Wenn das Wetter die Weiterfahrt verhindert, ist auch Zeit zur Beobachtung von Pinguinen: Hier schüttelt ein Felsenpinguin von den Falklandinseln Sand ab. Foto: UHH/Brandt
Das Expeditionsteam umfasste Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus neun verschiedenen Ländern. Vor den Inseln befindet sich eine Region, die aufgrund ihres hohen Krillvorkommens als „Marine Protected Area“ ausgewiesen ist. Der Meeresboden und die dort lebenden Arten sind an diesen Stationen bisher unbekannt, weshalb mit dieser Expedition die Grundlagen gelegt werden sollten, um die bodenlebenden Gemeinschaften zu beschreiben und zu verstehen. Im Mittelpunkt stand die Frage: Sind die Lebensgemeinschaften am Meeresboden – anders als in anderen Regionen – sehr divers? Prof. Brandt beschäftigt sich dabei vor allem mit der Ordnung Isopoda, den Meeresasseln.
Zunächst einmal braucht man ca. zwei Tage, um sich an das Geschaukel auf dem Schiff zu gewöhnen. Für mich war es auch das erste Mal, in 12-Stunden-Schichten zu arbeiten. Auf meinen eigenen Expeditionen teilen wir die Arbeit anders ein, nämlich nach Geräteverantwortlichkeit. Nach 12 Stunden das Labor verlassen zu müssen, egal was gerade an interessanten Tieren auf dem Tisch liegt, ist teilweise eine wirkliche Herausforderung. Dadurch kam es auch, dass in der anderen Schicht das eine oder andere interessante Tier in Probengefäßen verschwand, ohne dass man ein mögliches „Highlight“ schon gleich an Bord entdecken konnte.
Das absolut Schönste ist, dass man Biologin sein kann und sich wirklich auf die Biologie, die Organismen und den Austausch mit Kollegen konzentrieren kann. Das Schlimmste ist, dass man weit weg von der Familie ist und – wenn man von E-Mail und gelegentlichen Telefonaten absieht – von zu Hause abgeschnitten ist.
Wir arbeiten hier wie gesagt in 12-Stunden-Schichten und erledigen dann alles was anfällt – vom Einsatz der Geräte über die Vorbereitung der Probengefäße bis zum Sortieren in Tierstämme oder auch Ordnungen oder Klassen im Labor. Dazu gehören dann auch das Wiegen der Tiere (Nassgewicht), Fotos interessanter und schöner Arten und Eintrag ins Stationsbuch mit Nummernvergabe sowie ein Eintrag in eine digitale Datenbank.
Das Material der Epibenthosschlittenfänge verschwindet, wenn es an Deck kommt, aus den Netzbechern der Geräte sofort unsortiert in -20 Grad kalten Ethanol und dann in der -20-Grad-Gefrierzelle. Nach 12 Stunden wird der Alkohol gewechselt, alle drei Stunden die Probe vorsichtig bewegt. Jedes einzelne Probenglas bekommt eine Nummer und wird dann in eine Datenbank eingetragen. Wird es weiter sortiert, gibt es Unternummern, die auf dieses Originalglas hinweisen, etc. Dann wird das Deck gesäubert und das nächste Gerät wird gefahren. Wir haben an Bord aus dem Supranetzfängen knapp 4.000 Wirbellose sortiert.
Salat. Zu Anfang gibt es noch viel Obst und Gemüse und Salat, zum Ende der Expedition sind dann diese Vorräte aus den Kühlkammern verschwunden oder beginnen zu gammeln, daher essen wir sie vorher (lacht). Aber mehr als die kulinarischen Genüsse vermissen alle vor allem die Familie, ihre Partner, Kinder, Eltern und Freude. Wenn man so weit weg ist, dann ist einem die Familie trotz der Ferne sehr nah.
Sobald die Proben zurück in England sind, werden die Kisteninhalte aus den Kühlräumen an die jeweiligen Wissenschaftler versendet und dann beginnt die Arbeit erst richtig. Da wir auf dem Schiff im Akkord die Proben „eingemacht haben“, hatten wir wenig Zeit für die Determination oder entsprechende Analysen. Das muss nun zu Hause an Land durchgeführt werden, um zu überprüfen, ob auch die Meeresböden und ihre Lebenswelt schützenswert sind.
Mehr zu „SO-AntEco“ unter: www.bas.ac.uk/project/so-anteco/
Prof. Dr. Angelika Brandt
Centrum für Naturkunde
Leiterin der Abteilung Wirbellose Tiere II
t. 040.42838-2278
e. abrandt@uni-hamburg.de