UHH Newsletter

Au­gust 2009, Nr. 5

VER­AN­STAL­TUN­GEN

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Multimediale Aufbereitung des historischen Materials, Foto: PS/UHHBlick auf die Stelen 'Richter und Gerichtsherren', Foto: GW/UHHUlrich Baumann, Vorsitzender der „Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz“ und selbst Opfer der Wehrmachtjustiz, beim Besuch der Ausstellung, Foto: PS/UHHDie Ausstellung von oben, Foto: PS/UHH
Die Wan­der­aus­stel­lung "Was da­mals Recht war..." mach­te Sta­ti­on im West­flü­gel des Haupt­ge­bäu­des, Foto: GW/UHH

„Was da­mals Recht war…“
Wan­der­aus­stel­lung zur Wehr­macht­jus­tiz an der Uni­ver­si­tät Ham­burg

Seit dem 7. Juli wird die Wan­der­aus­stel­lung mit dem Un­ter­ti­tel „Sol­da­ten und Zi­vi­lis­ten vor Ge­rich­ten der Wehr­macht“ im West­flü­gel des Haupt­ge­bäu­des ge­zeigt. Die Aus­stel­lung er­in­nert an etwa 20.000 Sol­da­ten und Zi­vi­lis­ten, Män­ner und Frau­en, die durch Un­rechts­ur­tei­le der deut­schen Wehr­macht­ge­rich­te ihr Leben ver­lo­ren.
„Was da­mals Recht war, kann heute nicht Un­recht sein…“ – das der Aus­stel­lung vor­an­ge­stell­te Zitat geht auf Hans Fil­bin­ger zu­rück, den ehe­ma­li­gen Mi­nis­ter­prä­si­den­ten Ba­den-​Würt­tem­bergs und ehe­ma­li­gen NS-​Ma­ri­ne­rich­ter, der damit sein Han­deln in der NS-​Zeit zu recht­fer­ti­gen such­te.

Der Aus­stel­lungs­ti­tel ver­weist in­so­fern auf einen kri­ti­schen Punkt. Fil­bin­ger muss­te zwar sei­nen Pos­ten als Mi­nis­ter­prä­si­dent räu­men, weil ihm eine per­sön­li­che Be­tei­li­gung an NS-​To­des­ur­tei­len nach­ge­wie­sen wer­den konn­te, doch „was da­mals Recht war“, blieb tat­säch­lich wei­ter­hin Recht: NS-​To­des­ur­tei­le gegen „Fah­nen­flüch­ti­ge“ und „Kriegs­ver­rä­ter“ wur­den lange nicht auf­ge­ho­ben, die unter NS-​Kriegs­recht Ver­ur­teil­ten in der Bun­des­re­pu­blik nicht re­ha­bi­li­tiert.

Erst 2002 er­stritt einer der da­mals Ver­ur­teil­ten und Über­le­ben­der, der Ham­bur­ger Lud­wig Bau­mann, mit dem von ihm ge­grün­de­ten Ver­ein „Bun­des­ver­ei­ni­gung Opfer der NS-​Mi­li­tär­jus­tiz“ die Re­ha­bi­li­tie­rung von Wehr­machts­de­ser­teu­ren. Doch „Kriegs­ver­rä­ter“, denen man oft nicht mehr als eine „pa­zi­fis­ti­sche Ge­sin­nung“ oder kri­ti­sche Äu­ße­run­gen über den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus vor­wer­fen konn­te, blie­ben wei­ter­hin aus­ge­schlos­sen aus dem „Ge­setz zur Auf­he­bung na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Un­rechts­ur­tei­le“.

Erst vor we­ni­gen Wo­chen, am 2. Juli 2009, wurde ein neuer Ge­setz­ent­wurf zur Auf­he­bung auch der Ur­tei­le gegen „Kriegs­ver­rä­ter“ in den Bun­des­tag ein­ge­bracht, das nun im Au­gust ver­ab­schie­det wer­den soll.

Die Aus­stel­lung leis­tet die ver­dienst­vol­le Auf­ga­be, kon­kre­te Schick­sa­le auf­zu­ar­bei­ten und somit so­wohl über die Rolle der Wehr­macht­jus­tiz auf­zu­klä­ren als auch auf die spä­te­re po­li­ti­sche Be­hand­lung des The­mas auf­merk­sam zu ma­chen. Aus­stel­lung und Ka­ta­log geben den ak­tu­el­len For­schungs­stand wie­der, er­gänzt wurde die mul­ti­me­dia­le Prä­sen­ta­ti­on durch ein Rah­men­pro­gramm aus Vor­trä­gen, Le­sun­gen und Füh­run­gen, für das zu­sam­men mit der Jus­tiz­be­hör­de und dem Rich­ter­ver­ein die Uni­ver­si­tät sorg­te.

Die Aus­stel­lung über die Opfer der NS-​Mi­li­tär­jus­tiz ent­stand auf In­itia­ti­ve der Stif­tung Denk­mal für die er­mor­de­ten Juden Eu­ro­pas. Auf An­re­gung des ehe­ma­li­gen Vor­stands­mit­glie­des des Ham­bur­gi­schen Rich­ter­ver­eins, Udo Löhr, kam die Aus­stel­lung nach Ham­burg.

Bis zum 8. Au­gust wird die Aus­stel­lung noch im Foyer des West­flü­gels ge­zeigt.

Red.
 
 
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