Ein neues Modell der Kontaktanbahnung zwischen Schülerinnen und Schülern sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben die Hamburger Hochschulen an der Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften probiert: Am 6. Februar trafen 150 Schülerinnen und Schüler der Profiloberstufe auf 15 Professorinnen und Professoren aus fünf Hamburger Hochschulen, um sich in jeweils 30-minütigen Sitzungen über naturwissenschaftliche Fächer zu informieren. Initiiert hatte die Veranstaltung die Initiative NaT.
Vier Speed-Dates an einem Vormittag zu Themen wie „Das Maß der Dinge – Geomatik“ (HCU), „Materialien mit Zukunft – Werkstofftechnik“ (HSU) oder „Brillant gegen Krebs – Beschleunigerphysik“ (UHH) sah das Programm für die Jugendlichen vor. 10 Oberstufenschüler/innen trafen jeweils auf einen Professor oder eine Professorin, die vom Gegenstand ihrer Forschung erzählten und manche neugierige und direkte Frage („Was bringt das?“) zu beantworten hatten.
Begeisterung entfachen
In Hamburg wird viel getan, um den naturwissenschaftlich-technischen Nachwuchs zu sichern. Bundesweit einmalig ist sogar, dass sich die Hochschulen gemeinsam engagieren und über die Initiative NaT an einem Strang ziehen. 2010 haben die Körber-Stiftung und die Initiative NaT einen gemeinsamen Hochschulantrag „Nachhaltige Strategien für mehr MINT-Absolventen“ koordiniert, um mehr Jugendliche für so genannte MINT-Fächer zu gewinnen.
„In diesem Jahr wollen wir jene Oberstufenschüler erreichen, die bereits einen naturwissenschaftlich-technischen Schwerpunkt gewählt haben. Da ihnen bald die Studien- und Berufswahl bevorsteht, ist dies eine sehr gute Gelegenheit, ihre Begeisterung für die verschiedenen MINT-Disziplinen nochmals zu entfachen“, so Sabine Fernau, Geschäftsführerin der Initiative NaT.
Hemmschwellen abbauen
Prof. Dr. Klaus Sengstock vom Institut für Laserphysik der UHH, der zum ersten Mal teilnahm („Das Geheimnis hinter dem Lichtstrahl – Laserphysik“): „Ich finde die Veranstaltung ganz fantastisch, es macht unheimlich Spaß.“ Und er ergänzt: „Mir ist es letztlich nicht so wichtig, dass hinterher besonders viele Schülerinnen und Schüler Physik studieren, viel wichtiger ist mir, dass die Hemmschwelle vor einem Fach wie Physik abgebaut wird.“
Was am besten funktioniert
Nicht nur die Phase unmittelbar vor der Studienwahl ist von Bedeutung. Aus der Evaluation der Orientierungs-Veranstaltungen weiß man, dass die Entscheidung für ein naturwissenschaftliches Fach oft bereits in der Mittelstufe fällt. Aus diesem Grund sollen zukünftig Angebote für diese Jahrgangsstufen (7 bis 10) entwickelt werden.
Vor allem die langfristige Zusammenarbeit mit Schulen hat sich als effektiv erwiesen, um Schüler/innen für die Naturwissenschaften zu begeistern. „Light and Schools“ heißt beispielsweise das Programm des Landes-Exzellenzclusters „Frontiers in Quantum Photon Science” an der UHH für Schulen. Im Rahmen des Programms werden Experimente in den Forschungslaboren der Universität als Ergänzung des Unterrichtsplans in der Oberstufe angeboten. In Kürze wird das Angebot auf die Mittelstufe ausgedehnt.
Und was sagen die Schüler?
Das Urteil der Schülerinnen und Schüler fiel positiv aus: Auch wenn vermutlich die wenigsten jetzt schon genau wissen, was sie später studieren werden, das gemeinsame Speed-Dating kam gut an, weil es auf „eine mal andere Weise“ den konkreten Einblick in ganz unterschiedliche Fächer ermöglichte.
Gefördert wurde das Speed-Dating, das 2012 schon zum zweiten Mal stattfand, vom Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung.
Weiterführende Links:
Mitschnitte auf Lecture2Go
Initiative NaTLight and Schools
G. Werner