UHH Newsletter

April 2017, Nr. 95

CAM­PUS

Setzt sich für die Digitalisierung von Kunstwerken ein: Prof. Dr. Gertraud Koch, Organisatorin der Initiative „Sharing is caring“. Foto: UHH/Kranz

Setzt sich für die Di­gi­ta­li­sie­rung von Kunst­wer­ken ein: Prof. Dr. Ger­traud Koch, Or­ga­ni­sa­to­rin der In­itia­ti­ve „Sha­ring is ca­ring“. Foto: UHH/Kranz

3 Fra­gen an: Prof. Dr. Ger­traud Koch

Kul­tur und Kunst für alle! Das ist – etwas über­spitzt for­mu­liert – das Ziel der In­itia­ti­ve „Sha­ring is Ca­ring“ aus Dä­ne­mark, die wis­sen­schaft­li­che, his­to­ri­sche und künst­le­ri­sche Samm­lun­gen, etwa aus Mu­se­en und Uni­ver­si­tä­ten, di­gi­ta­li­sie­ren und der Öf­f­ent­lich­keit zur Ver­fü­gung stel­len will. Am 20. und 21. April 2017 fin­det erst­mals ein Ab­le­ger der Jah­res­kon­fe­renz im Aus­land statt, ge­nau­er: in Ham­burg. Ver­an­stal­tet wird die Kon­fe­renz vom Fach­be­reich Kul­tur/Kul­tu­ranthro­po­lo­gie der Uni­ver­si­tät Ham­burg und dem Mu­se­um für Kunst und Ge­wer­be. Wir haben mit Or­ga­ni­sa­to­rin Prof. Dr. Ger­traud Koch ge­spro­chen.

Frau Koch, warum soll­ten Mu­se­en ihre Samm­lun­gen ein­fach ins In­ter­net stel­len, wenn sie doch ei­gent­lich wol­len, dass die Leute kom­men und Ein­tritt be­zah­len?

Di­gi­ta­le Ko­pi­en im In­ter­net sind Ab­bil­der von Kunst­ob­jek­ten, aber das eine er­setzt das an­de­re nicht. Die Kunst­dru­cke in Pla­kat­for­mat haben auch nicht dazu ge­führt, dass man die Maler der klas­si­schen Mo­der­ne bei­spiels­wei­se nicht mehr im Mu­se­um an­se­hen will – im Ge­gen­teil, die Mu­se­en mit sol­chen Ex­po­na­ten haben gro­ßen Zu­lauf. Di­gi­ta­le Samm­lun­gen ver­wei­sen le­dig­lich auf die Ori­gi­na­le, rufen diese ins Be­wusst­sein und mo­ti­vie­ren dann viel­leicht, mal wie­der hin­zu­ge­hen.

Wie be­ein­flusst es die Wahr­neh­mung von Kunst, dass ich nicht das Ori­gi­nal sehe, son­dern „nur“ einen Scan?

Span­nend ist, dass damit neue Wahr­neh­mungs­wei­sen er­mög­licht wer­den, die mit den di­gi­ta­len Me­di­en­tech­no­lo­gi­en ent­ste­hen. Was „Po­ke­mon Go“ so er­folg­reich mach­te – vir­tu­el­le Ob­jek­te per Smart­pho­ne-​App mit rea­len Räu­men zu ver­knüp­fen –, auf die Idee ist das Mu­se­um of Lon­don schon frü­her ge­kom­men: Öf­f­ent­li­che Räume in Lon­don kön­nen per Smart­pho­ne mit his­to­ri­schen Bil­dern aus dem Ar­chiv über­blen­det wer­den; es ent­ste­hen so­ge­nann­te Aug­men­ted oder auch Mixed Rea­li­ties.

Zum Bei­spiel legen sich dann di­gi­ta­li­sier­te his­to­ri­sche Fo­to­gra­fi­en pass­ge­nau über die Lon­don Bridge und zei­gen vor Ort, wie sich diese im Laufe der Jahr­hun­der­te ge­wan­delt hat.

Wel­che Rolle spie­len Uni­ver­si­tä­ten in der Be­we­gung und wie sieht es an der Uni­ver­si­tät Ham­burg mo­men­tan aus?

Die Uni­ver­si­tä­ten sind oft mit Mu­se­en ver­bun­den und in­so­fern auch Teil die­ser Ent­wick­lun­gen – wie die Samm­lun­gen an der Uni­ver­si­tät Ham­burg, die ihre Be­stän­de auch zu­neh­mend di­gi­ta­li­sie­ren und über das In­ter­net zu­gäng­lich ma­chen. Es be­steht aber auch noch er­heb­li­cher For­schungs­be­darf, der mo­men­tan vor allem im Be­reich der Rech­te und Ver­wer­tung di­gi­ta­li­sier­ter Ob­jek­te ge­se­hen wird.

Mit der Ta­gung „Sha­ring is Ca­ring. Buil­ding Con­nec­tivi­ty th­rough Cul­tu­ral He­ri­ta­ge“ möch­ten wir aber auf einen an­de­ren, noch wenig be­ach­te­ten For­schungs­be­darf hin­wei­sen: Das sind Fra­gen der Par­ti­zi­pa­ti­on und der so­zia­len In­klu­si­on aller Be­völ­ke­rungs­grup­pen, also eines Cul­tu­ral Ci­ti­zenship, die sich im Zu­sam­men­hang mit di­gi­ta­li­sier­tem Kul­tur­er­be neu stel­len und auch ge­stal­tet wer­den müs­sen. Ei­ni­ge Bei­spie­le aus Lon­don zei­gen, dass hier große Po­ten­zia­le lie­gen. Das sind wich­ti­ge Ent­wick­lungs­po­ten­zia­le ge­ra­de für Städ­te, die so de­zi­diert wie Ham­burg auf eine di­gi­ta­le Stadt­ent­wick­lungs­stra­te­gie set­zen.

Red.
 


Kon­takt:

Prof. Dr. Ger­traud Koch
In­sti­tut für Volks­kun­de/Kul­tu­ranthro­po­lo­gie

t. 040.42838-​2014
e. ger­traud.koch"AT"uni-​ham­burg.de

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