Funktionen von E-Assessment
Eine von vielen Möglichkeiten, die Funktionen von E-Assessments zu bestimmen, ergibt sich aus der zeitlichen Perspektive des Assessments zu der jeweiligen Lerneinheit. Anhand des Zeitpunkts der Ausführung des Assessments innerhalb eines Semesters können 3 Funktionen unterschieden werden.
Vor einer Lerneinheit: Diagnostisch
Hier kann durch die Erfassung des Lernstands geprüft werden, oft im Self-Assessment-Verfahren (z.B. mit digitalen Karteikarten), ob Studierende die Voraussetzungen für eine Lerneinheit erfüllen.
Dadurch lassen sich auch Lücken feststellen, die der/die Lehrende später in einem Verfahren des teaching on demands schließen kann.
Während einer Lerneinheit: Formativ
Formative Prüfungen "verstehen sich eher als fortlaufende Begleitungen und Unterstützung des Lernprozesses" (Fröhlich-Steffen/den Ouden 2019: 18) während einer Lerneinheit. Man spricht daher auch von prozessorientierten Prüfungen.
Hier kann die 'geprüfte' Person durch ein selbstgesteuertes Feedback ihren Lernfortschritt ermitteln und kontrollieren als auch die eigene Lernmethode reflektieren. Auch Lehrende können beim formativen Prüfen anhand der Rückmeldungen den Lernstand der Studierenden einsehen und Lerninhalte anpassen. Assessments, die formativ stattfinden, werden oft als Self-Assessment angewandt (wie Michel 2015: 15).
Nicht die Bewertung einer Leistung der Studierenden steht im Mittelpunkt, sondern das Feedback. Dieses ist gerade für das Lernen und den Lernerfolg bei Self-Assessments entscheidend. Die Art des Feedbacks muss nicht einem einfachen richtig/falsch-Schema entsprechen. Es sind auch diverse Formen des erweiterten Feedbacks möglich.
Nach dem aktuellen Forschungsstand kann formatives Feedback nur dann Wirkung zeigen, sobald der Lernprozess sowohl von den Studierenden als auch von den Lehrenden darauf abgestimmt wird (wie Zentrum für Wissenschaftsdidaktik RUB o.J.: 5). Formative Assessments können neben Self-Assessments zum Beispiel moderierte Gruppendiskussionen sein oder Lernportfolios.
Nach einer Lerneinheit: Summativ
Summative Assessments erfolgen am Ende einer Lerneinheit oder Lernentwicklung. Sie stellen "höhere Ansprüche an die Objektivität, Reliabilität und Validität" (Schaper et al. 2012). Darunter fallen Prüfungen wie (E-)Klausuren, Take Home Exams (THE) oder mündliche Prüfungen (als Videochat), die im Abschluss einer Lerneinheit gestellt werden und eine Berechtigung vergeben. So kann darüber entschieden werden, ob die Lerneinheit erfolgreich abgeschlossen wurde oder die Voraussetzung für das Belegen eines weiteren Moduls gegeben sind.
Hier steht die Überprüfung und Bewertung von Lernzielen durch die Lehrenden im Fokus. Dem Ansatz des Constructive Alignments folgend, sollten die Studierenden jedoch bereits zu Beginn des Semesters erfahren, welches Prüfungsformat sie erwartet. So können die Studierenden z.B. bei einer E-Klausur mit entsprechenden Probeklausuren rechtzeitig den Umgang mit der Lernplattform und den Fragetypen lernen (wie Hoffmann/Sauer 2018: 7). "Das Potenzial von Prüfungen, den Lernprozess zu unterstützen und selbst konstruktiver Teil des Lernprozesses zu werden“ wird hier jedoch selten verwendet (Müller/ Schmidt 2009: 30).