Noch einmal herzlichen Glückwunsch zum doppelten Sieg beim FameLab-Regionalentscheid in Hamburg – du bist Publikums- und Jurysieger. Hast du den Doppeltriumph schon verarbeitet?
Ja, das war eine super Sache. Meinen Eltern und Freunden, die nicht dabei sein konnten, werde ich den Auftritt sicherlich noch mal auf Youtube zeigen.
Du wirktest auf der Bühne ganz entspannt. War der FameLab-Entscheid dein erster Wettbewerb dieser Art?
Ich habe mit dem Thema schon mal bei einem Science Slam mitgemacht, wobei das FameLab doch noch mal was ganz anderes ist, weil man sich bei seiner Präsentation nicht auf Powerpoint-Folien stützen kann und weil drei Minuten echt kurz sind.
Und wie bist du zu dieser Art von Wissenschaftskommunikation gekommen?
Ich bin dazu gekommen, als ich meine Diplomarbeit am DESY geschrieben habe. Da habe ich für die Öffentlichkeitsarbeit Führungen und Vorträge für Besuchergruppen gemacht und daran großen Spaß gefunden. Es ist großartig, den Leuten, die DESY besuchen, zu zeigen, was da gemacht wird und ihnen gleichzeitig die Physik zu erklären. Da habe ich mir gedacht, dass so ein Wettbewerb genau mein Ding ist.
Du hast deine Arbeit als Experimentalphysiker am Teilchenbeschleuniger mit einem LKW-Motor (Teilchen) und Popcorn (Produkte, die bei Reaktionen entstehen) erklärt. Wie kommt man auf einen solchen Vergleich?
Solche Sachen schießen mir manchmal einfach in den Kopf, wenn ich versuche, jemandem etwas zu erklären. Vielleicht bin ich ein bisschen inspiriert von einem guten Physiklehrer, den ich in der Schule hatte, denn er hat uns vorgemacht, an so komplexe Probleme mit einfachen Gedankengängen ranzugehen. Wenn ich an eine Teilchenreaktion denke, dann habe ich manchmal so verrückte Assoziationen. Nicht alle klappen, aber manche Bilder funktionieren am Ende sehr gut.
Wer ist denn dein Testpublikum?
In meinem Bekanntenkreis habe ich wahrscheinlich mehr Physiker als Nicht-Physiker. Aber ich übe durch den Kontakt mit den Besucherinnen und Besuchern des DESY. Und natürlich auch im Gespräch mit meiner Familie und anderen Bekannten: Bei Physikern stellt sich ja immer die spannende Frage „Was machst du da eigentlich“, und dann muss man immer gleich einen Fünf-Minuten-Vortrag halten, das gehört quasi dazu.
Beim FameLab hast du ja sogar nur drei Minuten Präsentationszeit. Was ist da die größte Herausforderung?
Das schwierigste war tatsächlich, mich auf die Zeit zu beschränken. Ich habe den Vortrag, den ich mir überlegt hatte, laut gesprochen und dabei die Zeit gestoppt. Ich musste wirklich darauf achten, dass ich nicht zu weit abschweife und, dass ich manche Gedanken, die vielleicht interessant sind, trotzdem weglasse, damit es in die Zeit passt.
War es eine Herausforderung zwei Vorträge vorzubereiten – einen für die erste Runde, und einen, falls du eine Runde weiter kommst?
Ich habe – und da war ich glücklicherweise nicht der einzige – komplett verplant, dass es eine zweite Präsentation geben sollte und habe sie deshalb improvisiert.
Dieser Auftritt mit der Cocktail-Party für unsichtbare Gäste war komplett improvisiert?
Nicht ganz; das ist eine Geschichte, die ich Besuchern gerne erzähle, wenn sie den Beschleuniger bei DESY besuchen. Den Inhalt kannte ich also schon, aber das Ganze in drei Minuten zu verpacken und auf meinen ersten Vortrag zu beziehen, das war Improvisation.
Was sagen deine Kollegen denn zu dieser doch sehr vereinfachten und abstrakten Darstellung der komplexen Problematiken?
Manchmal habe ich tatsächlich das strenge Gesicht des einen oder anderen Professors oder Professorin vor Augen, wenn ich so ein Bild formuliere. Aber eigentlich wissen die meisten auch, dass es wichtig ist, diese Wege der Wissenschaftskommunikation zu nutzen, um Leute zu begeistern.
Welche Rückmeldung bekommst du vom Laien-Publikum?
Insgesamt habe ich schon viel positives Feedback von den Besuchern oder den Leuten, denen ich das erkläre, und das hat mich auch motiviert, beim Wettbewerb dabei zu sein.
Hamburg war einer von sechs Regionalentscheiden. Wie geht es jetzt weiter bis zum Bundesfinale?
Das Bundesfinale wird am 4. Mai in Bielefeld stattfinden. Ich denke, dass ich jetzt weiter in meinem Kopf nach Geschichten suchen werde. Es gibt da noch ein oder zwei Sachen, und die werde ich dann interessant aufbereiten.
Du hast im Vergleich zu anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ja relativ wenig mit Requisiten gearbeitet. Möchtest du da noch was ändern?
Ich war ehrlich gesagt gar nicht sicher, ob ich zum Beispiel mit dem Popcorn auch um mich werfen könnte, das hätte noch mal mehr Effekt gegeben. Aber der, der gerade gesprochen hat, muss die Bühne im Anschluss ja auch wieder frei räumen. Deshalb habe ich die Nummer etwas kleiner vorbereitet. Jetzt, wo ich die Abläufe kenne, werde ich mir überlegen, ob ich da noch etwas mehr auffahren kann.
Die Videos aller Kandidatinnen und Kandidaten finden Sie
hier.
Das Interview führte A. Priebe