UHH Newsletter

Dezember 2010, Nr. 21

INTERVIEW

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Prof. Dr. med. Christian Büchel, Foto: BWF



Kontakt:

Prof. Dr. med. Christian Büchel
Institut für Systemische Neurowissenschaften
Zentrum für Experimentelle Medizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20251 Hamburg

t. 040.7410-59899
e. buechel-at-uke.de

Interview mit neuem Leibniz-Preisträger Prof. Christian Büchel

Der Leibniz-Preis ist der wichtigste deutsche Forschungsförderpreis und mit 2,5 Millionen Euro dotiert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vergibt ihn in diesem Jahr unter anderem an den Neurowissenschaftler Prof. Dr. med. Christian Büchel, Direktor des Instituts für Systemische Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Im Interview erzählt er, wo ihn der entscheidende Anruf ereilt hat, was genau er erforscht und ob er schon immer Wissenschaftler werden wollte.
Wie haben Sie erfahren, dass Sie zu den neuen Leibniz-Preisträgern gehören?

Ich saß in einer Sitzung mit dem Dekan und anderen Neurowissenschaftlern, um ein Verbundforschungsprojekt zu besprechen. Mein Handy hat geklingelt und die Sekretärin von Herrn Kleiner, dem DFG Präsidenten hat angerufen und mir mitgeteilt, dass ich den diesjährigen Leibnizpreis erhalten werde. Besonders lustig war, dass sie betonte, dass es sich nicht um einen Witz handelt. Das wiederum hat mich darüber nachdenken lassen, ob es nicht doch ein Witz ist.

Sie sind als Neurowissenschaftler tätig. Wofür genau haben Sie den Preis bekommen?

Ich nehme an für meine Studien im Bereich der kognitiven Neurowissenschaften. Hier konnten wir insbesondere einen Beitrag zu den Mechanismen von Angst und Furcht leisten. Unsere Forschung basiert auf sehr teuren Geräten (Kernspintomographen), mit denen wir zum Beispiel auch eine strukturelle Veränderung entdeckt haben, die dem Stottern zugrunde liegt. Weitere wichtige Befunde waren, inwieweit Effekte wie Erfahrung und Erwartung die Schmerzwahrnehmung beeinflussen können. Hier konnten wir vor kurzem erstmals zeigen, dass diese Faktoren die neuronale Verarbeitung bereits im Rückenmark beeinflussen.

Der Leibniz-Preis ist mir 2,5 Mio Euro dotiert. Was machen Sie mit dem Preisgeld?

Wir benötigen in Hamburg dringend neue Technologie um in den Neurowissenschaften auch weiterhin in der internationalen Konkurrenz bestehen zu können. Ich werde versuchen, im Rahmen dieses Preises einen 7 Tesla Kernspintomographen nach Hamburg zu holen. Dieses Gerät ist essentiell für wichtige Verbundprojekte wie einen derzeit beantragten SFB, aber noch wichtiger für unseren Clusterantrag "Neurocognitive Modulation" im Rahmen der Bundesexzellenzinitiative. Leider übersteigt der Preis dieses Geräts inklusive Baumaßnahmen aber die Summe des Leibniz Preises von 2,5 Mio Euro.

Sie sind auch Sprecher des Landesexzellenzcluster „neurodapt!“. Was hat das Cluster mit Ihrer Forschung zu Angst und Furcht zu tun?

Es geht bei dem Landesexzellenzcluster "neurodapt!" vor allem um neuronale Plastizität (Anpassungsfähigkeit des Gehirns an veränderte Umwelt, Anmerk. d. Red.) vom Molekül bis zum Verhalten. Angst ist zum Teil auch erlernt, und dieses Phänomen lässt sich im Labor mit einfachen Furchtkonditionierungsstudien recht gut nachstellen. Besonders spannend ist, dass dieses Lernparadigma sowohl in Mäusen als auch im Menschen durchführbar ist, was es uns ermöglicht beide Ebenen direkt miteinander zu verbinden.

Was wollten Sie als kleiner Junge werden? Immer Wissenschaftler?

Ich habe schon immer gerne getüftelt und gebastelt und wollte verstehen, wie komplexe Dinge funktionieren. Dabei muss man diese Geräte natürlich auseinandernehmen, wobei viele leider auch kaputt gegangen sind … An den Beruf Wissenschaftler hatte ich nie gedacht, da ich nicht wirklich wusste, was das ist. Im Nachhinein war es aber genau das, was ich wollte. Über die ersten PCs Anfang der 80er Jahre habe ich mich schnell für Informationsverarbeitung begeistert und bin so über neuronale Netzwerke beim Gehirn als komplexestem „Informationsverarbeiter“ gelandet. Nach meinem Medizinstudium habe ich recht schnell bemerkt, dass ich mich stark auf die Forschung konzentrieren möchte.

Haben Sie vielen Dank für das Interview, Herr Büchel.


Das Interview führte Anna Lena Bärthel.


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