Mit Spannung wurde die Entscheidung erwartet: Am Freitag, den 15. Juni, gab die DFG schließlich bekannt, welche Graduiertenschulen, Cluster und Zukunftskonzepte in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder gefördert werden. Die Universität Hamburg hatte zwei Cluster-Anträge ins Rennen geschickt – einen Folgeantrag für das Klima-Exzellenzcluster CliSAP und einen Neuantrag im Bereich Physik und Chemie: Beide waren erfolgreich und werden für die nächsten fünf Jahre (11/2012 bis 10/2017) gefördert.
Hervorragende Arbeit
„Ich gratuliere den beteiligten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zu ihrem Erfolg und danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die engagiert an der Entwicklung der Forschungsprogramme und der Formulierung der Anträge mitgearbeitet haben. Dies ist ein wichtiger Impuls für unsere Universität und eine Anerkennung der Forschungs- und Wissenschaftlichen Leistungen“, so Universitätspräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen.
Und er führte aus: „Für die Zukunft des Wissenschaftssystems in Deutschland ist zu wünschen, dass sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die notwendigen finanziellen Ressourcen für ihre Arbeit nicht nur selbst beschaffen, sondern es eine Selbstverständlichkeit ist, dass Förderung und Unterstützung durch die Länder gewährt werden, insbesondere die hinreichende Grundfinanzierung. Ohne diese sind die Universitäten gar nicht in der Lage, antragsfähig zu sein. Zu der auskömmlichen Unterstützung der neuen Exzellenz-Schwerpunkte wird es auch gehören, dass deren Fortfinanzierung nach dem Ende des Exzellenz-Wettbewerbs durch Bund und Länder abgesichert wird.“
Klima und Gesellschaft neuer Fokus für CliSAP
In CliSAP werden aktuelle Fragestellungen des Klimawandels untersucht, um aussagekräftigere Prognosen zu entwickeln und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dabei wird ein integrierter Ansatz verfolgt: Die Analyse der Klimavariabilität, die Identifikation der vorhersagbaren Elemente und die Prüfung der Unsicherheiten von Klimaprojektionen und -vorhersagen (global und regional) werden ergänzt durch Untersuchungen zur Wechselwirkung von Klima und Gesellschaft, zum gesellschaftlichen Bedarf und Nutzen von Klimawissen sowie durch Forschung zur Medienberichterstattung und sozialen Konstruktion des Klimawandels. Im Fortsetzungsantrag wurden diese sozialwissenschaftlichen Aspekte verstärkt berücksichtigt.
„Wir freuen uns sehr über diesen Erfolg, der bewirkt, dass die Klimaforschung in den kommenden fünf Jahren und danach gemeinsam mit der Universität und der Freien und Hansestadt Hamburg nachhaltig gefördert wird. In der ersten Förderperiode konnten wir bereits neue kluge Köpfe nach Hamburg holen und dadurch die naturwissenschaftliche wie auch die gesellschaftswissenschaftliche Klimaforschung an der Universität nachhaltig stärken. Dabei ist uns der Brückenschlag zwischen Natur-, Wirtschafts-, Sozial- und Kulturwissenschaften gelungen“, so Professor Martin Claußen, Sprecher des Exzellenzclusters CliSAP.
Und er ergänzte: „Gleichzeitig sind die Universität Hamburg und ihre außeruniversitären Partner, das Max-Planck-Institut für Meteorologie und das Helmholtz-Zentrum Geesthacht noch näher zusammengerückt. Gemeinsam konnten wir neue wichtige Einsichten erlangen, so z. B. zur Klimavorhersage und Klimadynamik, zum Einfluss des Menschen auf das Klima, zum Klima der Metropolregion Hamburg, zur Klima- und Konfliktforschung und zum Thema Klima und Kommunikation gewinnen.
Beim Wissenstransfer Klimaforschung haben wir neue Wege beschritten, etwa zur Vorhersagbarkeit der globalen Förderbänder von Energie und Temperatur im Ozean, zum Meeresspiegelanstieg durch die Gletscherschmelze in Grönland, zum Einfluss von Landnutzungsänderungen auf das Klima oder zu geographischen Hot Spots, wo der Wandel zu gewalttätigen Konflikten führen kann. In der zweiten Förderphase werden wir die Ergebnisse fokussieren, unser Forschungsprofil in der klassischen Klimaforschung stärken, die interdisziplinäre Klimaforschung ausbauen und mit einem leistungsfähigen, international zusammengesetzten Team durchstarten.“
Echtzeitbeobachtung von Atomen: das neue Cluster CUI
Im Mittelpunkt der Arbeit im Cluster „Hamburg Centre for Ultrafast Imaging“ (CUI) steht die Echtzeit-Beobachtung der Bewegungen von Atomen. Elementare Prozesse wie chemische Reaktionen sollen auf Molekülebene sichtbar gemacht werden. Das zentrale Ziel des Clusters ist, die Dynamik fundamentaler physikalischer und chemischer Prozesse auf allen relevanten Längen- und Energieskalen detailliert zu untersuchen, zu verstehen und sie gezielt und präzise steuern zu können.
Möglich wird die Beobachtung atomarer Bewegung durch die Entwicklung ultrabrillianter Elektronen- und Röntgenquellen, mit der die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch international führend sind.
Der ultimative Traum des Naturwissenschaftlers
„Die Mittel der Exzellenzinitiative eröffnen uns neue Möglichkeiten und Chancen. Atome in Aktion bei physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen beobachten zu können, ist der ultimative Traum eines jeden Naturwissenschaftlers. Angefangen bei den elementarsten Prozessen der Elektronenanregung im Attosekundenbereich (1 Attosekunde ist der milliardste Teil einer milliardstel Sekunde) umfasst das Forschungsprogramm u. a. die Untersuchung der Struktur und Dynamik von Proteinmolekülen, der Entstehung von Nanokristallen und die Ordnungsbildung kollektiver Elektronensysteme, die sich dann in Form von Magnetismus oder Supraleitung manifestiert“, so Prof. Dr. Dwayne Miller vom Sprechertrio des Clusters.
Prof. Dr. Klaus Sengstock ergänzte: „Speziell für die jungen Forscherinnen und Forscher und die Studierenden ergeben sich exzellente Möglichkeiten, zusammen mit dem interdisziplinär zusammengesetzten Team erfahrener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ganz neue Horizonte zu erreichen. Hamburg gehört bereits jetzt zur weltweiten Spitze in Physik und Chemie – nun wollen wir zum weltweiten Zentrum dieser Forschung werden.“
Prof. Dr. Horst Weller: „Neben wissenschaftlichem Erkenntnisgewinn eröffnet sich aber auch ein breites Fenster für neuartige nanotechnologische und medizinische Anwendungen, ganz nach dem Motto des Clusters: herausragende Wissenschaft, herausragende Ausbildung, herausragende Anwendungen.“
Die Exzellenzinitiative wurde von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um die universitäre Spitzenforschung in Deutschland zu stärken. Für die aktuelle zweite Förderrunde sind ab November 2012 2,4 Milliarden Euro vorgesehen. Diese werden zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent von den jeweiligen Ländern getragen. Die konkreten Fördersummen gibt die DFG im Juli bekannt.