Würdigung eines Brückenbauers – zum 100. Geburtstag Carl Friedrich von Weizsäckers
Carl Friedrich von Weizsäcker (1912–2007) ist einer der angesehensten Philosophen und Physiker des 20. Jahrhunderts und wirkte lange an der Universität Hamburg. Das Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung der Universität Hamburg (ZNF) trägt seinen Namen. Zu Ehren seines 100. Geburtstags luden die Hochschule, das ZNF, das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik sowie die Udo Keller Stiftung Forum Humanum am 2. Juli 2012 zu einer Festveranstaltung, bei der Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Kulturstaatsminister a.D., den Festvortrag hielt.
„Unsere Liebe darf nicht hinter unserer Macht zurückbleiben.“ Es sind Zitate wie diese, mit denen Carl Friedrich von Weizsäcker in Erinnerung bleibt. Etwa 150 Besucherinnen und Besucher, unter ihnen auch der Sohn des Geehrten, Prof. Dr. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, verfolgten am 2. Juli die Festveranstaltung in der Edmund-Siemers-Allee anlässlich des 100. Geburtstags von Weizsäckers, der lange in Hamburg gewirkt hat.
Das Erbe bewahren
Prof. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg, hob in seiner Begrüßung die Universität Hamburg als DIE zentrale Lehr- und Wirkstätte von Weizsäckers hervor: „Es wird gesagt, er sei hier am glücklichsten gewesen. Und ich hoffe, das ist nicht ganz falsch überliefert.“
Er bezeichnete den Bruder des Bundespräsidenten a.D., Richard von Weizsäcker, als Brückenbauer – zum einen zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften, zum anderen zwischen der Universität und den Bürgerinnen und Bürgern Hamburgs.
Lenzen betonte, es sei der Universität ein großes Anliegen, das Erbe von Weizsäckers zu bewahren. Unter anderem werde der Leitbegriff der Nachhaltigkeit „im Sinne Weizsäckers“ interpretiert. Denn die Reflexion des wissenschaftlichen Handelns, für die Weizsäcker wie kaum ein anderer stand, sei nichts anderes als Nachhaltigkeit.
Institut ist stolz, von Weizsäckers Namen zu tragen
Auch Prof. Dr. Michael Brzoska, Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) sowie Geschäftsführender Direktor des ZNF, und Dr. Cai Werntgen, der Vorstandsvorsitzende der Udo Keller Stiftung Forum Humanum, betonten in ihren Grußworten die Aktualität des Wirkens von Weizsäckers.
„Herr von Weizsäcker war von prägender Bedeutung für den Bereich der Friedens- und Konfliktforschung, insbesondere für Hamburg. Unser Institut ist stolz, seinen Namen tragen zu dürfen und hofft, ihm gerecht zu werden“, fasste der Direktor des ZNF die Anerkennung für von Weizsäcker zusammen.
Ermutigung zur umfassenden Bildung
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Staatsminister a.D. und Dekan der Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München. In dem Vortrag mit dem Thema „Zum Ethos wissenschaftlicher Verantwortung“ würdigte Nida-Rümelin in einer persönlichen Note Carl Friedrich von Weizsäcker unter anderem als „lebende Ermutigung“, dass man Philosophie und Physik miteinander verbinden könne.
Im Anschluss entwickelte der Staatssekretär a.D. in seiner Festrede einige systematische Gedanken zum Ethos in der Wissenschaft sowie zur Rolle der Wissenschaft in der Demokratie, die – so Nida-Rümelin – „in der Tradition stehen, in der von Weizsäcker sein Wirken verstand“.
Pionier der Friedensforschung in Hamburg
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Carl Friedrich von Weizsäcker (1912–2007) studierte Physik, Astronomie und Mathematik in Berlin, Göttingen und Leipzig. Nach Kriegsende wurden Verantwortung in der Wissenschaft und Friedenswahrung seine Leitmotive. Von 1957 bis 1969 leitete von Weizsäcker das Philosophische Seminar der Universität Hamburg. Nach seiner Emeritierung 1980 widmete sich von Weizsäcker verstärkt religiösen Fragen und trat für radikalen Pazifismus ein. Die Universität Hamburg hat 2006 ihr Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung nach ihm benannt.
A. Priebe