Die Bedeckung der Arktis mit Meereis schwankt: Es erreicht seine maximale Ausdehnung in der Regel zwischen Ende Februar und Anfang April, jährlich im September ist die Ausdehnung am geringsten. Im September ziehen die Klimaforscherinnen und –forscher deshalb Bilanz, denn die Größe der übrig gebliebenen Eisfläche, das sogenannte Septemberminimum, ist ein wichtiger Indikator für Klimaänderungen. „Im Winter 2015/2016 war die Luft über dem arktischen Ozean in weiten Teilen mehr als sechs Grad Celsius wärmer als im langjährigen Durchschnitt“, sagt Prof. Dr. Lars Kaleschke vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg. „Durch die höheren Temperaturen wächst das Eis im Winter weniger stark an.“
Messung der Eisfläche bis auf drei Kilometer genau
Die jeweils aktuelle Fläche des Meereises wird mit Hilfe von Satellitendaten bestimmt. Ein Team um Kaleschke verbesserte ein Verfahren, das jetzt eine bis auf drei Kilometer genaue Abbildung erlaubt. Dadurch werden Details wie Wirbel, Rinnen und Eiskanten besonders gut sichtbar und geben wertvolle Hinweise auf die Dynamik im Eis und damit auf seine Stabilität. So lässt sich durch die Visualisierung erkennen, dass nördlich von Alaska der sogenannte Beaufort-Wirbel das Eis ungewöhnlich früh, nämlich bereits im April, aufbricht. Auch zentral in der Nähe des Nordpols zeigt das Meereis in diesem Jahr viele offene Wasserflächen.
Neu gebildetes Eis nur noch halb so dick wie früher
Auch die Eisdicke in verschiedenen Gebieten der Arktis wurde untersucht. Besonders das neu gebildete Eis war in diesem Jahr kaum dicker als einen Meter. „Normalerweise ist es beinahe doppelt so dick“, so Prof. Dr. Christian Haas vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Für eine kontinuierliche Eisdickenbestimmung kombinieren Universität Hamburg und das AWI erstmals Messungen der zwei Satelliten CryoSat und SMOS der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA. „So konnten wir schon am Ende des arktischen Winters sehen, dass das Eis zehn Zentimeter dünner war als in den Vorjahren, eine deutliche Verminderung“, sagt Lars Kaleschke.
„Globale Erwärmung schreitet ungebremst fort“
Das Meereis der Arktis gilt als kritisches Element im Klimageschehen und als Frühwarnsystem für die globale Erwärmung. In den 1970er und 1980er Jahren lagen die sommerlichen Minimumwerte noch bei durchschnittlich rund sieben Millionen Quadratkilometern. „Der Rückzug des arktischen Meereises ist ein deutlicher Hinweis, dass die globale Erwärmung ungebremst fortschreitet“, sagt Lars Kaleschke.
Zusatzmaterial, Grafiken und Bilder unter: https://www.cen.uni-hamburg.de/about-cen/news/2016-09-13-arctic-sea-ice-2016.html
PM/Red.