UHH Newsletter

Januar 2015, Nr. 70

FORSCHUNG



Kontakt:

Prof. Dr. Prof. h.c. Giuseppe Veltri
Fakultät für Geisteswissenschaften
Institut für Jüdische Philosophie und Religion

t. 040.42838-9587
e. giuseppe.veltri"AT"uni-hamburg.de

Sprecher der neuen Kolleg-Forschergruppe „Jüdischer Skeptizismus“ ist Prof. Dr. Prof. h.c. Giuseppe Veltri vom Institut für Jüdische Philosophie und Religion. Foto: UHH/Institut für Jüdische Philosophie und Religion

Sprecher der neuen Kolleg-Forschergruppe „Jüdischer Skeptizismus“ ist Prof. Dr. Prof. h.c. Giuseppe Veltri vom Institut für Jüdische Philosophie und Religion. Foto: UHH/Institut für Jüdische Philosophie und Religion

Erforschung des jüdischen Skeptizismus: Fast 4,2 Mio. Euro für Kolleg-Forschergruppe

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Einrichtung der neuen Kolleg-Forschergruppe „Jüdischer Skeptizismus“ unter Federführung der Universität Hamburg beschlossen. Das Projekt ist auf acht Jahre angelegt und wird ab Oktober 2015 zunächst für vier Jahre von der DFG mit fast 4,2 Mio. Euro gefördert. Sprecher ist Prof. Dr. Prof. h.c. Giuseppe Veltri vom Institut für Jüdische Philosophie und Religion.

Die Kolleg-Forschergruppe „Humanities Centre for Advanced Studies – Jewish Scepticism“ (HCAS-JS) zielt auf eine Erforschung des jüdischen Skeptizismus. Der Skeptizismus an sich ist eine Richtung der Erkenntnistheorie, die bereits seit der Antike kontrovers diskutiert wird. Sie basiert auf dem Zweifel an der Möglichkeit des Wissens und stellt alles prinzipiell und immer wieder in Frage. Obwohl das Hinterfragen aller Aspekte des Lebens ein grundlegendes Merkmal des Judentums ist und Skepsis das erkenntnistheoretische Verstehen der Realität in der jüdischen Philosophie wesentlich bestimmt, wurde die Annahme eines speziell jüdischen Skeptizismus in der bisherigen Forschung kaum berücksichtigt.

Skeptizismus – philosophisch und als Grundeinstellung betrachtet

Im Rahmen des HCAS-JS wird Skeptizismus in seiner allgemeinen Bedeutung verstanden als Untersuchung von weltlichen wie geistlichen Überzeugungen und Erkenntnissen, als der Ausdruck von Zweifel gegenüber jeder Art von Autorität. Das beinhaltet zum einen die Frage nach dem Wahrheitskriterium, also nach welchen Maßstäben etwas überhaupt als „wahr“ gelten kann. Und zum anderen die Haltung, ein Urteil über einen Sachverhalt gezielt aufzuschieben, um Dogmatismus – also das unkritische Festhalten an bestehenden Lehr- und Glaubenssätzen – zu vermeiden.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen das Thema von zwei Seiten beleuchten: Zum einen wollen sie Skeptizismus als philosophische Strömung innerhalb der jüdischen Tradition untersuchen, zum anderen interessiert sie die Skepsis als Grundeinstellung, deren kulturelle Ausprägungen analysiert werden sollen.

Transkulturelles und interdisziplinäres Forschungsprojekt

„Um die Komplexität der jüdischen Skepsis und ihre Verknüpfung mit anderen Traditionen in der westlichen Philosophie und Kultur zu untersuchen, bietet das Format der Kolleg-Forschergruppe ideale Möglichkeiten, denn das Forschungsfeld des HCAS-JS ist transkulturell angelegt“, so Prof. Veltri. Durch die Einrichtung eines Fellowship-Programmes werden außerdem sowohl internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch 15 Professorinnen und Professoren der Universität Hamburg aus verschiedenen Disziplinen in die Forschung eingebunden.

Ein Schwerpunkt wird auf der Erforschung der Frühen Neuzeit (ca. 1500 bis 1800) als einer Epoche der Wiederentdeckung und Neubewertung antiker Skepsis liegen.

Bundesweit nur elf Kolleg-Forschergruppen

„Ich gratuliere Prof. Veltri und seinem Team zu diesem Erfolg und freue mich besonders, dass damit künftig eine von bundesweit nur elf Kolleg-Forschergruppen an der Universität Hamburg arbeiten wird. Die jüdischen Wissenskulturen haben in Europa entscheidend mitgeprägt und ihr Verständnis kann uns helfen, das Wissensmanagement von heute zu gestalten“, so Universitätspräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen.

Die DFG hat aktuell vier neue Kolleg-Forschergruppen eingerichtet, so dass bundesweit nun insgesamt elf bestehen. Sie sind ein speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnittenes Förderangebot und werden für einen Zeitraum von insgesamt acht Jahren gefördert.

PM/Red.
 
 
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