UHH Newsletter

Februar 2014, Nr. 59

CAMPUS

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Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort, UKE (li.), sowie Benedikt Strunz vom NDR hielten beim zweiten Wissenschaftscafé Impulsvorträge zum Thema „Gekaufte Wissenschaft“. Prof. Dr. Alexander Bassen, Direktor des KNU (re.), moderierte die Veranstaltung. Foto: UHH/Tauschmann


Kontakt:

Dr. Jürgen Schaper
Wissenschaftlicher Mitarbeiter KNU

t. 040.42838-5580
e. knu-at-uni-hamburg.de


Gaby Gahnström
Universität Hamburg Marketing GmbH

t. 040.42838-7592
e. wissenschaftscafe-at-uni-hamburg.de

Erfolgreiche Fortsetzung: Wissenschaftscafé zum Thema „Gekaufte Wissenschaft?“

Die Grundfinanzierung der Universitäten sind häufig von Kürzungen betroffen und auf Drittmittel, auch von Unternehmen, angewiesen. Drittmittel werden heute auch als wesentlicher Indikator der Forschungsleistung herangezogen. Doch inwiefern ist dann noch unabhängige Wissenschaft möglich? Und wo beginnt die Einflussnahme? Beim zweiten Wissenschaftscafé am 29. Januar im Chinesischen Teehaus „Hamburg Yu Garden“ diskutierten rund 60 Gäste aus Fakultäten und Präsidialverwaltung.

Die Eröffnungsstatements zum Thema „Gekaufte Wissenschaft“ hielten Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE, sowie Benedikt Strunz, Reporter bei NDR Info. Er recherchierte 2013 gemeinsam mit der Süddeutschen Zeitung über die Förderung deutscher Forschungseinrichtungen durch das Verteidigungsministerium der USA. Die Fördersummen seien zwar gering, die Außenwirkung jedoch fatal. Benedikt Strunz forderte mehr Transparenz bei der Finanzierung von Forschungsprojekten, da die Öffentlichkeit ein Recht darauf habe, zu erfahren, wie viel und wofür Forschungsgelder verwendet werden.

Prof. Schulte-Markwort betonte, dass die öffentliche Finanzierung der pharmakologischen Forschung nicht ausreichend sei und somit zwangsläufig auf Drittmittel zurückgegriffen werden müsse. Die Pharmaindustrie wende sich aber vor allem großen und lukrativen Märkten zu und schließe deshalb häufig Kinder oder seltene Krankheiten von der Forschung aus. Ärzte sähen sich deshalb immer mehr dazu genötigt, sich der Industrie ‚zum Kauf‘ anzubieten.

Abstimmung: Wo beginnt die Einflussnahme

Im Anschluss hatten die Gäste die Gelegenheit, fakultätsübergreifend in kleinen Arbeitsgruppen über das Thema zu diskutieren. Im Plenum wurde dann über verschiedene Antwortmöglichkeiten zu fünf Fragen abgestimmt und anschließend die Ergebnisse kontrovers diskutiert. Eine Frage lautete beispielsweise, wo gekaufte Wissenschaft überhaupt anfange. Von den Gästen, die sich an der Abstimmung beteiligten, antwortete über die Hälfte (53 Prozent), sie beginne erst bei der externen Einflussnahme auf die Publikation der Ergebnisse. Viel weniger (21 Prozent) stimmten für die Antwort „Bereitstellung finanzieller Mittel außerhalb der Grundfinanzierung“. Nur ein geringer Teil (9 Prozent) war der Auffassung, sie beginne bei der Programmförderung mit der Vorgabe von Forschungsthemen. Andere glaubten (7 Prozent), dass gekaufte Wissenschaft bereits bei der fehlenden Sicherung der Grundfinanzierung beginne. Einige wenige Personen entschieden sich aber auch dafür, dass gekaufte Wissenschaft erst bei der externen Einflussnahme auf die Ergebnisse vorläge (5 Prozent) oder gar nicht existiere (5 Prozent).

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Meinung, dass die Universität Drittmittel in Verbindung mit strengen Transparenzanforderungen verantwortungsvoll nutzen könne. Nur wenige wünschen sich ein generelles Verbot von Drittmitteln. Bei dieser Frage konnten mehrere Antworten gegeben werden.

Die Frage, ob Forschung ohne externe Einflussnahme noch möglich ist, konnte und sollte an diesem Abend nicht abschließend beantwortet werden. Einig waren sich aber alle Teilnehmenden, dass eine Universität heute mehr denn je dafür sensibilisiert sein muss, ihre Freiheit und Unabhängigkeit in der Forschung zu bewahren.

Wissenschaftscafé: Raum für Diskussionen

Das Wissenschaftscafé ist ein vom Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität (KNU) initiiertes Format. Das Ziel ist, über die Disziplingrenzen hinaus und in entspannter Atmosphäre aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft zu diskutieren. Das nächste Wissenschaftscafé findet im Sommersemester 2014 statt. Der Termin wird noch bekanntgegeben.

Red.
 
 
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