ZEITLast vs. Zeitsouveränität: Projekt untersucht Studierbarkeit der Bachelor- und Master-Studiengänge
Allseits wird darüber geklagt, am Zentrum für Hochschul- und Weiterbildung der Uni Hamburg wird dazu geforscht: Wie hoch ist die Arbeitslast der Studierenden nach der Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge? Und welche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation können kurzfristig umgesetzt werden? Erste Zwischenergebnisse des seit 2009 laufenden Projekts liegen bereits vor.
Im Rahmen des BMBF-geförderten, auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekts werden an unterschiedlichen Standorten Studiengänge hinsichtlich ihrer Workload für Studierende untersucht:
Stärkere Belastung durch Bachelor und Master
Schließlich hat die Einführung der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge – anders als in den traditionellen Diplom- und Magisterstudiengängen – zu einer starken zeitlichen und inhaltlichen Strukturierung des Studiums geführt. Auch wenn die Anzahl der Präsenzveranstaltungen nicht wesentlich gestiegen ist, ist die Zahl der Pflichtveranstaltungen mit Leistungsnachweis höher. Zudem ist die Zeit reglementiert worden, in der Module abgeschlossen und Prüfungsleistungen erbracht werden müssen.
An der Universität Hamburg hat bereits der Studiengang BA Medien- und Kommunikationswissenschaft teilgenommen, im Sommersemester 2010 wird auch der BSc Lehramt an Beruflichen Schulen untersucht. An den Partneruniversitäten Hildesheim, Ilmenau und Mainz werden darüber hinaus die Studiengänge Ingenieurinformatik, Mechatronik und Medientechnologie, Sozial- und Organisationspädagogik und Kulturwissenschaften sowie Erziehungswissenschaft erfasst. Damit decken die zu untersuchenden Studiengänge eine große fachliche Breite ab, von den Geistes- über die Sozial- bis zu den Ingenieurwissenschaften.
Ergebnis überrascht
Überraschend war für die beteiligten Wissenschaftler/innen, was die Zeitbudget-Analysen im vergangenen Wintersemester offenbarten: Die Studierenden investieren nicht so viel Zeit in ihr Studium wie angenommen. Die durch Bologna vorgegebene Workload von 160 Stunden im Monat wurde deutlich unterschritten. Der Grund hierfür liegt nicht – wie man zunächst vermuten könnte – in einer übermäßigen Erwerbstätigkeit der Studierenden: Der Zeitaufwand, der in der gesamten Stichprobe durchschnittlich für das Jobben pro Woche aufgewendet wurde, liegt bei 6,4 Stunden, in Hamburg bei 8 Stunden.
Die Daten zeigen auch, dass es zu einem klassischen „Bulimie-Lernen“ kommt: Gelernt wird punktuell für Prüfungen. Eine kontinuierliche Unterrichtsvor- und -nachbereitung im Rahmen des Selbststudiums zur Vertiefung und Vernetzung der vermittelten Inhalte findet bei vielen Studierenden kaum statt. Teilweise, so die Wissenschaftler/innen, befördern die eingesetzten Unterrichtsmethoden unter dem Einfluss des neuen Punktesystems dieses „bulimische“ Lernsystem: Es mangelt an einer Rückmeldekultur, die sicherstellt, dass Tätigkeiten aus dem Selbststudium in angemessener Weise in die Präsenzlehre eingebunden werden.
Wie man's besser macht
Die didaktischen Maßnahmen, die im Zuge von ZEITLast erstmals in diesem Sommersemester umgesetzt werden, sollen dazu führen, die thematische und zeitliche Zersplitterung zu reduzieren: Durch Blockunterricht soll es den Studierenden ermöglicht werden, sich konzentriert mit einem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu befassen. Zudem sollen semesterbegleitende Prüfungen bzw. Studienleistungen, die zeitnah zu den behandelten Themen erfolgen, die übliche Häufung von Prüfungen innerhalb eines kurzen Zeitraums entzerren und die zeitliche Belastung mindern. Schließlich soll die Untersuchung des Zeitmanagements und der Zeitbelastung zu mehr Leistungsgerechtigkeit bei der Vergabe von ECTS beitragen.
Metzger/Red.