Studie: Bestnoten für Zeit, Süddeutsche und FAZ
Was gibt’s Neues? Ein Blick in die Lieblingszeitung oder in ein Nachrichtenportal im Netz geben Antwort. Doch können wir den Massenmedien vertrauen? Ein Medienökonom an der Universität Hamburg hat ein Qualitäts-Ranking für Deutschland erstellt. Überregional sind Die Zeit, Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine an der Spitze. Auf den letzten Plätzen landen Bild und Neues Deutschland.
Berücksichtigt werden insgesamt 77 Publikationen. Bei den Regionalen Tageszeitungen überzeugt der Tagesspiegel am stärksten, gefolgt von der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Osnabrücker Zeitung. Das Hamburger Abendblatt belegt Platz 16 und die Hamburger Morgenpost Platz 45. Die Sieger des Rankings ermittelte Medienökonom Dr. Christian Wellbrock durch eine wissenschaftliche Befragung von 56 führenden Journalisten und Journalistinnen sowie Medienwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen im Rahmen seiner Promotion bei Dr. Insa Sjurts, Professorin für Medienmanagement an der Universität.
Top: Spiegel Online und Tagesschau.de
Die Top-Plätze in der Rangfolge der Online-Nachrichtenportale belegen Spiegel Online und Tagesschau.de. Die Ableger der Zeitungen folgen erst danach - in der Reihenfolge Welt.de, Tagesspiegel.de und Zeit.de. „Eine Erklärung dafür könnte sein, dass Qualität im Onlinemarkt anders bewertet wird als im Printmarkt“, so Wellbrock. Online zähle vor allem die Aktualität, und das funktioniere nur mit den nötigen Ressourcen. Bei Spiegel ist das Wellbrock zufolge der Fall. Hier agieren Print- und Online-Redaktion jeweils eigenständig.
Methodisches Neuland
Wellbrock entwickelte standardisierte Online-Fragebögen mit sieben Qualitätskriterien: Aktualität, Relevanz, Richtigkeit, Verständlichkeit, Vielfalt, Vollständigkeit, Unparteilichkeit. Die Befragten bewerteten die journalistische Güte von Tages- und Wochenzeitungen sowie der bedeutendsten Online-Nachrichtenportale auf einer Skala von 1 bis 10. In den USA sind solche Zeitungsrankings auf Basis von Expertenbefragungen fester Bestandteil der Journalismusforschung. In Deutschland dagegen hat Wellbrock methodisches Neuland betreten. Hier dominieren bei Expertenbefragungen individuell ausgewertete Interviews nach qualitativen Methoden. „Die Idee einer groß angelegten quantitativen Befragung lag eigentlich auf der Straße. Ich freue mich, dass ich sie an der Universität Hamburg umsetzen konnte.“
Dampf für publizistischen Wettbewerb
Zahlreiche Medien berichteten über die Studie. Wellbrock setzt auf einen positiven Nebeneffekt. „Je größer die Medienresonanz auf dieses Ranking ist, desto besser. Ich erhoffe mir davon, dass das den publizistischen Wettbewerb unter den Medien anheizt. Denn wenn Medienmacher zu stark oder einseitig auf den wirtschaftlichen Erfolg setzen, kann das gefährlich sein.“ Medien könnten dann ihre Aufgaben als „Vierte Gewalt“ in einer demokratischen Gesellschaft und als „Watch Dog“, also Wachhund, nicht mehr erfüllen. Grundvoraussetzung dafür sei und bleibe der Qualitätsjournalismus.
Die Ergebnisse des Rankings erschienen am 1. August in der Ausgabe 2/2011 der Fachzeitschrift „MedienWirtschaft. Zeitschrift für Medienmanagement und Medienökonomie“.
C. Kieke