UHH Newsletter

Oktober 2016, Nr. 89

FORSCHUNG



Kontakt:

Prof. Dr. Michael Köhl
Universität Hamburg
Zentrum für Holzwirtschaft

t. 040.73962-100
e. michael.koehl"AT"uni-hamburg.de

Die meisten und die tödlichsten Angriffe durch Tiere auf Menschen gehen in Nepal von Asiatischen Elefanten aus. Foto: Pixabay

Die meisten und die tödlichsten Angriffe durch Tiere auf Menschen gehen in Nepal von Asiatischen Elefanten aus. Foto: Pixabay

Mensch-Wildtier-Konflikte vermeiden: Hamburger Forscher analysieren Angriffe von Tieren auf Menschen in Nepal

Wo Lebensräume und Interessen von Menschen und Wildtieren aufeinandertreffen, kommt es oft zu sogenannten „Human-wildlife conflicts“. Durch sie sinkt die Bereitschaft der Bevölkerung, Umwelt- und Tierschutzmaßnahmen zu unterstützen. Ein Forscherteam des Instituts für Weltforstwirtschaft der Universität Hamburg hat am Beispiel Nepals erstmals über einen längeren Zeitraum und für ganz Indien die verzeichneten „Human-wildlife conflicts“ analysiert. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht.

Prof. Dr. Michael Köhl, Dr. Prem Raj Neupane und Krishna Prasad Acharya von der Universität Hamburg sowie Prakash Kumar Paudel vom Kathmandu Institute of Applied Sciences (Nepal) untersuchten den Zeitraum von Januar 2010 bis Dezember 2014, in dem es zu insgesamt 463 „Human-wildlife conflicts“ kam, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Sie fanden heraus, dass diese hauptsächlich von Asiatischen Elefanten (30%), Leoparden (21%) und Nashörnern (18%) ausgingen. Die Angriffe durch Elefanten oder Leoparden endeten zudem am häufigsten tödlich. Tigerangriffe waren dagegen seltener (10%), aber dafür verhältnismäßig häufig mit tödlichem Ausgang.

Angriffe vor allem außerhalb der Schutzgebiete

Nepal zeichnet sich durch eine sehr hohe Artenvielfalt (Biodiversität) aus: 23 Prozent der Landesfläche sind sogenannte „protected areas“. In den tiefer gelegenen Landesteilen sind diese aber selten, und dort werden viele Wälder von den Gemeinden verwaltet. Durch Aufforstungsmaßnahmen, die in erster Linie der Produktion von Brennholz und Baumaterial dienen, haben sich dort auch Populationen gefährlicher Tierarten, wie Tiger, Elefanten und Leoparden, auf der Suche nach Nahrung in den Wäldern nahe den Dörfern angesiedelt.

„Unsere Analyse ergab, dass die meisten Angriffe außerhalb der Schutzgebiete, in dicht besiedelten Gegenden und vor allem in der Nähe von Wäldern stattfanden“, erklärt Prof. Dr. Michael Köhl. Insbesondere Elefanten und Leoparden hätten in der Mehrheit der Fälle auf Feldern oder in Siedlungen Menschen angegriffen. „Auf der Suche nach Nahrung orientieren sich die Tiere stark zu den Feldern bzw. dem Nutzvieh der Menschen, wodurch es zu Konfrontationen kommt, die für die Menschen mitunter tödlich enden“, so Köhl. Die Forscher entdeckten auch, dass es sowohl bei Elefanten und Leoparden als auch bei Nashörnern vor allem in der Trockenzeit während des Winters zu Zwischenfällen kam, wenn die Nahrung besonders knapp ist.

Gezielte Maßnahmen für einzelne Tierarten

Insgesamt kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Vermeidung der „Human-wildlife conflicts“ und damit auch der langfristige Schutz der Biodiversität nur gelingen kann, wenn mit gezielten Maßnahmen auf die einzelnen Tierarten eingegangen wird. Die Forscher empfehlen beispielsweise, die natürliche Beute der Leoparden zu schützen. Für die Konfliktvermeidung mit Elefanten sei es zudem sinnvoll, auf den bekannten Wanderrouten der Tiere neue Wälder zu schaffen, um so Nahrung bereitzustellen und die Landwirtschaft auf Pflanzen umzustellen, die von den Tieren nicht gefressen werden. Außerdem raten sie zur Schaffung weiterer Schutzgebiete in tiefer gelegenen Gegenden und zur Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung, zum Beispiel durch stabilere Häuser und Ställe.

Link zum Artikel: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0161717
PM/Red.
 

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