Mensch-Tier-Beziehung beschäftigt neue Forschungsgruppe
Am 10. November hat die „Group for Society & Animals Studies“ (GSA) ihre Gründung gefeiert. Sie ist deutschlandweit die erste sozialwissenschaftliche Forschungsgruppe, die sich dem vielschichtigen Verhältnis von Menschen und Tieren widmet.
In unserer westlichen Industriegesellschaft erfüllen Tiere ganz unterschiedliche Funktionen. Während Menschen ihre Hunde, Wellensittiche und Hamster oft intensiv betreuen, nutzen sie Schweine und Rinder als Ressourcen für Nahrung oder Kleidung. Eine neue Forschungsgruppe des Instituts für Soziologie beschäftigt sich mit Fragen rund um die ambivalente Beziehung der Menschen zu Tieren.
Tiere in veränderter Wahrnehmung
Professorin Birgit Pfau-Effinger ist die Koordinatorin der GSA, der sieben Doktorandinnen und Doktoranden sowie weitere Studierende der Universität Hamburg angehören. Ihrer Ansicht nach hat sich das Mensch-Tier-Verhältnis in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland stark verändert – der Wert der Tiere und ihre Bedürfnisse würden verstärkt wahrgenommen.
„Immer mehr Menschen sehen Tiere als Wesen, die ein Bewusstsein, einen Willen und Gefühle haben. Diese Menschen sind überzeugt davon, dass Tiere uns sehr ähnlich sind und dass wir sie entsprechend behandeln sollten", so Professorin Pfau-Effinger. Allerdings beziehe sich diese Zuneigung oft nur auf Haustiere. Das Leiden von Nutztieren hingegen werde von vielen Menschen ausgeblendet, da ihre Tötung „hinter den Kulissen“ durchgeführt wird. Doch auch hier entwickelt sich die Gesellschaft weiter. „Das Thema Tierrechte steht heute auf der Tagesordnung. Die Menschen interessieren sich dafür, und einige ziehen Konsequenzen: die Zahl der Vegetarier hat sich in den vergangenen 20 Jahren verzehnfacht“, so Pfau-Effinger.
Sozialwissenschaftliche „AnimalStudies“
In Medien, Kultur und Politik wird das Mensch-Tier-Verhältnis immer intensiver diskutiert, in der Wissenschaft dagegen kaum. Die „Group for Society & Animals Studies“ an der Universität Hamburg möchte dazu beitragen, diese Lücke zu füllen. Sie will einen soziologischen Beitrag zum wissenschaftlichen Forschungsfeld der „Human-Animal-Studies“ (auch “Animal Studies” oder “Anthrozoology”) leisten, das sich im englischsprachigen wissenschaftlichen Diskurs in den letzten Jahren als interdisziplinäres Forschungsfeld herausgebildet hat.
Das Ziel der Gruppe ist es, qualitativ hochwertige Forschung auf diesem Gebiet durchzuführen. Die GSA strebt die Einwerbung von Drittmitteln für die Forschung und Publikationen in deutschen und internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften an. Im Frühjahr 2011 erscheint ein Sammelband mit ersten Forschungsergebnissen. Weiter sind Dissertationen zum Thema geplant, außerdem werden Workshops, Tagungen und Vortragsreihen organisiert.
Red.