Pattern: Blended Learning
Umfeld/Kontext
Lehrveranstaltungen im Kontext des universitären Lehrens und Lernens – besonders erprobt und geeignet für Seminare, Workshops, Übungen und Tutorien.
Problemstellung
Obwohl der Präsenzunterricht viele Vorteile hat (z. B. direkter Austausch), können die Lernprozesse der Studierenden nicht immer optimal unterstützt werden. Insbesondere können individuelle Lernbedürfnisse häufig nur zu einem gewissen Grad verwirklicht werden. Benötigen Lernende also z. B. mehr oder weniger Zeit für eine Aufgabe, wollen sie spezifische Inhalte (nicht) wiederholen oder (nicht) in einer Gruppe arbeiten, so muss immer ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen aller gefunden werden. Hinzu kommen mitunter weitere organisatorische Probleme: Studierende können zu der angebotenen Zeit nicht (z. B. Parallelveranstaltung) oder die Anreise ist (zu) zeit- bzw. kostenintensiv.
Spannungsfeld
Struktur vs. Offenheit, individuell vs. Gruppe
Lösung
Die Vorteile der Präsenz werden mit den Vorteilen des digitalen Lernens verbunden. Dazu wird eine Reihe von Präsenzterminen durch digitale Lerneinheiten bzw. Online-Aufgaben ersetzt, die allein, im Tandem oder in Kleingruppen zu bearbeiten sind.
Details
Je nach didaktischer Ausrichtung können die Online-Phasen z. B. zur individuellen und selbstgesteuerten Erarbeitung von Faktenwissen oder zur (kooperativen) Erstellung von Lernprodukten (Diskussionsbeiträge, Texte, Podcasts usw.) genutzt werden. Dies kann asynchron (z. B. mittels Foren, Wikis, Lernplattformen) oder synchron (z. B. mittels Chat, virtuellem Klassenzimmer, kooperativen Editoren) erfolgen.
Stolpersteine
- Die Studierenden benötigen eine Einführung in die digitale Lernumgebung.
- Die digitalen Lerneinheiten benötigen Lernprodukte oder Tests, sodass ihre Ausführung sichergestellt wird.
- Eine inhaltlich und organisatorisch aufeinander abgestimmte Gestaltung der Online- und Präsenzphasen ist notwendig.
- Der Aufwand zur Erstellung oder zur Recherche von Selbstlernmaterialien sollte nicht unterschätzt werden. In der Regel ist kein Zeitgewinn zu erwarten.
- Fehlende (organisatorische) Strukturierungen und strukturelle Unklarheiten können in (virtuellen) Selbstlernphasen nur schwer repariert werden. Onlinephasen müssen moderiert werden.
- Der Prozentsatz der möglichen zu ersetzenden Präsenztermine ist vielfach noch nicht in den Lehrverpflichtungsverordnungen geregelt. An vielen Hochschulen gelten 25 % als angemessen.
Vorteile
- Die Potenziale der digitalen Medien zur Verbesserung des Lernens werden erreichbar: z. B. zeitliche und räumliche Flexibilisierung, Individualisierung des Lernens, größere Anschaulichkeit und verbesserte Situierung durch mediale Varianz und Interaktivität der Lernobjekte sowie durch Kommunikation und Kooperation.
- Bei der Auslagerung der Aneignung von Faktenwissen in die Onlinephase können die Präsenzzeiten verstärkt zur Eichung der individuellen Vorstellungen von den fachlichen Begriffen und Zusammenhängen sowie zur (kritischen) Diskussion von Konzepten, Modellen und Theorien genutzt werden. Die Studierenden sind dafür durch die Onlinephase in der Regel gut vorbereitet.
Nachteile
- erhöhter Planungsaufwand
- Selbstlernkompetenz wird von den Studierenden gefordert (Disziplin)
Beispiele
- Ein Beispiel für ein tutoriell-gestütztes Blended-Learning-Konzept zur Vermittlung von Soft-Skills beschreiben Redlich & Rogmann 2007. Vorgesehen ist erstens eine Auftaktveranstaltung, die eine Einführung in das Thema, die Vorstellung der Materialien (CD-ROM) sowie Inhaltlich-Organisatorisches und die Gruppenbildung umfasst. Das daran anschließende Selbststudium mit einer multimedialen Lernsoftware, die Peergruppenarbeit sowie ein Selbsttest dienen der Vorbereitung der zweiten Präsenzphase. An diesem Tag stehen die vorbreiteten Rollenspiele im Vordergrund, die vor Ort diskutiert und gefeedbackt werden. Die Studierenden erhalten im Anschluss eine CD mit den Videoaufnahmen ihrer Simulationen als Grundlage für eine abschließende Reflexion. Das Szenario endet mit einer Rückmeldung auf dieses Lernprodukt.
- Modul APP der Gesundheitswissenschaften (Chemie)
- Seminare „Visuelle Gestaltung I + II“ der Mensch-Computer-Interaktion (Informatik)
Werkzeuge
- Lernplattformen (OLAT, CommSy)
- Virtuelle Klassenzimmer (Acrobat Connect, OLAT)
- Kooperative Editoren, Internet, Repositorien u.a.
Verwandte Muster
- Betreuung in Selbstlernphasen