UHH Newsletter

Juni 2009, Nr. 3

CAMPUS

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Die Armillarsphäre auf dem Dach des Hauptgebäudes der Universität, Foto: UHH/Michael Heitmann

Universität kontrovers:
Ausschnitte aus der aktuellen Debatte

Zurzeit herrscht reger Meinungsaustausch in den öffentlichen Medien zur inneruniversitären Debatte an der Universität Hamburg. Keine Woche vergeht ohne eine neue Stellungnahme der unterschiedlichen Beteiligten. Im Folgenden wird versucht, die Positionen und den Verlauf der Diskussion zumindest in Teilen wiederzugeben.
Einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden überrascht gewesen sein, als am Mittwoch, den 27. Mai, ein offizieller Brief des Präsidiums in ihr E-Mail-Postfach einging. Die „Stellungnahme des Präsidiums“ betraf den Rücktritt mehrerer Mitglieder aus dem Akademischen Senat (AS) und wollte einige Presseberichte der vergangenen Wochen geraderücken.

Am 25. Mai hatten Mitglieder der Hochschulliste „Eule der Minerva“ ihren Rücktritt aus dem Akademischen Senat erklärt. Das Präsidium respektierte die Entscheidung der Zurückgetretenen, bedauerte sie jedoch ausdrücklich, bedauerte zugleich aber auch, dass zuvor nicht das Gespräch gesucht worden sei. 

Woran hatte sich der Konflikt entzündet? In der Erklärung der Mitglieder der Liste „Eule der Minerva“ heißt es hierzu, dass man die Mitwirkungsmöglichkeiten des AS an der akademischen Selbstverwaltung der Universität eingeschränkt sehe: 1. Es sei nicht genug Zeit eingeräumt worden, um eine angemessene Stellungnahme des AS zur Novellierung des Hamburger Hochschulgesetzes zu ermöglichen. 2. Auch in Hinblick auf den Struktur- und Entwicklungsplan der Uni (STEP) sei zu wenig Zeit für die Stellungnahme eingeräumt. Und 3. sehe man die Entscheidung des Fakultätsrates bei der Bestellung des Dekans der Fakultät für Geisteswissenschaften vom Präsidium nicht respektiert.

Der Fakultätsrat der Geisteswissenschaften hatte sich Anfang Mai für den Theologieprofessor Hans-Martin Gutmann als neuen Dekan ausgesprochen, das Präsidium diese Wahl jedoch nicht bestätigt. Da die Bestellung des Dekans laut Hamburgischem Hochschulgesetz der Zustimmung beider Seiten bedarf, liegt nun eine Patt-Situation vor, aus der als Nächstes ein Ausweg gesucht werden muss.

Inzwischen hat die reguläre Sitzung des Akademischen Senats am 28. Mai stattgefunden, an der zunächst auf Antrag der Präsidentin die Verlegung des Tagesordnungspunktes „Vorbereitung einer Stellungnahme zum Entwurf eines Struktur- und Entwicklungsplans der Universität“ auf die nächste Sitzung des AS am 9. Juli beschlossen wurde, um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass die Vorlage des STEP-Entwurfs wegen letzter Abstimmungen mit den Fakultäten erst kurz vor der Sitzung erfolgte. Für die Verspätungen, mit denen nicht gerechnet worden war, entschuldigte sich die Präsidentin ausdrücklich.

„Wir sind sehr darum bemüht, alle verantwortlichen Beteiligten rechtzeitig in die Entscheidungsfindung einzubeziehen und selbstverständlich sollen alle Mitglieder des Akademischen Senats ausreichend Zeit bekommen, den STEP zu kommentieren, bevor der Hochschulrat im Sommer entscheidet“, so Frau Auweter-Kurtz.

Ebenfalls zu Beginn der Sitzung des AS betonte die Kanzlerin Dr. Katrin Vernau, dass die Versendung der Unterlagen zur Novellierung des Hochschulgesetzes rechtzeitig erfolgte, nämlich plangemäß am 20. April an alle Mitglieder des AS. Der zuständige Ausschuss habe wie vorgesehen getagt und eine Vorlage erarbeitet, über die in der Sitzung des AS am 28. Mai schließlich auch abgestimmt wurde. Vorgegeben war dieser Zeitrahmen vom politischen Prozess: einerseits durch den Zeitpunkt der Zuleitung des Gesetzesentwurfs durch die BWF an die Universität zur offiziellen Stellungnahme am 16. April und andererseits durch die vom BWF gesetzte Frist für das Einreichen der Stellungnahme der Universität am 29. Mai, hieß es seitens der Kanzlerin.

Doch auch an anderer Stelle ist es in diesen Tagen zu einer Kontroverse gekommen: Am 25. Mai hatten drei Professoren der Fakultät für Geisteswissenschaften in einer Mail die Professorenschaft dazu aufgerufen, dem Hochschulrat die Abwahl der Präsidentin vorzuschlagen. In dem begleitenden Brief hieß es, dass „sich die Universität Hamburg [in kurzer Zeit] zu einer autoritär geführten Einrichtung entwickelt“ habe und man daher eine „Rückkehr zu kooperativem und kollegialem Verhalten“ für geboten halte. Doch erst am 9. Juni soll der Brief an den Hochschulrat übergeben werden, wenn bis dahin ausreichend Unterschriften gesammelt wurden.

Noch weitere Parteien meldeten sich zu Wort, am 26. Mai zunächst drei ehemalige Vizepräsident/inn/en der Universität. Aus ihrem an die Chefs der Bürgerschaftsfraktionen gerichteten Brief wurde bekannt, dass man auf die Politik dringe, Strukturen der Entscheidungsfindung an der Universität zu korrigieren, die in der vergangenen Legislaturperiode geschaffen wurden und zum Abbau der akademischen Selbstverwaltung geführt haben.

Neben den Dekanen, die sich mit der Bitte um Versachlichung am 29. Mai an die Presse wandten, stärkte in einer offiziellen Stellungnahme auch der Hochschulrat der Präsidentin demonstrativ den Rücken. Die Dekane, namentlich Prof. Dr. Graener wies darauf hin, dass unterschieden werden müsse zwischen dem, was den politischen Rahmenbedingungen geschuldet sei, und inneruniversitären Problemen, die zwischen den Beteiligten, dem Präsidium, den Dekanaten und den Fakultäten, zu klären seien.

Zuletzt veröffentlichten studentische Mitglieder der Fakultätsräte am 3. Juni einen Offenen Brief an die Dekane. Darin werden diese aufgefordert, sich von ihrer in der Presse veröffentlichten Position zu distanzieren und klar Stellung zu nehmen zu den in der Öffentlichkeit diskutierten Konflikten.

Zahlreiche Interviews wurden in der Kontroverse auch mit der Universitätspräsidentin geführt, in denen sie zu den Vorwürfen wie auch der Forderung nach Rücktritt Stellung nahm. Hier wie da betonte Frau Auweter-Kurtz, dass ein Reformprozess, wie er derzeit an der Universität Hamburg im Gange sei, erwartungsgemäß zu Konflikten führe. Auseinandersetzungen und Widerstand seien zu erwarten gewesen und wichtig für den Prozess als ganzen, aber auf gar keinen Fall dürfe man daraufhin den Reformprozess an sich in Frage stellen, der vor allem dazu gedacht sei, die Universität für die Zukunft noch besser aufzustellen.

Es sei bedauerlich, dass der Eindruck entstanden sei, ein Dialog mit dem Präsidium sei nicht möglich. Ein direkter Austausch sei in aller Interesse, so Auweter-Kurtz, in Zukunft solle noch entschiedener das Gespräch mit den Beteiligten gesucht werden. Für die Sommermonate kündigte sie hierfür Besuche in den Fachbereichen an.

Die Diskussionen dauern an…   
                               
Red.

 
 
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