UHH Newsletter

Fe­bru­ar 2011, Nr. 23

VER­AN­STAL­TUN­GEN

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Prof. Dr. Vol­ker Li­li­en­thal be­grüßt die Ta­gungs­gäs­te, Foto: UHH/Schell



Kon­takt:

Prof. Dr. Vol­ker Li­li­en­thal
Ru­dolf-​Augstein-​Stif­tungs­pro­fes­sur für Pra­xis des Qua­li­täts­jour­na­lis­mus
In­sti­tut für Jour­na­lis­tik und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft

t. 42838-​3637
e. volker.​lilienthal@​wiso.​uni-​ham­burg.de

Vi­de­os der Kon­fe­renz sind on­line ver­füg­bar

Qua­li­tät im Jour­na­lis­mus und das Ge­spür für PR

Be­steht für Jour­na­lis­mus die Ge­fahr, von Pu­blic Re­la­ti­ons (PR) un­ter­wan­dert zu wer­den? Warum über­neh­men Jour­na­lis­ten PR-​An­ge­bo­te teils un­ge­prüft? Diese und wei­te­re Fra­gen the­ma­ti­sier­te die Fach­kon­fe­renz „PR und Jour­na­lis­mus – zwi­schen Ko­ope­ra­ti­on und Kon­fron­ta­ti­on“. Sie wurde von der Ru­dolf-​Augstein-​Stif­tungs­pro­fes­sur für Pra­xis des Qua­li­täts­jour­na­lis­mus ge­mein­sam mit „netz­werk re­cher­che e.V.“ ver­an­stal­tet.
Re­dak­tio­nen be­kom­men täg­lich eine Fülle von PR-​Ma­te­ri­al ge­lie­fert. Eine kri­ti­sche Prü­fung der In­for­ma­tio­nen und wei­te­re Re­cher­chen bil­den dann die Grund­la­ge für die Qua­li­tät des jour­na­lis­ti­schen Pro­dukts. Doch im Zuge der Me­di­en­kri­se ist die Ar­beits­be­las­tung der Re­dak­teu­rin­nen und Re­dak­teu­re ge­stie­gen. Der ver­stärk­te Zeit­druck führt teil­wei­se zur un­ge­prüf­ten Über­nah­me der Gra­tis-​Bei­trä­ge für Ra­dio­sen­der und Ar­ti­kel, die wie un­ab­hän­gi­ger Jour­na­lis­mus wir­ken, aber von PR-​Pro­fis ver­fasst wur­den. „Mit­un­ter geht PR auch ver­steckt vor, und es fin­den Grenz­über­schrei­tun­gen statt“, er­klärt Pro­fes­sor Vol­ker Li­li­en­thal, In­ha­ber der Ru­dolf-​Augstein-​Stif­tungs­pro­fes­sur an der Uni­ver­si­tät Ham­burg. „Des­halb müs­sen Jour­na­lis­ten sich mit ihrer Rolle kri­tisch aus­ein­an­der­set­zen und gegen Fehl­ent­wick­lun­gen an­ge­hen, die Ma­ni­pu­la­ti­on von Me­di­en­in­hal­ten zu­las­sen“, so Li­li­en­thal bei der Be­grü­ßung zur Fach­kon­fe­renz.

PR-​Me­tho­den der Big Play­er

In mehr als 40 Vor­trä­gen wurde am 11. und 12. Fe­bru­ar das Ver­hält­nis von PR und Jour­na­lis­mus aus­ge­lo­tet. Dabei war das Ziel, Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten hilf­rei­ches Wis­sen über PR-​Me­tho­den zu ver­mit­teln. Anne Land­man vom Cent­re for Media and De­mo­cra­cy (CMD), einer ame­ri­ka­ni­schen NGO (Non-​Go­vern­men­tal Or­ga­niza­ti­on), klär­te in einem Work­shop über PR-​Stra­te­gi­en ei­ni­ger ame­ri­ka­ni­scher Groß­un­ter­neh­men auf. Bei­spiels­wei­se nutz­ten Un­ter­neh­men das öf­f­ent­li­che Ver­trau­en in Bür­ger­in­itia­ti­ven aus: Eine In­itia­ti­ve gegen die Be­steue­rung von Li­mo­na­de gab an, aus kri­ti­schen Bür­gern und Fa­mi­li­en zu be­ste­hen und in­for­mier­te Me­di­en­ver­tre­ter über ihr An­lie­gen. CMD ent­larv­te die Grup­pe als von der Ge­trän­ke­in­dus­trie be­zahlt.

Über­hol­ter Be­rufs­ethos?

Zur Ver­mi­schung von Jour­na­lis­mus und PR kommt es auch durch die Tat­sa­che, dass viele Ak­teu­re in bei­den Be­rufs­fel­dern tätig sind. Die De­bat­ten „Geld, Macht, Frust? Warum Jour­na­lis­ten in die PR wech­seln“ und „Wes­sen Stim­me bin ich? Freie Jour­na­lis­ten zwi­schen Jour­na­lis­mus und PR“ zeig­ten das Span­nungs­feld auf. Es gibt viele Grenz­gän­ger, auch wenn es im Me­di­en­ko­dex von „netz­werk re­cher­che e.V.“ heißt: „Ein Jour­na­list macht keine PR“. Pro­fes­sor Li­li­en­thal hält die­ses Ethos trotz­dem für zeit­ge­mäß: „Wir soll­ten die Tren­nung von Jour­na­lis­mus und PR nicht leicht­fer­tig auf­wei­chen, nur weil die Markt­la­ge so ist, wie sie ist. Jour­na­lis­mus hat der Öf­f­ent­lich­keit ge­gen­über den Auf­trag, un­ab­hän­gig zu in­for­mie­ren.“

Junge Wis­sen­schaft kommt zu Wort

Ein wei­te­rer Teil der Kon­fe­renz war die Vor­trags­rei­he „Junge Wis­sen­schaft“. Stu­die­ren­de des Mas­ter­stu­di­en­gangs Jour­na­lis­tik und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft stell­ten die Stu­die „Cor­po­ra­te Publis­hing in Deutsch­land“ vor. Sie nah­men Kun­den­me­di­en wie das Kun­den­ma­ga­zin „mobil“ der Deut­schen Bahn unter die Lupe. Re­sul­tat: Um­fang und The­men von Kun­den-​ und Pu­bli­kums­ma­ga­zi­nen sind durch­aus ver­gleich­bar. Je­doch zei­gen sich in Mei­nungs-​ und Quel­len­viel­falt, Kri­tik-​ und Wer­be­an­tei­len große Un­ter­schie­de. Auf die Frage, warum sie nicht nur für Pu­bli­kums-​, son­dern auch für Kun­den­ma­ga­zi­ne schrie­ben, ant­wor­te­ten die meis­ten Re­dak­teu­re, dass wirt­schaft­li­che Grün­de aus­schlag­ge­bend seien.
A. Bärt­hel
 
 
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