Im Gespräch: G. Knies, M. Latif, J. Scheffran, Moderator, H. Dosch, A. Bennouna, K. Westphal (v. l.), Foto: KlimaCampus
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Strom aus der Wüste: Diskussion zu Desertec-Projekt
Etwa 500 Gäste verfolgten am 18. Mai 2011 im Rahmen der Reihe „Hamburger Beiträge zur Nachhaltigkeit“ eine von der Universität Hamburg und dem Forschungszentrum DESY veranstaltete Podiumsdiskussion. Zum Thema „Strom aus der Wüste – Neue Perspektiven für eine nachhaltige Partnerschaft mit Nordafrika“ erörterten Experten Fragen zu Nachhaltigkeit und Sicherheit des Wüstenstromprojekts Desertec.
„Die Wüsten der Erde empfangen in sechs Stunden mehr Energie von der Sonne, als die Menschheit in einem Jahr verbraucht“, erklärte Gerhard Knies von Desertec die Grundidee des Projekts. Gelänge es, nur wenige Prozent der weltweiten Wüstenfläche zur Stromerzeugung zu nutzen, ließe sich der Energiehunger der Welt stillen. Ausgehend von dieser Idee arbeitet die Desertec Foundation daran, Rahmenbedingungen für den Aufbau entsprechender Anlagen in Kooperation mit den entsprechenden Regionen zu schaffen und den internationalen Handel mit sauberem Strom zu ermöglichen.
Energiesicherheit und Klimaschutz
Lebhaft diskutierten an diesem Abend Gerhard Knies, Mitgründer der Desertec-Stiftung und „Vater der Wüstenstrom-Idee“, Mojib Latif, Klimawissenschaftler vom IFM-Geomar Kiel, Jürgen Scheffran, der am KlimaCampus Hamburg zum Thema Klima und Sicherheit forscht, Helmut Dosch, Vorsitzender des DESY Direktoriums, Abdelaziz Bennouna vom Nationalen Zentrum für Forschung und Technik in Marokko sowie Kirsten Westphal von der Stiftung Wissenschaft und Politik Berlin.
Auch aus Sicht des Klimaschutzes sind die Dimensionen des Desertec-Konzeptes interessant: Klimaforscher Mojib Latif betonte, dass wir, „wenn wir das 2-Grad-Ziel zur Beschränkung der Auswirkung des Klimawandels noch erreichen wollen, Gas geben müssen“.
Chance für echte Partnerschaft zwischen Nord und Süd
Welche Effekte bringt ein solches Konzept für Staaten in Nordafrika? Jürgen Scheffran und Kirsten Westphal waren sich einig, dass ein solches Projekt eine Chance zur Stabilisierung und Entwicklung der Zivilgesellschaft in dieser Region bietet. Kriterien der Nachhaltigkeit, Sozialverträglichkeit und Partizipation müssten jedoch umgesetzt werden. „Dies darf nicht nur ‚top-down‘, sondern sollte auch ‚bottom-up‘ geschehen“, so Scheffran.
Mangelndes Vertrauen und Angst vor einem energiegeleiteten Neokolonialismus könnten mögliche Konfliktfelder zwischen europäischen und afrikanischen Staaten bedeuten. Helmut Dosch wies hier auf die vermittelnde Rolle der Wissenschaft hin, die eine gemeinsame Sprache hat und wissenschaftlichen Austausch fördern kann, wenn Länder übergreifend gemeinsam ein Thema bearbeiten. Abdelaziz Bennouna betonte, welche Hoffnung er bei diesem Projekt für die Nordafrikanischen Staaten hat – er verspricht sich eine wirkliche Partnerschaft, „anders als beim Öl“.
Die Desertec Foundation ist eine Initiative, die sich einsetzt für die weltweite Übertragung von Solar- und Windstrom, der in Wüstenregionen erzeugt wurde. Die Realisierung des Desertec-Konzeptes für die Region Europa, Naher Osten und Nordafrika hat die Dii GmbH übernommen.
Das Desertec-Konzept wurde 2003–2007 auf Initiative des Club of Rome, des Hamburger Klimaschutz-Fonds und des Jordanischen Nationalen Energieforschungszentrum (NERC) von dem internationalen Netzwerk TREC aus Politikern, Wissenschaftlern und Ökonomen entwickelt. Die grundlegenden wissenschaftlichen Studien wurden vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt durchgeführt. 2009 wurde die gemeinnützige Stiftung Desertec Foundation (Hamburg) gegründet. (Quelle Desertec Foundation: Wikipedia)
A. Schütz / Janpeter Schilling / Red.