Geschlechtergerechtigkeit
Die Universität Hamburg setzt sich für ein vielfältiges und diskriminierungsfreies Studien- und Arbeitsumfeld ein. Dazu gehören auch die Gleichbehandlung aller Geschlechter sowie die Verhinderung und Bekämpfung geschlechtsbasierter Diskriminierung.
Dies beinhaltet noch immer das Eintreten für die Gleichberechtigung von Frauen an den Hochschulen. Auch wenn die Anzahl der Studentinnen in vielen Fächern mittlerweile überwiegt, sinkt der Frauenanteil mit jeder akademischen Karrierestufe. Je nach Fach sind die Unterschiede beträchtlich. Geschlechtergerechtigkeit in diesem Sinne bedeutet u.a., für einen erhöhten Frauenanteil auf allen wissenschaftlichen Karrierestufen einzutreten, die Vertretung von Frauen in Hochschulgremien zu fördern und sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt zu bekämpfen.
Hierfür ist es wichtig anzuerkennen, dass es mehr als zwei Geschlechter, also Männer und Frauen, gibt. Wir verstehen Geschlecht als eine soziale Konstruktion mit der verschiedene Zuschreibungen, Rollenbilder und Erwartungen einhergehen. Die geschlechtliche Identität bezeichnet die Zugehörigkeit eines Menschen zu einem bestimmten Geschlecht. Dabei muss dieses nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmen. Menschen können trans*, inter* oder nicht-binär (TIN*) sein.
Viele trans*, inter* und nicht-binäre Personen erleben im Alltag Diskriminierungen aufgrund ihrer Geschlechtsidentität, etwa durch die Nutzung falscher Namen und Pronomen, aber auch durch Beleidigungen und körperliche Gewalt. Im Hochschulalltag kann es etwa zu ungewollten Outings kommen, wenn auf Teilnehmendenlisten für Seminare Deadnames (bei der Geburt zugeschriebene, nicht mehr genutzte Namen) stehen und ohne Rücksprache mit TIN* Studierenden vorgelesen werden.
In Abgrenzung zur Geschlechtsidentität gibt es die sexuelle Orientierung, die die Identifizierung mit der eigenen Sexualität, erotische und romantische Anziehung sowie gelebte Sexualität umfasst. Für jeden Menschen sind diese Aspekte individuell. Nichtsdestotrotz erleben viele Menschen nach wie vor Diskriminierung und Gewalt aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.
In diesem Zusammenhang werden oft Sammelbezeichnungen wie „queer“ oder „LGBTIQA*“ verwendet. Sie versammeln Gruppen, die von hetero- und cis-normativen¹ Vorstellungen abweichen. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass all diese Dimensionen sehr unterschiedlich sind und deshalb nicht verwechselt werden sollten. LGBTIQA*, oder auf Deutsch LSBTIQA*, steht für lesbian, gay, bisexual, trans, inter, queer, asxuel (lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter, queer, asexuell). Das *, oder manchmal auch ein +, stehen für weitere Identitäten und Orientierungen.
Geschlechtergerechtigkeit muss ebenso intersektional gedacht werden, d.h. Diskriminierungsformen können sich gegenseitig beeinflussen und verstärken. Schwarze Frauen oder queere Personen mit Behinderung können etwa von verstärkter Diskriminierung betroffen sein. Maßnahmen, um dem entgegenzutreten, müssen die Mehrfachdiskriminierung berücksichtigen.
Unter dem Arbeitsfeld „Geschlechtergerechtigkeit“ verstehen wir in der Stabsstelle Gleichstellung also alles von der Erhöhung des Frauenanteils an den Professuren über den Kampf gegen sexualisierte Diskriminierung bis hin zur diskriminierungsfreien Abschlussdokumenten.
Rechtlicher Rahmen
Die Universität Hamburg hat sich unter anderem in der Gleichstellungs- und der Antidiskriminierungsrichtlinie der Bekämpfung von geschlechtsbezogener Diskriminierung und der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verschrieben. Darüber hinaus sind diese auch durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und das Grundgesetz (GG) verboten. Mit dem Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) wird das sogenannte Transsexuellengesetz ersetzt und viele diskriminierende bürokratische Hürden für TIN* Personen abgebaut.
¹Heteronormativ meint die Ausrichtung der Gesellschaft an der Heterosexualität. Diese wird dabei als „normal“ und Regel angesehen, von der alle anderen sexuellen Orientierungen abweichen. Damit gehen bestimmte Rollenbilder und Zuschreibungen, aber auch Gesetze und Stereotype einher, die zu struktureller Diskriminierung führen. „Cis“ meint die Übereinstimmung des bei der Geburt zugeschriebenen Geschlechts mit der geschlechtlichen Identität. „Cis-normativ“ wiederum steht für die gesellschaftliche Ausrichtung an der cis-Identität, die zur Ausgrenzung und (strukturellen) Diskriminierung und Gewalt an TIN* Personen führt.