Verankerung von Familiengerechtigkeit auf Leitungsebene hilft Hochschulen in und nach der Corona-PandemieStudie des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) zur Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Studium in der Corona-Krise
25. Februar 2021, von Stabsstelle Gleichstellung
Foto: Familie in der Hochschule
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie stellen Hochschulpersonal und Studierende mit Familienverantwortung vor große Herausforderungen. Eine aktuelle Publikation des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt, welche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Studium sich in der aktuellen Krise bisher bewährt haben. Gemeinsam mit dem Verein Familie in der Hochschule plädiert das CHE deshalb u.a. dafür, das Thema Familiengerechtigkeit flächendeckend und dauerhaft auf höchster Leitungsebene zu verankern.
Der Verein Familie in der Hochschule e.V. hat im Jahr 2020 gemeinsam mit dem CHE die Familiengerechtigkeit an deutschen Hochschulen auf den Prüfstand gestellt. Im Fokus standen dabei familienorientierte Strukturen, die sich während der Pandemie an den Hochschulen besonders bewährt haben oder in dieser Zeit neu entwickelt wurden. Die Studie zeigt deutlich, dass vor allem die Hochschulen gut durch die Pandemie gekommen sind, bei denen das Thema Familiengerechtigkeit auf Hochschulleitungsebene, z.B. in einem Prorektorat, gut strukturell verankert ist. Für solche Hochschulen war es leichter, ad hoc neue Unterstützungsinstrumente zu schaffen oder bestehende Maßnahmen, wie die Arbeit im Homeoffice, auszubauen.
Für die CHE Studie befragten die Autor*innen der Untersuchung im Sommer 2020 Familienverantwortliche an sechs deutschen und einer österreichischen Hochschule. Alle Hochschulen sind Mitglied von Familie in der Hochschule e.V. Im Fokus standen dabei familienorientierte Strukturen an den Hochschulen, die sich während der Pandemie an den Hochschulen besonders bewährt haben oder in dieser Zeit neu entwickelt wurden.
Die Studie hat ebenfalls gezeigt, dass auch die Flexibilisierung in der Hochschulverwaltung in deutlich stärkerem Maße möglich ist als bisher angenommen. Die bisherige Annahme, dass für Verwaltungstätigkeiten im Gegensatz zu wissenschaftlicher Arbeit Präsenz erforderlich ist, ist überholt. In beiden Bereichen kann es konkrete Tätigkeiten geben, die am Arbeitsort besser funktionieren, aber in beiden Tätigkeitsfeldern ist Arbeit im Homeoffice möglich. Die Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice birgt ein großes Potential für die Freisetzung von Zeitressourcen, die den Familienalltag erleichtern können. Sie sollte daher von allen Mitarbeitenden – dort wo es möglich ist – gleichermaßen genutzt werden können.
Missstände und Entwicklungsbedarfe sind während der Pandemie besonders im Bereich der Karriereförderung und Personalentwicklung deutlich geworden. So wurde die bereits bestehende Benachteiligung von Professorinnen und weiblichem wissenschaftlichem Nachwuchs durch die Doppelbelastung während der Pandemie besonders offenkundig, da die sogenannte Care-Arbeit, also Pflegetätigkeiten oder Kinderbetreuung, in dieser Zeit vermehrt von Frauen aufgefangen wurde.
Daher fordern sowohl der Familie in der Hochschule e.V. als auch Frank Ziegele vom CHE, dass die Honorierung von Care- und Gremienarbeit, wie sie an einigen Hochschulen bereits für den Bereich Leistungsbeurteilung diskutiert wird, auch in Berufungs- und Einstellungsverfahren praktiziert werden sollte. Nur so könne die enorme zeitliche und logistische Leistung der Wissenschaftler*innen mit familiären Verpflichtungen gewürdigt und ihr berufliches Fortkommen im Wissenschaftsbetrieb gesichert werden.