UHH Newsletter

April 2017, Nr. 95

FOR­SCHUNG

Exemplare der Fischart Kessler-Grundel leben in der Elbe – das haben Hamburger Forscher erstmals nachgewiesen. Foto: UHH/Thiel

Ex­em­pla­re der Fisch­art Kess­ler-​Grun­del leben in der Elbe – das haben Ham­bur­ger For­scher erst­mals nach­ge­wie­sen. Foto: UHH/Thiel

For­schungs­team der Uni­ver­si­tät Ham­burg be­stä­tigt: Ex­em­pla­re der Fisch­art Kess­ler-​Grun­del erst­mals in der Elbe fest­ge­stellt

Ein For­schungs­team unter Lei­tung von Prof. Dr. Ralf Thiel vom Cen­trum für Na­tur­kun­de der Uni­ver­si­tät Ham­burg hat be­stä­tigt, dass erst­mals In­di­vi­du­en der Fisch­art Kess­ler-​Grun­del (Pon­ti­co­la kess­le­ri) in der Elbe er­fasst wur­den. Es ist die nörd­lichs­te Sich­tung bis­her. Den Nach­weis haben die Wis­sen­schaft­ler in der ak­tu­el­len Aus­ga­be des Jour­nals „Bio­In­va­si­ons Re­cords“ ver­öf­f­ent­licht.

Die Kess­ler-​Grun­del, be­nannt nach dem Zoo­lo­gen Karl Fjo­do­ro­witsch Kess­ler, ist ein ma­xi­mal 22 Zen­ti­me­ter lan­ger Fisch, der am Ge­wäs­ser­bo­den lebt und sich von wir­bel­lo­sen Tie­ren und klei­nen Fi­schen er­nährt. Haupt­säch­lich ver­brei­tet ist die Art in den Brack­was­ser­zo­nen der nörd­li­chen und west­li­chen Schwarz­meer-​Küs­ten; auch in den Flüs­sen Donau, Dnis­ter, Süd­li­cher Bug und Dnepr ist sie hei­misch. Seit den 90er-​Jah­ren be­ob­ach­ten Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler eine Aus­brei­tung der Fisch­art in Rich­tung Nord­wes­ten, unter an­de­rem wur­den Ex­em­pla­re im Rhein nach­ge­wie­sen.

Zwölf Ex­em­pla­re wur­den un­ter­sucht

Die Ham­bur­ger Wis­sen­schaft­ler un­ter­such­ten ins­ge­samt zwölf Ex­em­pla­re, die Fi­schern im Zeit­raum von Au­gust 2015 bis Juni 2016 zwi­schen Lau­en­burg (Schles­wig-​Hol­stein) und Ham­burg ins Netz ge­gan­gen waren.

Zu­nächst wur­den die ge­fan­ge­nen In­di­vi­du­en an­hand mor­pho­lo­gi­scher Merk­ma­le (u. a. Be­schup­pung, Flos­sen­strahl­an­zah­len, Fär­bung, ty­pi­sche Kör­per­ma­ße) als Kess­ler-​Grun­deln iden­ti­fi­ziert. An­schlie­ßend wur­den mo­le­ku­lar­ge­ne­ti­sche Ana­ly­sen durch­ge­führt, wozu Ma­te­ri­al ver­wen­det wurde, das zwei nach dem Fang ge­stor­be­nen Fi­schen ent­nom­men wor­den war. Alle Un­ter­su­chun­gen be­stä­tig­ten, dass die Fi­sche zur Art Pon­ti­co­la kess­le­ri ge­hö­ren.

Bal­last­was­ser von Schif­fen als mög­li­ches Trans­port­mit­tel

„Die Ex­em­pla­re in der Elbe sind auf­grund der bis­he­ri­gen Ver­brei­tungs­ten­den­zen nicht völ­lig über­ra­schend“, er­klärt Prof. Dr. Ralf Thiel, Lei­ter der Ab­tei­lung Icht­hyo­lo­gie des Cen­trums für Na­tur­kun­de der Uni­ver­si­tät Ham­burg. Für die For­scher, die bei die­ser Stu­die mit dem Bio­s­phae­ri­um Elb­talaue und dem Lan­des­sport­fi­scher­ver­band Schles­wig-​Hol­stein e. V. zu­sam­men­ar­bei­te­ten, ist nun vor allem in­ter­es­sant, wie die Fi­sche in die Elbe ge­lang­ten.

„Eine mög­li­che Er­klä­rung könn­te der Trans­port von In­di­vi­du­en im Bal­last­was­ser von Schif­fen sein, wo­durch die Fisch­art von einem Fluss zum an­de­ren ver­brei­tet wer­den kann“, so Thiel. Dafür sprä­che unter an­de­rem, dass eine der ers­ten Sich­tun­gen in der Nähe der Ein­mün­dung des El­be-​Sei­ten­ka­nals in die Elbe ge­mel­det wurde, also in der Ver­bin­dung zwi­schen Elbe und Mit­tel­land­ka­nal – und damit dem Rhein. In die­sen Ka­nä­len selbst wurde die Kess­ler-​Grun­del – im Ge­gen­satz zu an­de­ren Fremd­fisch­ar­ten mit ähn­li­chen Ur­sprungs­ge­bie­ten – noch nicht nach­ge­wie­sen.

Link zur Stu­die:
Thiel, Ralf; Schul­ze, Sven; Hem­pel, Mat­ti­as; Hu­se­mann, Mar­tin (2017): Most nort­her­ly re­cord of the bighead goby Pon­ti­co­la kess­le­ri (Gün­ther, 1861) in the Elbe River, Ger­ma­ny. Bio­In­va­si­ons Re­cords 6 (1): 73-78. DOI: https://​doi.​org/​10.​3391/​bir.​2017.​6.​1.​12

PM/Red.
 


Kon­takt:

Prof. Dr. Ralf Thiel
Cen­trum für Na­tur­kun­de (CeNak)
Ab­tei­lungs­lei­ter Icht­hyo­lo­gie

t. 040.42838-​5637
e. ralf.thiel"AT"uni-​ham­burg.de

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