Kontakt:
Prof. Dr. Kathrin Dausmann
Universität Hamburg
Abteilung Tierökologie und Naturschutz
t. 040.42838-3864
e. kathrin.dausmann@uni-hamburg.de
Dr. Julia Nowack
University of New England, Zoology
Australia
e. jnowack@une.edu.au
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Prof. Dr. Kathrin Dausmann
Universität Hamburg
Abteilung Tierökologie und Naturschutz
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Dr. Julia Nowack
University of New England, Zoology
Australia
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Die Biologinnen untersuchten die Hypothese, dass die Strapazen der Eroberung eines neuen Lebensraums wie die Durchquerung eines unwirtlichen Gebiets insbesondere von Tieren überstanden werden können, die ihren Energiebedarf durch einen sogenannten Tagestorpor verringern können. Tagestorpor beschreibt die Herunterregulierung sämtlicher Lebensvorgänge, die kontrolliert und zeitlich eng begrenzt ist, aber dennoch fast den Energiespareffekt des Winterschlafs hat. Im Gegensatz zu diesem kann Tagestorpor aber spontan auftreten und bedarf keiner langen Vorbereitung in Form von Fettspeicherung oder des Anlegens eines Nahrungsvorrats, was bei der Überwindung unwirtlicher Lebensräume und der Besiedlung eines neuen Gebietes von Vorteil wäre.
Nowack und Dausmann nennen als Beispiel den Moholi-Galago, ein in Afrika beheimateter kleiner Halbaffe. Er kann in Tagestorpor verfallen, tut dies allerdings nur in Notsituationen, zum Beispiel bei Naturkatastrophen und anschließender Nahrungsknappheit. Arten, die das beherrschen, hätten bei der Besiedlung neuer Lebensräume noch einen weiteren Vorteil: Durch den Torpor kann die Austragung des Nachwuchses mehrere Wochen hinausgezögert werden. Ein schwangeres Weibchen könnte damit im neuen Lebensraum eine Gründerpopulation aufbauen, ohne auf Artgenossen angewiesen zu sein.
Die Wissenschaftlerinnen untersuchten speziell die Fauna von Madagaskar: Die afrikanische Insel ist die viertgrößte der Welt und entstand vor 120 Millionen Jahren durch Abspaltung vom Festland. Die Fauna der Insel ist vergleichsweise arm, es gibt nur wenige – mit Ausnahme der Fledermäuse – flugunfähige Säugetiergruppen, die die Insel nach der Abspaltung vom Festland besiedelt haben müssen.
Nach einer Untersuchung der heute auf Madagaskar und dem Festland lebenden Tiergruppen folgern die Biologinnen, dass auch im Fall der Besiedlung Madagaskars die Heterothermie eine wichtige Rolle gespielt haben könnte. In vielen der dort lebenden Spezies ist die Fähigkeit zum Torpor noch heute vorhanden. Dausmann und Nowack kommen in ihrer Studie zudem zu dem Schluss, dass die Besiedlung höchstwahrscheinlich durch Individuen stattgefunden hat, die auf Ästen oder anderer Vegetation über das Meer auf die Insel getrieben wurden und die diese wochenlange Reise mithilfe von Torpor überleben konnten.
„Die Studien zeigen deutlich die Vorteile des Torpor als Energiespar-Strategie – nicht nur saisonabhängig, sondern auch in akuten Mangelsituationen“, fasst Prof. Dausmann den Artikel zusammen. Torpor könne sowohl den beschwerlichen Weg zu neuen Lebensräumen als auch deren Besiedlung begünstigen.
Link zum Artikel: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/mam.12037/abstract