UHH Newsletter

Mai 2012, Nr. 38

CAMPUS

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Geschäftsfluch aus dem klassischen Athen: Ein Schmied versucht hier mit Hilfe einer Fluchtafel, die Konkurrenz auszuschalten. Abbildung mit Genehmigung der „American School of Classical Studies at Athens“.



Kontakt:

Prof. Dr. Werner Rieß
Historisches Seminar, Arbeitsbereich Alte Geschichte
Universität Hamburg

t. 040.42838-4756
e. werner.riess-at-uni-hamburg.de

Sei verflucht! Colloquium zu antiken Fluchtafeln an der Universität Hamburg

Schwarze Magie gehörte zum Alltag der Griechen und Römer und wurde in allen Gesellschaftsschichten praktiziert. Zwischen 500 v. und 500 n. Chr. waren Fluchtafeln ein probates Mittel, um Konkurrenten mit Hilfe der Unterweltgötter zu verfluchen. Diese kleinen, mit Inschriften versehenen Bleitäfelchen wurden in Gräbern, in Quellen oder unter Türschwellen angebracht. Vom 14. bis 15. Juni findet an der Universität das erste Colloquium Atticum statt, um über Fluchtafeln und aktuelle Forschungen zur antiken Magie zu diskutieren. Die Tagung wird von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert.
„Menschen übten Schadenszauber aus, um Krisensituationen besser bewältigen zu können“, so erklärt Prof. Dr. Rieß vom Arbeitsbereich Alte Geschichte der Universität Hamburg die Motivation hinter den Fluchtafeln. Man versicherte sich übermenschlicher Kräfte, um einem Geschäftskonkurrenten, einem Rivalen in der Liebe, dem Gegner vor Gericht oder dem gegnerischen Gladiator unbehelligt von einer breiteren Öffentlichkeit Schaden zufügen zu können. „Die Forschung geht heute von rund 1600 antiken Fluchtafeln aus, die zwischen 500 v. und 500 n. Chr. verfasst wurden“, ergänzt Prof. Dr. Rieß, der das Colloquium Atticum an der Universität Hamburg organisiert.

Antike Magie – wissenschaftlich ediert

Trotz des breiten Forschungsinteresses an antiker Magie gibt es bislang kaum zuverlässige Editionen antiker, v.a. griechischer Fluchtafeln. Doch mittlerweile arbeiten drei internationale Teams an Editionsprojekten. Das Colloquium Atticum stellt die drei Teams vor und bringt sie erstmals in einen fruchtbaren Dialog miteinander:

Das Inscriptiones Graecae Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften arbeitet an einer kritischen Gesamtedition aller bis dato bekannten attischen Fluchtafeln aus Athen und Umgebung. An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg entsteht eine Datenbank zu allen antiken Fluchtafeln (Thesaurus Defixionum Magdeburgensis), die neben den Originaltexten weitere Informationen, wie etwa Datierungen, Personen- und Götternamen sowie auch Sekundärliteratur enthalten wird. Das dritte Editionsprojekt, an dem das Fach Alte Geschichte der Universität Hamburg mit Prof. Dr. Werner Rieß beteiligt ist, visiert eine englische Leseedition aller attischen Fluchtafeln an.

Einflussgeschichte der Fluchtafeln

Im Rahmen des Kolloquiums sollen nicht nur die vielfältigen Herausforderungen, die das Material an die Herausgeber stellt und die jeweiligen editorischen Standards diskutiert, sondern auch Neulesungen vorgestellt werden. Zudem wird die antike Magie auch aus kulturwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet: Ihr Verhältnis zum griechischen Recht und zum attischen Gerichtssystem sowie ihre Rolle im 2500 Jahre alten Derveni-Papyrus, einer der ältesten bekannten literarischen Schriften Europas werden dabei genauso thematisiert wie ihr Einfluss auf die lateinische Satire.

Die Colloquia Attica sollen von nun an jährlich stattfinden und jeden Sommer internationale Experten nach Hamburg führen, um intensiv über aktuelle Forschungen zur athenischen Geschichte zu diskutieren.
N. Remmele/Red.
 
 
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