Mehrsprachigkeit im gesellschaftlichen Alltag ist für viele längst die Regel. In einer Gesellschaft, in der viele Kulturen Platz haben, und in einer sich zunehmend vernetzenden Wirtschaftswelt sollte der Umgang mit fremden Sprachen auch für die Kindergärtnerin, den Mitarbeiter eines großen Unternehmens und den deutschen Arzt selbstverständlich sein. Welche Chancen und Herausforderungen die mehrsprachige Gesellschaft mit sich bringt, das untersucht der Transferbereich des SFB Mehrsprachigkeit an der Universität Hamburg zusammen mit seinen Partnerinstitutionen.
Als bundesweit erster von der DFG geförderter Transferbereich auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften kommt dem Transferbereich des Sonderforschungsbereiches „Mehrsprachigkeit“ der Universität Hamburg eine besondere Bedeutung zu. In fünf Projekten wurden Forschungsergebnisse aus dem SFB in unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft angewendet, dabei ging es vor allem um die Sensibilisierung für Probleme der Mehrsprachigkeit im Alltag und die Entwicklung entsprechender Fortbildungs- und Lehrmaterialien.
Sprache ist der Schlüssel zur Gemeinschaft
In dem Projekt „Varietäten des Englischen in der gymnasialen Oberstufe“ wurden beispielsweise Unterrichtsmaterialien erstellt, in denen Schüler/innen mit verschiedenen Varietäten des Englischen vertraut gemacht werden. Diese Varietäten werden in einer zunehmend kommunikativ globalisierten Welt eine immer wichtigere Rolle spielen (Prof. Dr. Peter Siemund).
Im „Qualifizierungsmodul zu Sprache, Sprachentwicklung, Spracherwerbsstörung und Mehrsprachigkeit für Erzieherinnen“ wurden Materialien zur besseren Sprachdiagnostik entwickelt, die zur Weiterbildung von KiTa-Mitarbeiter/innen eingesetzt werden können, um diese für Sprachentwicklungsstörungen von ein- und mehrsprachigen Kleinkindern zu sensibilisieren (Prof. Dr. Monika Rothweiler).
In dem Projekt „Forschungsbezogene Unterstützung des spanischen Ergänzungsunterrichts in Deutschland“ wurde ein Modul entwickelt, dass den spanischen Ergänzungsunterricht für deutsch-spanischsprachige Kinder in Deutschland optimiert (Prof. Dr. Conxita Lleó). Dafür wurden Unterrichtsmaterialien erstellt, die in einer Klasse aus Bremen erfolgreich getestet wurden.
Sprache als Herausforderung
Ein weiteres Projekt beschäftigte sich mit dem Englischen als Verkehrssprache und entwickelte ein Fortbildungsmodul zur „Textoptimierung in der mehrsprachigen Wirtschaftskommunikation“ (Prof. Dr. Dr. h.c. Juliane House). Das Modul geht insbesondere auf kommunikativ herausfordernde Handlungen wie z.B. Beschwerden und Reklamationen sowie auf spezifische Anforderungen der Krisenkommunikation ein.
Im Transferprojekt „Entwicklung und Evaluierung eines Fortbildungsmoduls für zweisprachige Krankenhausmitarbeiter“ wurde ein Lehrprogramm für mehrsprachige Pflegekräfte entwickelt (Prof. Dr. Kristin Bührig & Dr. Bernd Meyer). Wenn es bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit geringen Deutschkenntnissen zu Verständigungsproblemen kommt, springen oft mehrsprachige Pflegekräfte ein und werden aus dem Stegreif als Dolmetscher tätig. Um Pflegekräfte bei der Bewältigung der dabei entstehenden Herausforderungen zu unterstützen, wurde eine Fortbildungsreihe mit dem Fokus auf das Überbringen „schlechter Nachrichten“ entwickelt.
Erfolgreiche Transferleistungen
Ein Kernpunkt von Transfer, also der Kooperation zwischen Partnern aus Wissenschaft und Gesellschaft, ist, dass beide Seiten voneinander profitieren. Die Erkenntnisse der Wissenschaft helfen dabei, die Herausforderungen des mehrsprachigen Alltags besser zu meistern. Umgekehrt erfährt die Grundlagenforschung durch die Praxis neue Impulse, die gezielt auch in der Lehre eingesetzt werden können.
Die Bilanz des Transferbereiches machte vor allem eins deutlich: Die Geisteswissenschaften leisten einen wichtigen Beitrag zum Wissenstransfer in die Gesellschaft. Die Testphasen der Projekte verliefen äußerst erfolgreich. Daher sollen die entwickelten Lehrmaterialien z.B. über Schulbuchverlage oder im Internet für eine breitere Anwendung zugänglich gemacht werden.
Mehr unter:
www.uni-hamburg.de/sfb538/projekte.html
SFB 538/Red.