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Prof. Dr. Volker Lilienthal
Programmdirektor Journalistik und Kommunikationswissenschaft
t. 040.42838-3637Prof. Dr. Volker Lilienthal
Programmdirektor Journalistik und Kommunikationswissenschaft
t. 040.42838-3637Auf Sozialen Netzwerken und in den Kommentarspalten von Medien-Webseiten kann man sehen, wie sehr dieses Reizthema gesellschaftlich virulent ist. Auch viele Hamburger bewegt die Frage, ob man den Medien noch trauen kann. Unsere nach Hunderten zählenden Besucherzahlen beweisen das. Eine Universität sollte darauf reagieren und ein Forum der rationalen Meinungsbildung bieten. Das versuchen wir. In unserer Ringvorlesung sprechen sowohl Kommunikationswissenschaftler als auch journalistische Praktiker. Es werden also Antworten aus der Wissenschaft und aus den Medien gegeben. Unseren Referenten gemeinsam ist die Auffassung, dass Journalismus immer wieder Anlass zur Selbstkritik hat, dass aber der Pauschalvorwurf „Lügenpresse“ ein politisch motiviertes Verdikt ohne empirische Haltbarkeit ist.
Zunächst sollte man festhalten: „Lügenpresse!“ schreit nur eine radikale Minderheit. Deren Schimpftiraden vervielfältigen sich aber über das Internet als Echoraum. Die Folge: Auch vernünftig Gesonnene, die Journalismus als Information, Orientierung und für die Meinungsbildung zu schätzen wissen, werden verunsichert. Nun zeigen Umfragen, dass zumindest die seriösen Medien bei einer Mehrheit der Deutschen immer noch als vertrauenswürdig gelten. Das kann sich aber ändern. Das Misstrauen verstärkt sich, je mehr Medien als verbandelt mit der etablierten Politik wahrgenommen werden und viele Menschen das Gefühl haben, dass ihre Alltagserfahrung, die vom Konsens der Eliten abweichen kann, auch vom Journalismus nicht ernstgenommen wird. Und an diesem Problem ist in der Tat zu arbeiten.
Nun, unsere Rednerinnen und Redner stimmen darin überein, dass der Dialog mit dem Publikum angenommen werden muss. Journalisten sollten auf Kritik eingehen und beharrlich erklären, wie sie zu bestimmten Schlussfolgerungen gekommen sind. Transparenz ist also das Gebot der Stunde. Dazu gehört: Kritik ernstzunehmen und in einem Prozess der beständigen Selbstverbesserung umzusetzen. Der deutsche Journalismus, der übrigens nie besser war als heute, sollte zum Beispiel die Trennung von Nachricht und Kommentar strikt einhalten. Eine starke Meinung zu haben ist leicht. Besser aber, sie basiert auf Fakten. „Recherche ist die neue Meinung“ – so hat es der erste Redner in der Ringvorlesung, ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, auf den Punkt gebracht.