Hamburger Poetik-Vorlesungen mit Yoko Tawada
Die Schriftstellerin Yoko Tawada ist diesjährige Gastprofessorin für Interkulturelle Poetik an der Universität Hamburg. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Hamburg – mein Hafen der Literatur“ hält sie vom 20. April bis zum 29. Juni öffentliche Vorlesungen zum literarischen Verständnis von Interkulturalität. Lesungen, ein Schreibworkshop, Performances und eine Tagung geben darüber hinaus Gelegenheit, die japanische Dichterin, die 24 Jahre in Hamburg lebte, kennenzulernen.
Die Hamburger Gastprofessur für Interkulturelle Poetik (INPOET) wurde in diesem Sommersemester zum ersten Mal vergeben. Die von Prof. Dr. Ortrud Gutjahr ins Leben gerufene Professur wird von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius gefördert. Mit der Einrichtung dieser Poetikprofessur wird die Bedeutung der deutschsprachigen interkulturellen Literatur gewürdigt.
Alles fließt
Tawada entwickelt ihre interkulturelle Poetik in drei Vorlesungen. Dabei legt sie den Fokus auf den literarischen Topos des Hafens, den sie als „gefährlichen Ort“ beschreibt, bei dem Erinnerungen und die sinnliche Kraft der Sprache geweckt werden. „Neben dem Hafen beschäftigt sie sich auch mit dem Wasser als Metapher für ihre fluide Sprachverwendung“, erklärt die Koordinatorin Professorin Gutjahr. „Das Wasser ist ein zentrales Thema in Tawadas Literatur, es steht für jene grenzüberschreitende Kraft, die Länder und Kontinente verbindet und eine völlig neue kulturelle Form hervorbringt. Deshalb stellte sie zum Auftakt der Gastprofessur ihr literarisches Werk auch direkt am Wasser vor, im Maritimen Museum am Hamburger Hafen“, so Professorin Gutjahr.
Die anderen Veranstaltungen aus der Vortragsreihe finden in der Universität Hamburg, im Literaturhaus und im Thalia Theater statt. Auch in der Öffnung zum städtischen Raum wird die für Tawada grundlegende Idee der Grenzüberschreitung erfahrbar.
Yoko Tawada
Tawada, 1960 in Tokyo geboren, studierte Germanistik an der Universität Hamburg und promovierte hier zur Sprachmagie in der europäischen Literatur. Heute lebt die Autorin in Berlin. Sie veröffentlichte zahlreiche Essays, Prosatexte, Gedichte, Theater- und Hörstücke in deutscher und japanischer Sprache. Zuletzt erschienen die Gedichtsammlung „Abenteuer der deutschen Grammatik“ (2010) und die zweisprachige Neuausgabe des Romans „Das Bad“ (2010). Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Adelbert-von-Chamisso-Preis (1996) und die Goethe-Medaille (2005).
A. Hansen