Leitbild Lehrerbildung des GALB
Die Lehramtsstudiengänge in Hamburg geben sich hiermit ein eigenes Leitbild, das das vom Akademischen Senat der Universität Hamburg beschlossene Leitbild für die Universität Hamburg (1998) sowie das ebenfalls durch den Akademischen Senat verabschiedete Leitbild universitärer Lehre (2014) ergänzt. Das Leitbild Lehrerbildung des Gemeinsamen Ausschusses Lehrerbildung (GALB) bietet Orientierung in jenen Fragen, die sich aus den besonderen organisatorischen Herausforderungen bzw. der spezifischen beruflichen Ausrichtung der Lehramtsstudiengänge ergeben.
Leitbild Lehrerbildung des GALB
Mit dem Leitbild Lehrerbildung des GALB bekunden die an der Lehrerbildung in Hamburg beteiligten Hochschulen ihre gemeinsame Intention einer wissenschaftlichen und innovativen Bildung und Ausbildung ihrer Lehramtsstudierenden. Sie bringen diese Intention in Form von gemeinsamen Orientierungen und Zielen zum Ausdruck, um dieses anspruchsvolle Studium stetig weiter zu entwickeln.
Entsprechend orientiert sich die universitäre Lehrerbildung an der Entwicklung von Fachlichkeit und fachlich/theoretisch begründeter Reflexionsfähigkeit in den Unterrichtsfächern und der Erziehungswissenschaft mit den am Hamburger Lehramt beteiligten Disziplinen. In der Regel wird hier die theoriebegründete Basis für den Vorbereitungsdienst gelegt. Neben dem traditionellen Weg in das Lehramt bietet das universitäre Studium aber auch polyvalent nutzbare theoretische Grundlegungen.
LehrerInnen benötigen ein fundiertes aktuelles Wissen ihrer Disziplinen und die Fähigkeit, dieses Wissen einschätzen und kritisch reflektieren zu können. Sie sollten Unterrichtsinhalte und -formen auf ihre Wirkung hin untersuchen und diese selbst planen können.
Ebenso brauchen sie Grundlagen zur Erfassung und Reflexion sowie zum Umgang mit der Vielfältigkeit ihrer SchülerInnen.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind multiperspektivische Bildungsmöglichkeiten erforderlich, die sich in der Trias zwischen Fachwissenschaften, Fachdidaktiken und der Erziehungswissenschaft aufspannen.
Grundlegende Ziele der universitären LehrerInnenbildung sind
- der Erwerb von Fachkompetenz gepaart mit Methodenkompetenz, mittels derer dialog-orientierte, fragend-forschende Zugänge zu den Wissensbeständen ermöglicht werden.
- die Entwicklung von Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit im Kontext universitärer Lehrerbildung, die vervollständigt wird durch Fach-, Forschungs- und Reflexionszugänge.
Um diese grundlegenden Ziele anzustreben, wird Dialogorientierung und Kooperation zwischen den an der LehrerInnenbildung beteiligten Fächern und Institutionen benötigt.
Im Einzelnen:
Fachlichkeit und Fachbezug
Die Universität stellt den zukünftigen LehrerInnen ein hohes Maß an fundiertem Fachwissen und fachlichen Kompetenzen auf wissenschaftlicher und künstlerischer Basis zur Verfügung. Diese sind Grundlage guten Unterrichts und stellen sicher, dass LehrerInnen sich auch lange nach ihrem Studium mit den aktuellen Forschungen, Fragestellungen und Erkenntnisweisen ihrer jeweiligen Fachrichtung auseinandersetzen und diese reflektieren können. Dazu bedarf es der Einsicht in grundlegende Fachbegriffe, Modelle, Theorien und Methoden in den beteiligten Disziplinen.
Fachdidaktische Orientierung
Es gilt eine enge Verknüpfung fachlichen und fachdidaktischen Wissens aufzubauen, so dass der Grundstein für eine begründete Methodenwahl gelegt wird.
Dafür finden enge Kooperationen zwischen den Fächern und Fachdidaktiken in Lehrveranstaltungen und studentischen Forschungsprojekten statt, die in Qualifikationsarbeiten münden können.
Die Lehr- und Lernforschung wird zur Entwicklung eines fundierten Repertoires an flexiblen Handlungsmöglichkeiten in Schule und Unterricht sowie für eine begründete Methodenwahl einbezogen.
Forschungsorientierung und Wissenschaftlichkeit
Zur Sicherung eines intersubjektiv gültigen belastbaren Wissens, das aktuelle gesellschaftliche Veränderungen und Entwicklungen kritisch reflektiert aufnimmt, muss vorausgesetzt werden, dass Forschungsergebnisse rezipiert und interpretiert werden können. Insofern ist es unerlässlich, die fachliche, fachdidaktische und künstlerische Lehre in der universitären LehrerInnenbildung forschungsorientiert zu gestalten.
Persönlichkeitsbildung
Pädagogisches Handeln findet in Kontexten statt, die durch Widersprüche und Antinomien ebenso gekennzeichnet sind wie durch Unvorhersehbarkeit und Ungewissheit. Um dieser Dynamik gerecht zu werden, bedarf es der Fähigkeit und Bereitschaft, die eigenen Wahrnehmungsroutinen vor dem Hintergrund der subjektiven Berufsbildungsbiographie in verschiedenen sozialen Räumen kritisch zu reflektieren. Dazu sollen Lernprozesse initiiert werden, welche eine frühzeitige Konfrontation mit nicht Vorhersehbarem ermöglichen und diese Situationen zu Reflexionsanlässen werden zu lassen.
Um Interaktionen z.B. in der Klassenführung, Beratung, Elternarbeit, Kooperation im Team wertschätzend und kooperativ gestalten zu können, werden Gelegenheiten zur Entwicklung von wissenschaftlich begründeten kommunikativen Kompetenzen geschaffen.
Anschlussfähigkeit
Universitäre Aufgabe ist, die Studierenden an theoretisch-fachliches und pädagogisches Wissen heranzuführen, so dass mit Hilfe der Praxisphasen im Studium Konzepte, Methoden und Haltungen entwickelt werden, die für ein reflexives und reflektiertes Handeln, dessen Planung und Evaluation von Bedeutung sind. Dadurch generieren sie eine erste professionsorientierte Basis für den Vorbereitungsdienst der zweiten Phase. Um diese Anschlussfähigkeit zu entwickeln, arbeitet die Universität eng mit den weiteren an der LehrerInnenbildung beteiligten Institutionen (LI und BSB) zusammen, indem Praxisreflexionen aus der Perspektive der Universität mit denen der zweiten Phase verschränkt angeboten werden.
Berufsorientierung
LehrerInnenbildung soll zur Reflexion der gegebenen fachlichen, sozialen, institutionellen, kulturellen Strukturen und Bedingungen befähigen, um auf die sich stets ändernden Bedingungen des Handlungsfeldes reagieren zu können. Dazu bietet die universitäre Ausbildung Reflexionsgelegenheiten, die an der Berufspraxis ansetzen und wissenschaftlich reflektiert werden.
Diese Reflexion begründet die spätere Reflexion der eigenen Arbeit aus fachlicher, fachdidaktischer sowie erziehungswissenschaftlicher Sicht und geht einher mit der Bereitschaft, die eigene Fachlichkeit sowie die Person stetig weiterzuentwickeln.
Eine gelingende Lehrerbildung umfasst somit eine hohe Fachlichkeit, die durch didaktische Kenntnisse und Fertigkeiten, Forschungsorientierung und Wissenschaftlichkeit sowie eine hohe Reflexivität untermauert wird und somit Lehrerpersönlichkeiten bildet, die den Studierenden einen Anschluss in das künftige Berufsfeld und lebenslanges Lernen auch in der Berufspraxis ermöglicht.