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Januar 2011, Nr. 22

INTERVIEW

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Medieninteresse: Am 18. Januar war eine Reporterin für den Deutschlandfunk in der Vorlesung. Foto: UHH/SchellAuf dem Laptop kann Prof. Schnapp die Voting-Ergebnisse verfolgen. Foto: UHH/SchellStudierende antworten mit diesen kleinen Sendern auf Fragen. Foto: UHH/SchellWelche Antwort ist die Richtige? Foto: UHH/Schell
Prof. Dr. Kai-Uwe Schnapp setzt "Clicker" erfolgreich in der Lehre ein. Foto: UHH/Schell



Kontakt:

Prof. Dr. Kai-Uwe Schnapp
Institut für Politikwissenschaft
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

t. 040.42838-5964
e. kai-uwe.schnapp-at-wiso.uni-hamburg.de

Homepage

Mehr Mut in der Lehre – Interview mit Prof. Kai-Uwe Schnapp

Studierende sind für Lehrende schwer zu durchschauen. Haben sie die Inhalte der Vorlesung tatsächlich verstanden? Politikprofessor Kai-Uwe Schnapp löst das Problem mit Clickern – eine Technik, die v. a. aus Quizsendungen bekannt ist.
Clicker ähneln Fernbedienungen, mit denen man per Knopfdruck zwischen vorgegebenen Antworten auf Fragen wählen kann. Professor Kai-Uwe Schnapp setzt die kleinen Geräte in seiner Einführungsvorlesung zu Methoden der Sozialwissenschaften ein. Seine Hörer und Hörerinnen antworten damit auf Multiple-Choice-Fragen. Der Politikwissenschaftler berichtet im Interview, dass seine Methode nichts mit Entertainment und viel mit moderner Didaktik zu tun hat:


Clicker sind an der Universität Hamburg ein Novum. Was ändert sich durch deren Einsatz?
Mit einer Clicker-Phase kann ich z. B. ein abgeschlossenes Thema zusammenfassen. Die Auswertung erfolgt sofort. Häufig gehen so viele Antworten fehl, dass es sich für beide Seiten lohnt, noch einmal darauf einzugehen. Wirklich gute Fragen führen zur Problemlösung hin. Das macht Arbeit, aber manchmal kommt die Idee für eine Frage auch auf dem Weg über den Campus.

Welche Vor- und Nachteile bringt die Methode mit sich?
Für mich überwiegen die positiven Effekte. Bei Verständnisproblemen kann ich unmittelbar reagieren. Studierende haben mir bestätigt, dass der aktiv erarbeitete Stoff der Clicker-Fragen besser hängen bleibt. Ein Nachteil ist der zusätzliche Vorbereitungsaufwand. Anderthalb bis zwei Stunden mehr pro Vorlesung muss ich schon rechnen.

In einem Artikel von ZEIT Campus werden Sie als „Showmaster“ bezeichnet. Empfinden Sie das eher als eine Beleidigung oder als ein Kompliment?
Diese Wortwahl ist unglücklich. Man denkt an Quizshows und Infotainment. Darum geht es aber nicht. Es geht um moderne Didaktik, die sich an Erkenntnissen der Lehr- und Lernforschung orientiert. Die besagen u. a.: 90 Minuten reines Zuhören bringt nichts.

Wie ist die Resonanz bei den Studierenden?
Die Beteiligungsquote ist mit 80 bis 85 Prozent recht gut. Es gibt durchaus auch kritische Stimmen, die die Clicker-Methode als zu wenig ernsthaft ablehnen. Im Moment läuft die Auswertung der Vorlesung mit EvaSys, dem Auswertungssystem hier an der Universität.

Und wie finden Kollegen und Kolleginnen Ihr Methoden-Experiment?
Ein Kollege hat mich gefragt, ob das Konzept schon serienreif sei. Noch ist das Echo aber gering. Gemeinsam mit dem eLearning-Büro der WiSo-Fakultät biete ich im Februar eine Info-Veranstaltung für Interessierte an.

Wie sind Sie auf die Clicker aufmerksam geworden?
Als ich 2008 den Lehrpreis erhielt, habe ich Prof. Christian Kautz von der TU Hamburg-Harburg kennengelernt, ein begeisterter Didaktiker. Er nutzte damals bereits Clicker für seine Vorlesungen. Dieses in den USA schon lange genutzte Instrument wollte ich auch gern testen.

Aber das muss doch teuer gewesen sein.
Wir haben für 300 Fernbedienungen und die dazugehörige Technik 10.000 Euro ausgegeben. Finanziert wurde die Anschaffung mithilfe von Studiengebühren.

Und was antworten Sie Studierenden, die Ihnen Studiengebührenverschwendung vorwerfen?
Die Gebühren sollen die Lehre verbessern. Genau das versuche ich mit den Clickern.

Zum Schluss noch eine Frage an Sie als Träger des Hamburger Lehrpreises: Wie ist es Ihrer Meinung nach um die Methodik an der Universität Hamburg bestellt?
An der Universität Hamburg ist es wie an vielen deutschen Hochschulen: Wir sind extrem konservativ in didaktischen Methoden, bei uns zählt mehr die Persönlichkeit. Ich denke, wir dürfen ruhig experimentierfreudiger sein.


Das Interview führte Caroline Kieke.


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Lesetipp:
Eine wichtige theoretische Grundlage für die Clicker-Methode legte der Physiker Eric Mazur 1997 mit seinem Buch „ Peer Instruction: A User's Manual“.
 
 
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