821
e. monika.pater"AT"uni-hamburg.de
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Mehr als 70 Vortragende und Teilnehmende aus fünf europäischen Ländern waren vom 28. bis 30 September zu Gast an der Universität Hamburg. Auf der Tagung „Körperbilder – Körperpraktiken“ diskutierten sie über visuelle und mediale Darstellungen von Körper(lichkeit).
Der Fokus der Tagung lag auf den digitalen Medien, die die Darstellung von Körpern und der Körperlichkeit in unserer Gesellschaft befördern: Körperbilder werden auf Plattformen wie Instagram, Beauty-Blogs oder YouTube-Kanälen visuell repräsentiert, (re-)produziert, verbreitet, modifiziert und angeeignet. Dadurch prägen digitale Medien die gesellschaftliche und politische Aushandlung von Körperlichkeit – das heißt, sie schaffen beispielsweise Körpernormen.
Digitale Medien bilden schon auf technischer Ebene Normen, denn die Bedienoberfläche einer Software wie Instagram sei bestimmend dafür, wie Bilder bearbeitet werden, führten die Professorin Gerit Götzenbrucker und die Doktorandin Maria Schreiber von der Universität Wien auf der Tagung aus. So werde für jedes Medium „ästhetisches Wissen“ geschaffen. Das zeigt sich etwa in gesellschaftlichen Standards für Format, Filter oder Posen.
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Christian Schwarzenegger, Jakob Hörtnagl und Lena Erber von der Universität Augsburg zeigten, wie Instagram als Plattform für die Optimierung und Disziplinierung des eigenen Körpers dient. Doch anstatt der damit versprochenen Selbstbestimmung würden sich junge Frauen in neue, selbstgewählte Abhängigkeiten begeben – nämlich dem Streben nach einem vorgegebenen Idealkörper.
Dieses Streben nach einem vorbildlichen, gesunden Körper werde von Beauty Apps weitreichend geprägt, so Professorin Rosalind Gill von der City University in London. Sie zeigte die Widersprüchlichkeit aktueller Körperdiskurse auf: Körper-Optimierungs-Apps stehen im Gegensatz zu „Love-your-Body“-Botschaften der Modeindustrie.
Körperbilder nehmen auch auf politische Diskurse Einfluss. So werden etwa alternde Körper in Journalismus und Werbung häufig mit dem Typus des „jungen Alten“ visualisiert, erläuterten Professorin Martina Thiele und Doktorandin Helena Attender von der Universität Salzburg. Dieser Typus werde in der Werbung für anhaltende Jugendlichkeit verwendet – im Journalismus diene er jedoch oft als politisches Argument für die Anhebung des Rentenalters.
Auch Körperbilder von Geflüchteten haben politische Implikationen, wie Professorin Ricarda Drücke von der Universität Salzburg anhand von Pressefotografien zeigte. Ein häufiges Motiv sei z.B. eine Gruppe von Männern, die die Metaphern von „Flut“ und „Schwemme“ befördere. Motive von Geflüchteten, deren Körper sich bei Polizeibewachung nur in einer abgesteckten Grenze bewegen dürften, verorten die Geflüchteten eher außerhalb statt innerhalb einer imaginierten Gemeinschaft Europas.
Die gemeinsame Jahrestagung zweier Fachgruppen der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) wurde ausgerichtet vom Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft und unterstützt von der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg.