UHH Newsletter

November 2010, Nr. 20

CAMPUS

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Detailansicht von innen. Zu erkennen sind die Spurrillen der Karren, mit denen das goldführende Gestein aus dem Berg transportiert wurde. Die Breite zwischen den Rädern betrug  1,30 m.Das maßstabgerechte Modell der Galeria dos Alargamentos  besteht aus 140 Millionen Messpunkten.Perspektivische Detailansicht der Galerie von außen, Foto: UHH/Ramminger.Luftbildaufnahme von Tagebau A mit dem unterirdischen Verlauf der Galeria dos Alargamentos (rot markiert).
Terrestrischer 3D-Laserscanner im Einsatz, Foto: UHH/Ramminger



Kontakt:

Jun.-Prof. Dr. Britta Ramminger
Archäologisches Institut
Edmund-Siemers-Allee 1, West
20146 Hamburg

t. 040.42838-5901
e. britta.ramminger-at-uni-hamburg.de

Mit Hightech in die Römerzeit

Archäologinnen und Archäologen der Universität Hamburg haben im Norden Portugals erstmals einen terrestrischen 3D-Laserscanner eingesetzt, um das römische Goldbergwerk von Três Minas zu vermessen und seine Baugeschichte zu erforschen. In einem Pilotprojekt fand die Hamburger Gruppe heraus, dass das Bergwerk „Galeria dos Alargamentos“ schneller erbaut wurde als bisher angenommen.
Forscherinnen und Forscher der Abteilung Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie haben im Frühjahr und Sommer 2010 erstmals eine neue Technologie in der archäologischen Praxis eingesetzt: einen terrestrischen 3D-Laserscanner. In einer ersten Pilotstudie führte ein fünfköpfiges Team von Archäologen und Fachstudierenden der Universitäten Hamburg und Zürich unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Britta Ramminger Untersuchungen im Bereich des römischen Goldbergwerks von Três Minas bei Vila Pouca de Aguiar in Nordportugal durch.

3D-Laserscanner lüftet Geheimnis der Baugeschichte

Das heute als Bodendenkmal geschützte römische Goldbergwerk von Três Minas ist aufgrund der fast vollständig erhaltenen Bergbauanlagen eines der bedeutendsten Beispiele der Goldgewinnung im Römischen Reich. Zu seinen bekanntesten Überresten zählt die für Besucher zugänglich gemachte Galeria dos Alagarmentos, deren Baugeschichte und Funktion bislang noch weitgehend unbekannt ist. Die in der Archäologie angewendeten herkömmlichen Vermessungsmethoden reichten bisher in diesem komplizierten Stollen- und Schachtsystem nicht aus, um wichtige Konstruktionsdetails hinreichend zu interpretieren.

Mit Hilfe des 3D-Laserscanners konnte die 140 m lange, von Osten nach Westen im Berg verlaufende Galeria dos Alargamentos erstmalig detailliert vermessen werden. Mit sechzig Einzelscans von rund vierzig Positionen aus wurden ca. 140 Millionen Punkte dreidimensional aufgenommen. Die nun erfolgte Auswertung der Messergebnisse zeigt, dass der Ausbau der Galerie von zwei Seiten erfolgte und nicht wie bislang angenommen von nur einer.

Für die Forschung ist dies ein wichtiger Nachweis, dass nicht nur vor und während des Baus der Gesamtanlage von den römischen Ingenieuren eine präzise Vermessung erfolgte, sondern auch bewusst die Bauzeit sowie die damit verbundenen Kosten geplant und kalkuliert wurden. Durch die detaillierte Darstellung der verschiedenen Abbauelemente lassen sich somit auch übergeordnete Fragestellungen zur Organisation dieses monumentalen Bergwerkes beantworten und Aussagen zur römischen Wirtschaftsweise treffen. Bisher wurde die Gesamtbauzeit auf drei bis vier Jahre geschätzt, die neuen Erkenntnisse zeigen, dass von einer Halbierung auf lediglich eineinhalb bis zwei Jahre ausgegangen werden kann.

Dreidimensionale Modelle für Besucher des Bergwerks

Die Zeugnisse römischer Bergbautechnik sollen noch weiter erforscht und die Ergebnisse auch vor Ort präsentiert werden. Mithilfe der exakten Vermessung mit 3D-Laserscannern kann ein dreidimensionales Modell geschaffen werden. Damit und mit Computersimulation können Fachwissenschaftler und Besucher des Bergwerks die Geschichte des römischen Goldbergbaus in Três Minas verstehen und unmittelbar erleben.

Britta Ramminger
 
 
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