UHH Newsletter

Juni 2010, Nr. 15

CAM­PUS

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Ein Mo­dell des Be­zirks Eims­büt­tel mit Be­stands­bau­ten und mög­li­chen bau­li­chen Er­wei­te­run­gen, Foto: UHH/W

Bau­ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät

In der Sit­zung des Aka­de­mi­schen Se­nats am 20. Mai war ein Ta­ges­ord­nungs­punkt die Bau­ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät. Ein­ge­la­den waren die Se­na­to­rin für Wis­sen­schaft und For­schung, Dr. Her­lind Gun­de­lach, und der Be­zirks­amts­lei­ter Eims­büt­tel, Dr. Tors­ten Se­vecke, um an­hand eines Fra­gen­ka­ta­lo­ges, den der Bau­aus­schuss des Aka­de­mi­schen Se­nats im Auf­trag des Se­nats er­ar­bei­tet hatte, ihre Vor­stel­lun­gen zur bau­li­chen Ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät zu er­läu­tern.
In einem Vor­trag führ­te die Se­na­to­rin aus, dass sie vor allem die lang­fris­ti­ge räum­li­che Ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät im Blick habe. Die Uni­ver­si­tät brau­che Platz, Ver­fü­gungs­flä­chen für Ko­ope­ra­tio­nen mit Drit­ten, Aus­grün­dungs­flä­chen, die in Eims­büt­tel nach bis­he­ri­gen Be­rech­nun­gen nicht ge­ge­ben seien.

Be­zirks­amts­lei­ter Se­vecke sprach in sei­nem Vor­trag davon, dass ein Mehr­be­darf von 115.000 qm am Stand­ort Eims­büt­tel si­cher­ge­stellt wer­den könne.

In einer aus­führ­li­chen Dis­kus­si­on an­hand des Fra­gen­ka­ta­lo­ges des Bau­aus­schus­ses des AS wur­den die un­ter­schied­li­chen Po­si­tio­nen be­fragt und er­ör­tert. Im Nach­gang zur Dis­kus­si­on ver­ab­schie­de­te der Aka­de­mi­sche Senat fol­gen­de Stel­lung­nah­me zur bau­li­chen Ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät:


Stel­lung­nah­me des Aka­de­mi­schen Se­nats zur bau­li­chen Ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät Ham­burg


„Der Aka­de­mi­sche Senat be­grüßt, dass die Bür­ger­schaft die bau­li­che Ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät mit hohen Sum­men un­ter­stüt­zen wird. In der De­bat­te zu die­ser Ent­wick­lung ist der wis­sen­schafts-​ und bil­dungs­po­li­ti­sche Be­darf der Uni­ver­si­tät statt stadt­ent­wick­lungs­po­li­ti­scher Er­wä­gun­gen an die erste Stel­le zu rü­cken. Der Aka­de­mi­sche Senat stellt zur bau­li­chen Ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät fol­gen­des fest:

Zur Lage der Uni­ver­si­tät in Eims­büt­tel

Die auf­ge­klärt bür­ger­li­che Grün­dungs­ge­schich­te, ihre wi­der­sprüch­li­che Ent­wick­lung im jü­di­schen Vier­tel und ein de­mo­kra­ti­scher Auf­bruch mit der Am­bi­ti­on, Hum­boldt’sche Bil­dungs­an­sprü­che ge­sell­schaft­lich zu ver­all­ge­mei­nern, prä­gen die Ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät und kom­men auch bau­lich zum Aus­druck. Der be­wuss­te Um­gang mit die­ser Ge­schich­te ist die Basis einer sou­ve­rä­nen Ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät in ge­sell­schaft­li­cher Ver­ant­wor­tung.

Die Uni­ver­si­tät ist in Stadt und Stadt­teil gut ge­wach­sen. Sie liegt zen­tral, ist her­vor­ra­gend re­gio­nal und über­re­gio­nal er­reich­bar, be­lebt den um­ge­ben­den Be­zirk öko­no­misch, kul­tu­rell und so­zi­al und ge­deiht durch die ge­sell­schaft­li­che In­te­gra­ti­on ihrer wis­sen­schaft­li­chen Ein­rich­tun­gen.

Er­for­der­nis­se, die für die Bau­ent­wick­lung zu be­rück­sich­ti­gen sind

An­ge­sichts der wach­sen­den Be­deu­tung von For­schung, Lehre und Bil­dung ent­spre­chen die Flä­chen, wie auch die Stel­len und die Mit­tel, die der Uni­ver­si­tät zur Ver­fü­gung ste­hen, nicht dem Be­darf. Bei­spiels­wei­se muss die Uni­ver­si­tät ak­tu­ell An­mie­tun­gen aus all­ge­mei­nen Wirt­schafts­plan­mit­teln fi­nan­zie­ren, um die der­zeit be­reits be­ste­hen­den Flä­chen­mehr­be­dar­fe ab­de­cken zu kön­nen, was den lau­fen­den Be­trieb und die po­si­ti­ve Wei­ter­ent­wick­lung der Uni­ver­si­tät bremst.

An einer wach­sen­den An­zahl von Lehr­an­ge­bo­ten sind meh­re­re Fach­be­rei­che/Fa­kul­tä­ten be­tei­ligt. Der­zeit exis­tie­ren an der Uni­ver­si­tät rund 180 Stu­di­en­gän­ge, die fast sämt­lich der Ko­ope­ra­ti­on ver­schie­de­ner Fä­cher be­dür­fen. Davon sind rund 20 hoch­schul­über­grei­fend und viele wei­te­re fa­kul­täts­über­grei­fend. Um die Stu­dier­bar­keit or­ga­ni­sa­to­risch ge­währ­leis­ten zu kön­nen, ist die Uni­ver­si­tät dar­auf an­ge­wie­sen, dass im Re­gel­fall keine Zei­ten zum Wech­sel des Ver­an­stal­tungs­or­tes von mehr als 30 Mi­nu­ten an­fal­len. Ins­be­son­de­re für Lehr­amts­stu­die­ren­de ist dies zen­tral.

Die an­ge­streb­te Ver­stär­kung der in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Zu­sam­men­ar­beit in For­schung und Lehre setzt eine große räum­li­che Nähe der be­tei­lig­ten Ak­teu­re vor­aus. Eine wich­ti­ge Ziel­set­zung der Uni­ver­si­tät ist die In­ten­si­vie­rung der Ko­ope­ra­ti­on mit au­ßer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen, die zu re­le­van­ten Tei­len be­reits in ihrer Nähe sind.

Für den All­tag von Stu­die­ren­den und Uni­ver­si­täts­mit­ar­bei­tern/innen sind so­zia­le und kul­tu­rel­le In­fra­struk­tur auf dem Cam­pus bzw. in di­rek­ter räum­li­cher Nähe zum Cam­pus (Grün­an­la­gen, Sport­an­la­gen, Kita, Kul­tur­ein­rich­tun­gen, etc.) nötig, sowie gute re­gio­na­le und über­re­gio­na­le Ver­kehrs­an­bin­dun­gen, Ruhe, gute Luft und Er­schüt­te­rungs­ar­mut. Die drin­gend er­for­der­li­chen Bau­maß­nah­men soll­ten ins­ge­samt in einem sol­chen fi­nan­zi­el­len Rah­men lie­gen, dass sie auch tat­säch­lich um­ge­setzt und ab­ge­schlos­sen wer­den kön­nen. Sie soll­ten, um den Be­trieb mög­lichst wenig zu be­las­ten, bin­nen zehn Jah­ren rea­li­siert wer­den. Eine wei­te­re Ver­zö­ge­rung des Bau­be­ginns ist für die Uni­ver­si­tät nicht hin­nehm­bar.

Zu den Über­le­gun­gen be­züg­lich einer Teil­ver­la­ge­rung

Eine Tei­lung der Uni­ver­si­tät würde ge­wach­se­ne und zu för­dern­de in­ter­dis­zi­pli­nä­re Zu­sam­men­hän­ge ge­fähr­den, die Wege un­pro­duk­tiv ver­län­gern sowie Kom­mu­ni­ka­ti­on und Ko­ope­ra­ti­on in Wis­sen­schaft und Selbst­ver­wal­tung ein­schrän­ken. Eine Los­lö­sung der Dis­zi­pli­nen von­ein­an­der würde die Re­flek­ti­on der Wis­sen­schafts­ge­gen­stän­de in ihrer ge­sam­ten ge­sell­schaft­li­chen Trag­wei­te er­schwe­ren. Der Aka­de­mi­sche Senat der Uni­ver­si­tät lehnt daher eine Teil­ver­la­ge­rung ab.

Zum Klei­nen Gras­brook als Ort für die Uni­ver­si­tät

Am Klei­nen Gras­brook sind die er­for­der­li­che so­zia­le und kul­tu­rel­le In­fra­struk­tur eben­so wenig in Sicht wie die ge­wünsch­te Ein­bin­dung in einen Stadt­teil. Der Klei­ne Gras­brook ist ver­kehrs­mä­ßig nicht ad­äquat er­schlos­sen und auch nur nach zwei Sei­ten er­schließ­bar. Die au­ßer­uni­ver­si­tä­ren Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner wür­den in grö­ße­re räum­li­che Ferne rü­cken. Wegen der Ha­fen-​ und In­dus­tri­enä­he würde die wis­sen­schaft­li­che Ar­beit durch Lärm, Emis­sio­nen und Er­schüt­te­run­gen be­ein­träch­tigt wer­den. Der Klei­ne Gras­brook ist hoch­was­ser­ge­fähr­det und be­dürf­te er­heb­li­cher Tief­bau­maß­nah­men, was den Bau ver­teu­ern und die Bau­zeit ver­län­gern würde, sowie eine un­ge­plan­te de-​fac­to-​Teil­ver­la­ge­rung zur Folge haben könn­te. Der Bau­grund steht nicht zügig zur Ver­fü­gung und auf­wen­di­ge Pla­nungs-​ und Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren wür­den einen Bau­be­ginn au­ßer­dem hin­aus­zö­gern.

Der Aka­de­mi­sche Senat der Uni­ver­si­tät hält daher den Klei­nen Gras­brook für die Uni­ver­si­tät oder Uni­ver­si­täts­ein­rich­tun­gen für un­ge­eig­net und lehnt ihn als Ort dafür ab.

Ent­wick­lung in Eims­büt­tel

Kei­nes der für den Klei­nen Gras­brook ge­nann­ten Pro­ble­me ist für die Pla­nun­gen in Eims­büt­tel fest­stell­bar. Es sind be­reits knapp 70 Pro­zent der ge­nutz­ten Flä­chen der Uni­ver­si­tät in Eims­büt­tel ver­or­tet. Wei­te­re Flä­chen sind in aus­rei­chen­dem Maß nach­ge­wie­sen und schon kurz­fris­tig in un­mit­tel­ba­rer Cam­pus­nä­he be­bau­bar. Die Kos­ten für eine Sa­nie­rung und Er­wei­te­rung der Uni­ver­si­tät in Eims­büt­tel wür­den laut viel­fäl­ti­ger Be­rech­nun­gen mit rund 600 bis 700 Mio. Euro um min­des­tens zwei Drit­tel nied­ri­ger aus­fal­len, als rea­lis­ti­sche Be­rech­nun­gen für den Klei­nen Gras­brook er­war­ten las­sen. Die ein­ge­spar­ten Mit­tel kön­nen sinn­voll für die Uni­ver­si­tät ein­ge­setzt wer­den, um hier­aus die er­for­der­li­chen Sach- und Per­so­nal­mit­tel zu fi­nan­zie­ren.

Der Aka­de­mi­sche Senat der Uni­ver­si­tät Ham­burg for­dert die Bür­ger­schaft und den Senat der FHH des­halb auf, zügig po­li­tisch und fi­nan­zi­ell den Weg für die drin­gend not­wen­di­gen Sa­nie­run­gen sowie für eine be­darfs­ge­rech­te und ge­schichts­be­wuss­te Er­wei­te­rung der Uni­ver­si­tät in Eims­büt­tel frei zu ma­chen. Dabei soll die wei­te­re Zu­sam­men­füh­rung von uni­ver­si­tä­ren Ein­rich­tun­gen ge­för­dert und Rück­sicht auf die Be­lan­ge der An­lie­ger ge­nom­men wer­den. Die BWF möge sich des­halb ins­be­son­de­re dafür ein­set­zen, dass das alte Fern­mel­de­ge­bäu­de in der Schlü­ter­stra­ße für uni­ver­si­tä­ren Ge­brauch er­schlos­sen wer­den kann. Der Be­zirk Eims­büt­tel möge eine zü­gi­ge Bau­rea­li­sie­rung nach allen Kräf­ten un­ter­stüt­zen. Die Gre­mi­en der Uni­ver­si­tät soll­ten dabei kon­ti­nu­ier­lich ein­be­zo­gen wer­den.“

Zum Down­load der Stel­lung­nah­me…


 
 
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