Tampon- und Bindenspender an der Universität Hamburg
In der Debatte um die kostenfreie Bereitstellung von Tampons und Binden in öffentlichen Einrichtungen möchte die Universität Hamburg ein Zeichen setzen und ermöglicht ihren Mitgliedern den kostenfreien Zugang zu diesen Menstruationsprodukten. Mit der kostenfreien Abgabe von Tampons und Binden setzt sich die Universität weiter für Chancengerechtigkeit in jedem Bereich des universitären Lebens ein. Nach einer Pilotphase im Wintersemesters 2022/2023 befindet sich das Projekt aktuell in der Ausweitung auf die gesamte Universität.
Foto: UHH/Pilpilidis
Warum sind kostenfreie Tampon- und Bindenspender auf den Universitätstoiletten wichtig?
Wie Toilettenpapier, Seife oder Papiertücher sollten Menstruationsprodukte auf den Toiletten der Universitätsgebäude zur Verfügung stehen, damit für menstruierende Menschen keine Nachteile beim Besuch der Universität entstehen. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung menstruiert rund 40 Jahre lang ungefähr einmal im Monat. Dazu gehören auch viele Studierende und Beschäftigte der UHH. Auch soll zur Enttabuisierung des Themas Menstruation beigetragen werden.
Was ist Periodenarmut und was hat das mit Chancengerechtigkeit zu tun?
Wenn eine menstruierende Person keine oder nur eingeschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung hat, um geeignete Menstruationsartikel zu erwerben, wird dies „Periodenarmut“ genannt (https://de.statista.com/themen/8624/menstruation/). Besonders sind also Studierende mit geringem Einkommen betroffen. Diese Studierenden verlassen unter Umständen das Haus während ihrer Periode nicht und besuchen nicht die Universität. Menstruierende Person und gleichzeitig armutsbetroffen zu sein, führt also zu einer besonderen Belastung und schlimmstenfalls zum Ausschluss vom öffentlichen Leben.
Nicht alle menstruierenden Personen haben einen regelmäßigen Zyklus. Tritt die Menstruation plötzlich und unerwartet auf, können schambehaftete Situationen, wie eine blutige Hose oder das Fragen nach einem Tampon, entstehen. Nicht selten gehen menstruierende Personen nach Hause oder in ein nahegelegenes Geschäft, um das nötige Produkt zu erhalten.
Der Zugang zu kostenfreien Menstruationsprodukten ermöglicht die Teilhabe und führt zu einer arbeits- und studienfreundlichen Atmosphäre, in der sich Studierende und Beschäftigte mit einem Gefühl der Sicherheit auf ihr Studium oder ihre Arbeit konzentrieren können, ohne dass fehlende Menstruationsprodukte eine mentale oder finanzielle Belastung darstellen.
Sind damit alle menstruationsspezifischen Probleme gelöst?
Das Thema der Menstruation soll durch das Angebot enttabuisiert, aber nicht simplifiziert werden. Menstruationsartikel zur Verfügung zu stellen, ist ein wichtiger Schritt, den die Universität tätigen kann. Jedoch ist mit dem Angebot nicht jeder Nachteil, den Menstruierende gegenüber nicht-menstruierenden Menschen haben, überwunden. Starke Regelschmerzen und andere psychische und physische Menstruationsbeschwerden können den Universitätsalltag ebenfalls stark beeinträchtigen.
Für wen ist das Angebot gedacht?
Unser Ziel besteht darin, alle menstruierende Personen an dem Angebot teilhaben zu lassen. Insbesondere aber Studierende, die am stärksten von Periodenarmut und einem eingeschränkten Zugang zum Lehrangebot an der Universität betroffen sind.
Wir bitten alle Nutzer:innen darum, nur so viele Artikel herauszunehmen, wie sie gerade benötigen und diese nach der Verwendung in den entsprechenden Abfalleimern zu entsorgen.
Langfristig würden wir uns dafür einsetzen, dass die Spender noch flächendeckender in Gebäuden platziert werden, so dass möglichst viele davon profitieren können.
Wer trägt die Kosten?
Die Kosten trägt die Präsidialverwaltung.
Gibt es das auch an anderen Universitäten?
Einige Universitäten in Deutschland bieten auf ihren Toiletten bereits kostenfreie Menstruationsprodukte an.
Dazu gehören:
- Universität Jena,
- Universität Bonn,
- die Universität Potsdam,
- Universität Stuttgart und
- Universität Marburg,
- die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die auch eine Studie zu Wahrnehmung und Erfolg der Maßnahme durchgeführt und veröffentlicht hat.
Auch international ist die Bereitstellung von Binden und Tampons in Universitäten schon länger keine Seltenheit mehr:
- Vorreiter ist Schottland, wo ein Gesetz vorsieht, dass in öffentlichen Gebäuden Hygieneartikel für Menstruierende kostenlos bereitgestellt werden müssen.
- Yale, Columbia, Harvard, Cornell und weitere amerikanische Universitäten.
Warum nicht auch Rasierer, Haargel, Kämme, Nagelfeilen etc.?
Anders als das in weiten Teilen sozial und modisch bedingte Bedürfnis nach Rasur und Körperpflege, kann der Bedarf nach Menstruationshygieneartikeln spontan und unerwartet auftreten. Bewältigungsstrategien sind dabei mental belastend und ggf. gesundheitsgefährdend oder beinhalten den Abbruch oder die Unterbrechung des Arbeits- oder Studientags.
Warum sollen nicht-Menstruierende für die Bedürfnisse Menstruierender mitbezahlen?
In einer Solidargesellschaft ist es häufig und grundsätzlich akzeptiert, dass Lasten, die nur einen Teil der Bevölkerung treffen, auch von anderen Teilen der Bevölkerung mitgeschultert werden. Das ist selbst dann der Fall, wenn die Last eine ist, die – anders als die Menstruation – der Entscheidungsgewalt der Betroffenen unterliegt. So tragen auch Nichtraucher:innen die Kosten für die Unterhaltung und Reinigung von Rauchbereichen auf dem Campus, und auch Fahrradfahrer:innen tragen die Kosten für die Bewirtschaftung der universitären Parkflächen.
Aber wird das Angebot nicht ausgenutzt und die TuBS regelmäßig bestohlen?
Die Erfahrungen anderer Institutionen und des Herstellers der TuBS zeigen, dass eine über den akuten eigenen Bedarf hinausgehende Nutzung der TuBS in geringem Maße tatsächlich vorkommt. Das ist insbesondere zu Beginn der Bereitstellung zu beobachten, normalisiert sich aber mit zunehmender Gewöhnung an das kontinuierliche Angebot. Die mögliche missbräuchliche Verwendung ist in anderen Kontexten allerdings grundsätzlich ebenfalls kein Argument gegen die kostenfreie Bereitstellung von Artikeln. So wurden gerade in frühen Pandemiezeiten vermehrt Desinfektionsmittel, Seife und Toilettenpapier entwendet, und auch Mensageschirr und -besteck findet nicht immer zurück in die Mensa. Die Evaluation des Pilotprojekts hat ergeben, dass die Spender weder ausgenutzt noch bestohlen werden. Im Gegenteil ist eine gestiegene Nachfrage nach einer Ausweitung des Projekts und das Einrichten ähnlicher Projekte an anderen Universitäten zu beobachten.
An wen kann ich mich bei Fragen oder Anregungen wenden?
Bei Fragen oder Anregungen stehen gleichstellung"AT"uni-hamburg.de oder die Ansprechpersonen der jeweiligen Standorte zur Verfügung.
Fakultät für Rechtswissenschaft: gleichstellung.jura"AT"uni-hamburg.de
Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft: gleichstellung.pb"AT"uni-hamburg.de
Standorte
- Geomatikum (Bundesstraße 55, EG, Raumnr. A-U1-109)
- Hauptgebäude (Edmund-Siemers-Allee 1, UG, Raumnr. N.N.)
- Fakultät GW:
- Edmund-Siemers-Allee 1, Ostflügel, EG, Raumnr. KA16
- Edmund-Siemers-Allee 1, Westflügel, EG, Raumnr. 011 - Fakultät PB/ Hochschulsport:
- Feldbrunnenstraße 70, EG, Raumnr. 06
- Herbert-Weichmann-Straße 79, Segelsteg, EG, Raumnr. KA 06
- Isekai 1b, Ruderbootshaus, EG, Raumnr. TBD
- Mollerstraße 10, EG, Raumnr. 018, [barrierefrei]
- Turmweg 2-4, EG, Raumnr. 0062A
- Von-Melle-Park 11, EG, Raumnr. 19/19.1 - Fakultät RW:
- Rothenbaumchaussee 33, 2. OG, Raumnr. KA07
- Rothenbaumchaussee 33, 1. UG, Raumnr. C-U1-22/23
- Schlüterstraße 28, EG, Raumnr. B013/B014
- Schlüterstraße 28, EG, Raumnr. B015 [barrierefrei]
- Schlüterstraße 28, 1. UG, Raumnr. BU028 - Audimax (Von-Melle-Park 4, UG, Raumnr. KA52)
- Fakultät WiSo:
- Von-Melle-Park 5, EG, Raumnr. 0054
- Von-Melle-Park 5, EG, Raumnr. 0063
- Von-Melle-Park 5, 4. OG, Raumnr. 4137 - Fakultät EW (Von-Melle-Park 8, EG, Raumnr. 064)