UHH Newsletter

September 2013, Nr. 54

VERANSTALTUNG

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Die Gedenkmünze, die anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Hamburgischen Akademischen Gymnasiums 1713 geprägt wurde. Foto: Hamburg Museum, Münzkabinett


Kontakt:

Prof. Dr. Rainer Nicolaysen
Leiter der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte
t. 040.42838-7940
e. rainer.nicolaysen-at-uni-hamburg.de


Prof. Dr. Johann Anselm Steiger
Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte
t. 040.42838-3813 oder -3818 (Sekretariat)
e. anselm.steiger-at-uni-hamburg.de

Ein Zentrum akademischer Gelehrsamkeit: 400. Gründungstag des Akademischen Gymnasiums Hamburg

In den 270 Jahren seines Bestehens war das Akademische Gymnasium ein Zentrum des wissenschaftlichen Lebens in Hamburg. Als einer der Vorläufer der heutigen Universität ermöglichte es von 1613 bis 1883 insgesamt mehr als 3000 Studenten Zugang zu höherer Bildung. Viele Professoren der Einrichtung waren Koryphäen ihrer Forschungsgebiete. Anlässlich des Jahrestages der Gründung würdigen sowohl eine Internationale Tagung an der Universität Hamburg als auch ein Sammelband in der Schriftenreihe „Hamburger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte“ das Akademische Gymnasium.

Zu der Tagung, die vom 4. bis 7. September stattfand, kamen mehr als 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In mehr als 40 Vorträgen und Diskussionen wurden vier Hauptthemenbereiche in den Blick genommen: die Geschichte des Hamburgischen Akademischen Gymnasiums, die prominenten Persönlichkeiten, die an der Einrichtung lehrten, die Studenten sowie die Akademischen Gymnasien in benachbarten Zentren wie Amsterdam, Bremen und Danzig.

Senatsempfang für die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer

„Bereits kurz nach seiner Gründung genoss das Hamburgische Akademische Gymnasium europaweit höchste Wertschätzung. Das Ziel unserer Tagung war es, die bildungsgeschichtliche Bedeutung dieser Institution in Erinnerung zu rufen und ihnen die längst überfällige wissenschaftliche Würdigung zuteilwerden zu lassen, die sie verdienen“, erklärte Prof. Dr. Johann Anselm Steiger, Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte an der Universität Hamburg, in seiner Begrüßung. Er hatte die Tagung gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Mulsow (Erfurt/Gotha) und Prof. Dr. Axel E. Walter (Klaipeda/Osnabrück) organisiert.

Ein Senatsempfang am zweiten Veranstaltungstag – an dem unter anderem Dr. Dorothee Stapefeldt, Senatorin der Behörde für Wissenshaft und Forschung, Universitätspräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen und der Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften, Prof. Dr. Oliver Huck, teilnahmen, unterstrich die Bedeutung der Tagung. 

Interdisziplinäre Tagung

„Das Besondere an dieser Konferenz war vor allem, dass die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Latinistik, Orientalistik oder der Literatur- und Kirchengeschichte kamen“, so Steiger. „Gymnasien als Agenturen literarischen und kulturellen Wesens in der Frühen Neuzeit“, „Vom Johanneum zum Akademischen Gymnasium“ und „Klassische Philologie am Hamburger Akademischen Gymnasium“ waren nur einige der zahlreichen Vortragsthemen.

Auch Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Garber von der Universität Osnabrück betonte im ersten Vortrag der Tagung, dass die Akademischen Gymnasien nicht entfernt die Aufmerksamkeit bekommen hätten, die sie verdient hätten. „Sie waren intellektuelle Instanzen, an denen in gleichem Maße geforscht und publiziert wurde wie an den Universitäten“, so Garber. Sie hätten unter anderem eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Humanismus und der Einführung des Deutschen als Literatursprache gespielt.

Eine bewegte Geschichte

Nach seiner Gründung 1613 entwickelte sich die Einrichtung rasch zu einem überregional anerkannten Zentrum höherer Bildung, das als „Vor-Universität“ im damaligen Bildungssystem zwischen Lateinschule und Universität angesiedelt war.

Am Akademischen Gymnasium wurden die sogenannten freien Künste (septem artes liberales) gelehrt, zu denen unter anderem Grammatik, Rhetorik, Geometrie und Astronomie zählten. Sie dienten als Vorbereitung auf die „höheren Fakultäten“ an den Universitäten, wo Theologie, Jura und Medizin studiert wurden. Das Ende des Akademischen Gymnasiums kam 1883, nachdem schon Jahrzehnte zuvor die septem artes liberales in Form der Philosophischen Fakultät den „höheren Fakultäten“ gleichgestellt worden waren. Bis in Hamburg allerdings die Universität gegründet wurde, vergingen weitere 36 Jahre.

Forschung bisher unzureichend

Trotz der Bedeutung der Einrichtung ist die Erforschung ihrer Geschichte bisher „unzureichend“ gewesen, wie es im Sammelband „Das Akademische Gymnasium. Bildung und Wissenschaft in Hamburg 1613-1883“ heißt. Das Buch, das aus einer Ringvorlesung des Wintersemesters 2011/12 hervorgegangen ist, sehen die Herausgeber – Dirk Brietzke, Franklin Kopitzsch und Rainer Nicolaysen – „als Beginn einer intensiveren Beschäftigung mit dieser ‚Voruniversität‘“.

Im Sammelband werden einige der insgesamt 3000 Studenten, aber vor allem einige der bekanntesten Professoren gewürdigt. So prägten z.B. Martinus Fogelius und Michael Richey die damalige sprachwissenschaftliche Forschung; Joachim Jungius (Naturwissenschaften) und Hermann Samuel Reimarus (Orientalische Sprachen) waren für ihre wissenschaftlichen Arbeiten über Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt. „Dank einiger herausragender Gelehrter genoss das Akademische Gymnasium zeitweise hohes Ansehen – umso unverständlicher, dass es 1883 ohne Einrichtung einer zeitgemäßen Nachfolgeinstitution geschlossen wurde und dann weitgehend in Vergessenheit geriet“, sagt Prof. Dr. Rainer Nicolaysen, Leiter der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte und Mitherausgeber des Sammelbandes.

Red.
 
 
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