UHH Newsletter

März 2013, Nr. 48

VERANSTALTUNG

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Die Projektleiterin Prof. Dr. Marianne Pieper stellte erste Forschungsergebnisse vor. Foto: Nico Schuldt



Kontakt:

Netzwerk Partizipation mehrfach diskriminierter Menschen
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Institut für Soziologie

e. cepar-at-wiso.uni-hamburg.de

Weitere Informationen unter:
www.wiso.uni-hamburg.de/cepar

Workshop zum Thema mehrfache Diskriminierung am Arbeitsmarkt zeigt: Es ist noch viel zu tun!

Die Gleichstellung aller Mitglieder einer Gesellschaft auf dem sowie ihre Inklusion in den Arbeitsmarkt sind das erklärte Ziel zahlreicher Fördermöglichkeiten und Gesetze. Doch werden viele Menschen weiterhin diskriminiert – etwa aufgrund ihres Migrationshintergrunds, einer Behinderung, ihres Geschlechts oder Alters und oft sogar in mehrfacher Hinsicht. Auch als Forschungsthema bleiben diese mehrfach diskriminierten Menschen mitunter unberücksichtigt. Vor diesem Hintergrund hat Prof. Dr. Marianne Pieper (Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften) am 6. Februar den ganztägigen Workshop „Herausforderung Inklusion“ veranstaltet.
Ziel der Veranstaltung war es, Akteurinnen und Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft miteinander ins Gespräch zu bringen und eine Diskussion darüber anzuregen, wie Inklusion auf dem Arbeitsmarkt auch für Menschen erreicht werden kann, die von mehrfacher Diskriminierung – etwa aufgrund von Behinderung und Migrationshintergrund – betroffen sind. Der Workshop wurde veranstaltet vom Projekt „Netzwerk Partizipation mehrfach diskriminierter Menschen“, das vom Europäischen Sozialfonds gefördert wird.

Kaum aussagekräftige Daten vorhanden

Es ist davon auszugehen, dass in der Hansestadt mehrere zehntausend Personen mit Behinderung und Migrationshintergrund leben. Zur Lebens- und Erwerbssituation dieser heterogenen Gruppe liegen jedoch keine aussagekräftigen statistischen Daten vor. Prof. Pieper und ihr Forschungsteam führten deshalb Interviews mit von Mehrfachdiskriminierung Betroffenen, mit Integrationsfachdiensten und -betrieben, Verbänden und der Politik sowie mit Vertreterinnen und Vertretern von 300 Hamburger Unternehmen.

Ableism und Rassismus verhindern Zugang zum Arbeitsmarkt

Erste Ergebnisse der Pilotstudie zeigen, dass einem inklusiven Zugang zum Arbeitsmarkt vor allem zwei Dinge entgegenstehen: der sogenannte Ableism (gesprochen „Able-ism“, von engl. „able“ = „fähig“) und Rassismus. Ableism bedeutet, Menschen ausschließlich anhand von Fähigkeiten zu beurteilen. Dabei werden maximale Leistungsfähigkeit und Nichtbehinderung als Norm gesetzt und Behinderung als Fehler statt als Ausdruck menschlicher Vielfalt betrachtet. Rassismus fanden die Forscherinnen und Forscher vor allem in Form der Vorstellung von geschlossenen Kulturkreisen und einer Unvereinbarkeit der Kulturen. In den telefonischen Unternehmensinterviews äußerten 60 Prozent der Befragten ableistische und rassistische Stereotype.

Inklusion als gesamtgesellschaftliche Umorientierung

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung ist: Um Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen, muss sich die Gesellschaft vom Prinzip der Integration verabschieden. Denn im Gegensatz zur Integration stehe Inklusion nicht für die Einpassung Einzelner in gesellschaftliche bzw. berufliche Normen, sondern für einen gesamtgesellschaftlichen Prozess der Umorientierung und Öffnung. „Konsequent umgesetzt“, so Prof. Pieper, „bedeutet Inklusion die Schaffung von Arbeitsbedingungen, unter denen sich die Unterscheidung in behinderte und nicht-behinderte, aber auch in Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund oder Zugehörigkeit zur Mehrheitsgesellschaft erübrigt.“

Nach verschiedenen Panels zu Sozial- und Arbeitsmarktpolitik und einer Podiumsdiskussion endete der Workshop mit konkreten Forderungen und Vorschlägen zur Inklusion. So soll z.B. die Perspektive der Mehrfachdiskriminierten in den vom Hamburger Senat Ende 2012 verabschiedeten „Hamburger Landesaktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ aufgenommen werden. Gefordert wurde auch ein anderer Sprachgebrauch – weg von einer Sprache der Defizite und Beeinträchtigungen, wie sie im Begriff „Schwerbehinderung“ durchklingt, hin zu einem Diskurs, der die Potenziale und die Selbstverständlichkeit menschlicher Vielfalt hervorhebt.

Der Dialog geht weiter

Projektleiterin Marianne Pieper kündigte an, dass es weitere Veranstaltungen zum Thema Mehrfachdiskriminierung, Inklusion und Arbeit geben werde. Den Auftakt macht die internationale Konferenz „Ableism, Racism and Conflicts of Participation and Inclusion in Society and the Labour Market“, die vom 6. bis 8. Juni 2013 an der Universität Hamburg stattfinden wird.
G. Mayer/Red.
 
 
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