Die Wissenschaftlerinnen wollten in ihrer Studie zum einen wissen, ob durch die einwandernden Jungspinnen die Gruppendynamik zwischen den Weibchen und den Nachkommen beeinflusst wird. Und zum anderen, ob entstehende Konflikte eher zwischen Weibchen und Nachkommen oder eher innerhalb der Nachkommenschaft ausgetragen werden.
Unterschiedliche Gruppenzusammensetzungen
Um diese Fragen zu beantworten, veränderten die Forscherinnen in einem Experiment gezielt das Verhältnis zwischen Weibchen und eigenen bzw. fremden Nachkommen, d.h. aus Sicht der Mutter-Spinne wurde schrittweise der Anteil der fremden Nachkommen erhöht. Gleichzeitig wurden aus der Perspektive der Nachkommen die Verwandtschaftsverhältnisse verändert (entweder Geschwister oder gemischte Gruppen), sodass vier verschiedene Gruppenzusammensetzungen verglichen werden konnten: a) Mutter mit 100% eigenen Nachkommen (= Geschwister), b) Mutter mit 66% Anteil an eigenen Nachkommen und 33% fremden (= gemischte Gruppe), c) Mutter mit 33% eigenen Nachkommen und 66% fremden (= gemischte Gruppe),, d) Mutter mit 100% fremden, aber untereinander verwandten Nachkommen (= Geschwister).
Im Ergebnis zeigte sich, dass die Geschwistergruppen tatsächlich besser wuchsen als gemischte Gruppen aus miteinander verwandten und fremden Jungspinnen – und zwar unabhängig davon, ob sie von der eigenen oder einer Ziehmutter versorgt wurden. Konflikte werden also eher innerhalb der Nachkommenschaft ausgetragen als zwischen Mutter-Spinne und Nachwuchs. Dabei sind Geschwister gegenüber nicht miteinander verwandten Jungspinnen klar im Vorteil: Die enge Verwandtschaft von Geschwistern führt zu einer Verminderung von Konflikten und erhöht dadurch ihre Überlebenswahrscheinlichkeit.
Rolle der Mutter-Spinne
Dennoch spielen die Weibchen eine wichtige Rolle. Auch wenn sie keine Nachkommen gezielt bevorzugten, konnten sie entweder mehr oder weniger Nahrung für sich selbst beanspruchen: Weibchen mit einer gemischten Nachkommenschaft nahmen im Laufe des Experiments an Masse zu, was darauf hinweist, dass sie mehr Nahrung für sich behielten. Entgegen der Erwartung der Wissenschaftlerinnen teilten Weibchen die Nahrung auch mit nicht-verwandten Nachkommen, solange die Nachkommen untereinander verwandt waren.
Jasmin Ruch, Biologin am Zoologischen Institut der Universität Hamburg und der Macquarie University, die das Experiment im Rahmen des Joint-PhD-Programms der beiden Universitäten durchgeführt hat, erläutert: „In diesem Verhalten sehen wir Hinweise darauf, dass die Gruppendynamik bzw. die Konfliktdichte der Nachkommenschaft als ein Signal für die Weibchen dienen könnte, anhand dessen sie entscheiden, ob sie mehr in das Füttern der Nachkommen oder mehr in die eigene Nahrungsaufnahme investieren – unabhängig davon, ob es eigene oder fremde Nachkommen sind.“
Die vollständige Studie finden Sie hier: http://rspb.royalsocietypublishing.org/content/281/1779/20132180.full
PM/Red.