Am 1. März hat Prof. Dr. Oliver Huck sein Amt als Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften angetreten. Seit November hatte er diese Position bereits kommissarisch inne. Der Professor für Historische Musikwissenschaft wurde vom Fakultätsrat für fünf Jahre gewählt und vom Präsidium der Universität Hamburg bestätigt. Im Interview spricht er über seine ersten Tage im Amt und die Pläne für die nächsten Jahre.
Was bedeutet es für Sie, Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften zu sein?
Ich verstehe mich zunächst als Hochschullehrer und damit als Gleicher unter Gleichen. Daher übe ich das Amt des Dekans nebenamtlich aus.
Was haben Sie in Ihrer ersten Woche als Dekan gemacht?
Die Bekanntgabe der Zwischenergebnisse der Exzellenzinitiative am 2. März war natürlich spannend. Bei den Anträgen beteiligte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Mitglieder der Dekanate und des Präsidiums sowie die Abteilung für Forschung und Wissenschaftsförderung haben die Pressekonferenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Bildschirm gemeinsam verfolgt. Ich teile die Ansicht des Präsidenten. Nur mit den erforderlichen Ressourcen kann exzellente Forschung stattfinden.
Welche Neuerungen kann die Universität von Ihnen erwarten?
Wir bewegen uns entlang der Leitlinien des Struktur- und Entwicklungsplans, dem STEP 2012. Das bedeutet, dass sich zunächst nicht viel ändern wird. Stattdessen möchte ich vorhandene Spielräume mehr nutzen.
Welchen Stellenwert haben die Geisteswissenschaften nach Ihrer Einschätzung in Hamburg?
Die geisteswissenschaftlichen Fächer, die wir in unserer Fakultät anbieten, sind eine Ressource für die Stadt, die noch nicht ausreichend wahrgenommen wird.
Sehen Sie die Geisteswissenschaften im Wissenschaftswettbewerb im Nachteil gegenüber den Natur- und Technikwissenschaften?
Nicht, wenn die Geisteswissenschaften ausreichend gefördert werden. Es ist kein Zufall, dass bspw. die Freie Universität Berlin mit mehreren geisteswissenschaftlichen Clustern bei der Exzellenzinitiative vertreten ist. Großstädte wie Berlin oder Hamburg bieten mit ihrer kulturellen Vielfalt, urbanen Strukturen und einem intellektuellen Umfeld ideale Standortfaktoren für die Geisteswissenschaften.
Sie stehen sieben Fachbereichen vor. Wie wollen sie den verschiedenen Bedürfnissen innerhalb der Fakultät gerecht werden?
Bei einem so großen Fächerkanon wäre es vermessen, als einzelne Person wissen zu wollen, was für wen am besten ist. Die innere Organisation unserer Fakultät folgt föderal-subsidiären Prinzipien. Hier sind Moderationsprozesse wichtig.
Moderation bedeutet Kommunikation, was ist Ihnen dabei wichtig?
Ein wichtiger Grundsatz lautet: Man sollte zuerst mit den Betroffenen sprechen und dann erst eine Entscheidung treffen.
Was verbindet die Mitglieder an Ihrer Fakultät miteinander?
Ich bin der Überzeugung, dass Identität von innen heraus entstehen muss. Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fühlen sich v. a. ihren Instituten zugehörig und nicht der Fakultät. Heterogenität ist eine Ressource und kein Problem. Das hindert uns nicht an einer respektvollen und konstruktiven Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinaus.
Welche Pläne haben Sie persönlich für die kommenden fünf Jahre?
Ich möchte weiter wissenschaftlich tätig sein. Wenn die DFG den Sonderforschungsbereich „Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa“ bewilligen sollte, übernehme ich die Leitung des integrierten Graduiertenkollegs und eines Teilprojekts.
Was ist Ihnen neben der Arbeit wichtig?
Mir ist wichtig, dass ich neben meiner Arbeit für die Universität Hamburg ein präsenter Vater für unsere zweieinhalbjährige Tochter bin. Meine Frau ist ebenfalls voll berufstätig. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie darf sich nicht in der Theorie erschöpfen. Ich möchte hier ein positives Signal für die gesamte Fakultät setzen.
Das Interview führte Caroline Kieke. :: :: :: :: ::
Biographische Notizen
Oliver Huck ist seit 2006 Professor für Historische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Vorher lehrte er an der Hochschule für Musik Würzburg, er nahm Gastprofessuren in Frankreich, in Italien und in der Schweiz wahr. Er leitete außerdem die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Die Musik des frühen Trecento“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
An der Universität Hamburg war er Sprecher des Fachbereichs Kulturgeschichte und Kulturkunde (2009 bis 2010), Prodekan für Forschung (2009 bis 2011) sowie Kommissarischer Dekan der Fakultät für Geisteswissenschaften (seit November 2010).