UHH Newsletter

Au­gust 2009, Nr. 5

IN­TER­VIEW

/onTEAM/newsletter/images/medi101249311238.jpg
Prof. Dr. Knut Hi­cket­hier, Foto: Ni­co­la Weber



Kon­takt:

Prof. Dr. Knut Hi­cket­hier

In­sti­tut für Me­di­en und Kom­mu­ni­ka­ti­on
Von-​Mel­le-​Park 6
20146 Ham­burg

e. hickethier@​uni-​ham­burg.de
www

In­ter­view mit Prof. Dr. Knut Hi­cket­hier, In­sti­tut für Me­di­en und Kom­mu­ni­ka­ti­on

Die dies­jäh­ri­ge Media Sum­mer School, die vom 27. bis 31. Juli 2009 unter dem Titel „Film, Fern­se­hen, In­ter­net. Kul­tur­wis­sen­schaft­li­che Re­zep­ti­ons­for­schung“ statt­fand, war ein Pi­lot­pro­jekt für die Ham­bur­ger Me­di­en­for­schung, das vom In­sti­tut für Me­di­en und Kom­mu­ni­ka­ti­on (IMK) in Zu­sam­men­ar­beit mit dem Hans-​Bre­dow-​In­sti­tut (HBI) ge­tra­gen wurde. In­itia­tor die­ses Pro­jekts war Prof. Dr. Knut Hi­cket­hier.

Herr Prof. Hi­cket­hier, auf Ihre In­itia­ti­ve hin fand zum ers­ten Mal in die­sem Jahr die Media Sum­mer School an der Uni­ver­si­tät Ham­burg statt. Was ist das Be­son­de­re der Sum­mer School, wel­che Lücke wol­len Sie mit ihr schlie­ßen?


Für die Me­di­en­wis­sen­schaft gibt es in Deutsch­land we­ni­ge at­trak­ti­ve An­ge­bo­te im Be­reich der Sum­mer Schools. Wir haben in­ner­halb des Se­mes­ters zudem kaum Raum, mit aus­ge­wähl­ten aus­wär­ti­gen Gäs­ten, Kol­leg/inn/en aus der Uni­ver­si­tät und Stu­die­ren­den aus Ham­burg und ganz Deutsch­land in­ten­siv und kon­zen­triert zu einem spe­zi­fi­schen ak­tu­el­len For­schungs­pro­blem zu dis­ku­tie­ren. Dar­über hin­aus steht der Me­di­en­stadt Ham­burg wie auch der Me­di­en­wis­sen­schafts­stadt ein sol­ches An­ge­bot gut zu Ge­sicht. 

Die Ver­an­stal­tun­gen sind sehr gut an­ge­nom­men wor­den. Sind es haupt­säch­lich Stu­die­ren­de der Uni­ver­si­tät Ham­burg oder ex­ter­ne Stu­die­ren­de, die sich an­ge­mel­det haben?

Die Sum­mer School rich­te­te sich so­wohl an Teil­neh­mer/innen aus der Me­di­en-​ und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft der Uni­ver­si­tät Ham­burg als auch an ex­ter­ne Stu­die­ren­de, das tat­säch­li­che Ver­hält­nis war etwa 50:50. In der Zu­sam­men­set­zung so­wohl aus Mas­ter-​ wie Ba­che­lor­stu­die­ren­den ergab sich eine sehr mo­ti­vier­te und dis­kus­si­ons­freu­di­ge Grup­pe. In ihrem Leis­tungs­um­fang war die Sum­mer School so kon­zi­piert, dass den Teil­neh­mer/innen die Mög­lich­keit ge­bo­ten wer­den konn­te, Cre­dit Points für ihr Stu­di­um zu er­wer­ben. Die an­ge­mel­de­ten Teil­neh­mer/innen waren je­doch weder aus­nahms­los noch aus­schließ­lich an dem Er­werb in­ter­es­siert. Viele nut­zen die Sum­mer School al­lein als Ge­le­gen­heit zum über­re­gio­na­len und trans­dis­zi­pli­nä­ren wis­sen­schaft­li­chen Aus­tausch.

Wel­che Vor­tei­le bie­tet eine Sum­mer School ge­gen­über nor­ma­len Ver­an­stal­tun­gen im Se­mes­ter?

Die Sum­mer School bie­tet einen Raum, sich au­ßer­halb des Lehr­plans und nach Se­mes­ter­en­de ver­tie­fend mit me­di­en-​ und kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­li­chen The­men aus­ein­an­der­zu­set­zen. Sie er­mög­licht kon­zen­trier­tes Ler­nen, för­dert den wis­sen­schaft­li­chen Aus­tausch, den Kon­takt zwi­schen Leh­ren­den und Stu­die­ren­den — und stärkt nicht zu­letzt auch den Stu­di­en­ort Ham­burg.

Sie or­ga­ni­sie­ren die School zu­sam­men mit dem Hans-​Bre­dow-​In­sti­tut. Wie er­gän­zen sich die Kom­pe­ten­zen der bei­den In­sti­tu­te?

Das Hans-​Bre­dow-​In­sti­tut ist die wich­tigs­te In­sti­tu­ti­on der Me­di­en­for­schung in Deutsch­land. Seit­dem es be­steht, gibt es eine aus­ge­zeich­ne­te Ko­ope­ra­ti­on mit der Uni­ver­si­tät. For­schungs­an­sät­ze und -​in­ter­es­sen, Pro­fi­le und Pro­jek­te er­gän­zen sich au­ßer­or­dent­lich gut. Wei­ter­hin lehrt mit Uwe Hase­brink einer der bei­den Di­rek­to­ren des HBI auch am IMK. Die Zu­sam­men­ar­beit ist gut – und das wis­sen­schaft­lich wie mensch­lich, so dass das HBI der na­tür­li­che Part­ner für das Pro­jekt der Sum­mer School ist.

Die Zu­gän­ge sind al­ler­dings ver­schie­den. Das HBI sieht sich eher der in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Ana­ly­se me­di­en­ver­mit­tel­ter öf­f­ent­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­pflich­tet, d. h. der em­pi­ri­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­schung, die ver­sucht, Ein­flüs­se der Me­di­en unter Ein­be­zie­hung kom­mu­ni­ka­ti­ons-​ und rechts­wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­ti­ven, er­gänzt durch An­sät­ze z. B. aus Öko­no­mie und Päd­ago­gik, zu ver­ste­hen, Ent­wick­lun­gen und Ri­si­ken ab­zu­schät­zen und Hand­lungs­op­tio­nen zu ent­wi­ckeln. In der Me­di­en­wis­sen­schaft am IMK steht eine kul­tur­wis­sen­schaft­lich-​her­me­neu­ti­sche Ana­ly­se und In­ter­pre­ta­ti­on von Me­di­en­pro­duk­ten, -​for­ma­ten und -​dis­kur­sen im his­to­ri­schen Längs­schnitt wie im ak­tu­el­len Quer­schnitt im Vor­der­grund.  

Wel­chen the­ma­ti­schen Schwer­punkt haben Sie in die­ser Sum­mer School ge­setzt?

Die Sum­mer School fand unter dem Titel „Film, Fern­se­hen, In­ter­net. Kul­tur­wis­sen­schaft­li­che Re­zep­ti­ons­for­schung“ statt. Das Ziel der dies­jäh­ri­gen Sum­mer School war, den Stu­die­ren­den einen kom­pri­mier­ten Ein­blick in die Un­ter­schied­lich­keit und Viel­zahl theo­re­ti­scher An­sät­ze und ak­tu­el­ler Per­spek­ti­ven der kul­tur­wis­sen­schaft­li­chen Re­zep­ti­ons­for­schung zu bie­ten. Re­zep­ti­ons­for­schung heißt, das Pu­bli­kum, die Zu­schau­er/innen, die Nut­zer/innen von Me­di­en und Me­di­en­pro­duk­ten in den Blick zu neh­men, ihre Wahr­neh­mung und An­eig­nung von Me­di­en bzw. Me­di­en­an­ge­bo­ten. Die Sum­mer School bot des­we­gen ein brei­tes Spek­trum an un­ter­schied­li­chen For­schungs­an­sät­zen, be­gin­nend mit kul­tu­ranthro­po­lo­gi­schen An­sät­zen und his­to­ri­scher Ki­no-​Re­zep­ti­ons­for­schung über Kon­zep­te ge­gen­wär­ti­ger Fern­seh-​ und In­ter­net­nut­zung bis zu Com­pu­ter Game Stu­dies.

Wie sieht die Rolle aus, die Ham­burg und spe­zi­ell die Uni­ver­si­tät in der Me­di­en­wis­sen­schaft spielt? Wo lie­gen die Schwer­punk­te der Me­di­en­wis­sen­schaft an der Uni­ver­si­tät in Ab­gren­zung zu an­de­ren Uni­ver­si­tä­ten?

Ham­burg ist ein in­ter­na­tio­na­les Zen­trum in­ter­dis­zi­pli­nä­rer Me­di­en­for­schung. Die „Me­dia­li­sie­rung“ der Kom­mu­ni­ka­ti­on durch tech­nisch-​ap­pa­ra­ti­ve Me­di­en hat nicht nur die ge­sell­schaft­li­che Selbst­ver­stän­di­gung ver­wan­delt, Me­di­en und Me­di­en­pro­duk­te durch­drin­gen in­zwi­schen alle Be­rei­che von Po­li­tik, Wirt­schaft, Recht, Kul­tur und All­tag und haben diese tief­grei­fend ver­än­dert.
An der Uni­ver­si­tät Ham­burg bil­det das Zen­trum für Me­di­en-​ und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­schung diese Ent­wick­lun­gen ab. Es bün­delt in einem bun­des­weit ein­zig­ar­ti­gen Netz­werk trans­dis­zi­pli­nä­re Me­di­en­for­schung und -​leh­re der Uni­ver­si­tät und des Hans-​Bre­dow-​In­sti­tuts, mit span­nen­den For­schungs-​ und Pro­mo­ti­ons­mög­lich­kei­ten ge­ra­de für Nach­wuchs­wis­sen­schaft­ler/innen.

Pla­nen Sie Media Sum­mer Schools auch im kom­men­den Jahr?

Es ist denk­bar, dass in den kom­men­den Jah­ren die me­di­en-​ und kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft­li­che Sum­mer School als wie­der­keh­ren­de Ver­an­stal­tung und als Pro­jekt je­weils eines fest­an­ge­stell­ten Mit­glieds des IMK oder HBI, nach des­sen je­weils ei­ge­ner Schwer­punkt­set­zung, or­ga­ni­siert wird.

Herr Hi­cket­hier, haben Sie vie­len Dank für das Ge­spräch!

 
 
Home | Impressum | Kontakt