Wie weiter mit Kants politischer Philosophie?
Wann: Mi, 10.07.2024, 17:15 Uhr bis 18:45 Uhr
Wo: Universität Hamburg , Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg, Hörsaal A
Prof. Dr. Peter Niesen, Institut für Politikwissenschaft, Universität Hamburg
Die vergangenen Jahrzehnte haben eine Rehabilitierung von Kants später Rechtslehre erlebt, wobei Fragen des Eigentumsrechts, der Abhängigkeit der Politik von der Moral, sowie von Staatsrecht und Demokratie im Mittelpunkt standen. Dabei sind die völkerrechtlichen und weltbürgerrechtlichen Passagen oft als randständig behandelt worden.
In der jüngeren Vergangenheit hat sich hier eine Verschiebung des Schwerpunktes hin zu einem "Primat des Weltbürgerrechts" (Elizabeth Ellis) eingestellt, das Kant zufolge ein globales Besuchs- und Austauschrecht etabliert und die koloniale Unterwerfung nicht-europäischer Völker ausschließt. Allerdings trifft die Interpretation des Weltbürgerrechts auf eine große Schwierigkeit. In den letzten Jahren hat nämlich Kants Versuch, eine naturwissenschaftliche Theorie der "Menschenrassen" zu etablieren, große Aufmerksamkeit gefunden. Wie passen der Antikolonialismus des Weltbürgerrechts und der Versuch, eine Hierarchie zwischen unterschiedlichen "Menschenrassen" zu etablieren, zusammen?
Öffentliche Vorlesung im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens
Ringvorlesung: 300 Jahre Immanuel Kant
Immanuel Kant hat mit seinem Unternehmen einer radikalen Kritik der Vernunft Epoche gemacht. Sein Zeitgenosse, der "Berliner Sokrates" Moses Mendelssohn, hat ihn den "alleszermalmenden Kant" genannt. Tatsächlich hat Kant in der Auseinandersetzung mit den Beständen der philosophischen Tradition keinen Stein ungeprüft auf dem anderen gelassen – und in jahrzehntelanger Arbeit das Gebäude des menschlichen Weltverhältnisses ganz neu wiederaufgebaut, indem er es methodisch konsequent auf das Selbstverständnis des Menschen als Subjekt und als Person gründete.
"Ohne Übertreibung lässt sich nahezu die gesamte kontinentale und amerikanische Philosophiegeschichte seit Kant als eine Wirkungsgeschichte der Kritik der reinen Vernunft bezeichnen." (Enno Rudolph)
Am 22. April 2024 begehen wir Kants 300. Geburtstag. Und wir feiern das Kant-Jahr 2024, indem wir in exemplarischer Konzentration sieben Vorträge zu Kants großen Themen der Erkenntnistheorie, der Ethik und Politischen Theorie, der Ästhetik und der Naturphilosophie vorstellen.
Koordination
Prof. Dr. Birgit Recki / PD Dr. Lisa Schmalzried, beide Philosophisches Seminar, Universität Hamburg