Wissenschaftler der Universitäten Hamburg und Moskau sowie des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie legen beeindruckendes Kartenmaterial für den Atlantischen Ozean vor. Der so genannte WOCE-Atlas enthält für jeden Punkt des Ozeans Informationen zu Nährstoffkonzentrationen, Temperatur und Dichte, die visuell aufbereitet sind. Nie zuvor wurde eine solche Vielzahl von ozeanographischen Parametern weltweit und mit derartiger Genauigkeit erfasst und online zugänglich gemacht.
Rund zehn Jahre nach Abschluss des so genannten World Ocean Circulation Experiment (WOCE) – eines des wohl umfangreichsten, ozeanographischen Messprogramms überhaupt – haben Wissenschaftler die Daten des Atlantischen Ozeans erstmals in detaillierte Karten gefasst. Das Endprodukt, der „WOCE-Atlas Volume 3“, wurde Ende Oktober auf der Konferenz des World Climate Research Programme in Denver vorgestellt.
Die Ozeanographen Klaus Peter Koltermann (Moscow State University), Viktor Gouretski (Integrated Climate Data Center am KlimaCampus, Universität Hamburg) und Kai Jancke (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie) arbeiteten dabei auf freiwilliger Basis für die internationale Wissenschaftlergemeinde.
„Für den WOCE-Datensatz wurden von 1990 bis 2002 mehr als 70 standardisierte und eng aufeinander abgestimmte Messfahrten durchgeführt, beteiligt waren 30 Länder“, berichtet Gouretski. „Es handelt sich quasi um eine gigantische Momentaufnahme des Weltozeans – eine wichtige Datenbasis für Ozeanographen, Meeresbiologen oder Klimamodellierer“, erläutert er.
Alle Karten auf einen Klick abrufbar
Neben dem gedruckten Atlas sind die Karten ab sofort im Netz frei verfügbar. Wissenschaftler/innen können so Temperaturen, Salzgehalte, Nähr- oder Spurenstoffkonzentrationen für verschiedene Punkte des Ozeans auf einen Blick erkennen, statt diese mühsam aus langen Zahlenkolonnen herauszulesen.
„Für den Südlichen Ozean und den Pazifik gibt es solche visuell aufbereiteten Daten schon seit 2005 bzw. seit 2007. Für den Atlantik und damit auch für den Golfstrom, der unser Klima hier in Europa bestimmt, fehlten sie bisher“, so Gouretski.
Der Datensatz erfüllte aber noch eine weitere wichtige Funktion: Mit seiner Hilfe konnten frühere Messungen auf systematische Fehler überprüft und korrigiert werden. Schritt für Schritt entstand so parallel zum Atlantischen Atlas erstmals eine so genannte Klimatologie der globalen Ozeane.
WOCE-Atlas des Atlantischen Ozeans:
http://www-pord.ucsd.edu/whp_atlas/atlantic_index.html
U. Kreis