1. Februar 2022
Foto: #UHHengagiert
Im Online-Panel des ersten Teils der Veranstaltungsreihe Campus Meets Community – Lehre und Forschung in, für und mit der Zivilgesellschaft trafen sich unterschiedliche Akteur:innen des Community-Based Research (CBR) Projekts „In und mit der Hamburger Zivilgesellschaft sozialwissenschaftlich forschen“, um sich aus unterschiedlichen Perspektiven über Ihre Erfahrungen auszutauschen und einen Einblick zu liefern, wie die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Zivilgesellschaft funktionieren kann.
Die Perspektive der Lehrenden
Als Initiatorin des CBR-Projektes beschrieb Dr. Kea Glaß (Referentin der Transferagentur und ehem. Leitung des Projektbüros) zunächst das Besondere am CBR-Ansatz: „Es geht – anders als in der herkömmlichen Forschung – nicht darum über, sondern gleichberechtigt mit der Gesellschaft zu forschen. Idealtypischerweise sollen die gesellschaftlichen Akteur:innen in den gesamten Forschungsprozess involviert sein.“ Dr. Glaß sprach ebenso von den Anforderungen an Lehrende, die insbesondere Flexibilität und ausreichend Zeit für die Planung derartiger Lehrkooperationen benötigen. Allerdings hob sie auch hervor: „Es lohnt sich, was den Lerneffekt angeht. Das konnte ich auch im Rahmen meiner Forschung herausfinden.“. Insbesondere berufsrelevante Fähigkeiten wie z. B. Kommunikationsfähigkeit, konnten die Studierenden im Praxisseminar erweitern.
Die Perspektive der Forschenden – Community & Studierende
Johanna Gandl, die als Studierende am CBR-Seminar teilnahm, bestätigte diese Ausführungen und unterstrich, trotz der Herausforderungen im Projekt, wie wertvoll der gemeinsame Austausch mit den Co-Forscherinnen im CBR-Projekt war: „Es gab immer wieder auch einen Erwartungsclash. Und da Kompromisse zu finden und das Standortwissen der Co-Forscherinnen als Hinterfragungsanlass zu nehmen war eine Schwierigkeit, aber macht unsere Forschungsarbeit auch wahnsinnig viel wert.“ Den Kontakt zu den Co-Forschenden empfand sie als sehr bereichernd: „Wir haben halt auch richtig viel erfahren über deren Lebenswelt und das wurde dann auch nach und nach unsere Lebenswelt.“ Auch Elke Berberich, eine der Co-Forscherinnen im Projekt, hob den Wert des gemeinsamen Forschens hervor: „Ich habe ganz stark ein Wir-Gefühl erlebt, was wir so entwickelt haben. Und wir haben die ganze Zeit auf Augenhöhe gehandelt.“ Als besonders positiv benannte sie außerdem, dass sich das Projekt mit den strukturellen Änderungen rund um das KörberHaus beschäftigte: „So hatte es einen Anlass, der für viele ein großer Motivationsgrund war und auch für mich, mich zu beteiligen und Einfluss zu nehmen.“
Carolin Scharfenberg (Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt DDLitLab, ehem. WHK im Projektbüo) ergänzte diese Ausführungen. Sie schrieb ihre Masterarbeit zur Perspektive der Co-Forschenden und erklärte: „Was ich bemerkenswert fand ist, dass der Mehrwert für Co-Forschende größer war, je mehr Verantwortung, Mitbestimmungs- und Entscheidungsmöglichkeiten mit den Studierenden gemeinsam übernommen wurden.“
Die Perspektive des Kooperationspartners – Körber Stiftung
Die Perspektive der Körberstiftung, Ideengeberin und Kooperationspartner des CBR-Projektes, brachte Jonathan Petzold (Programm-Manager im Bereich Alter und Demografie der Körber-Stiftung) ein. Er beschrieb, dass innerhalb von CBR-Projekten, anders als bei klassischer Auftragsforschung, vorher nicht klar sein kann, was dabei herauskommt. Über den Nutzen von CBR-Projekten sagte er aber: „Der Charme des CBR-Ansatzes liegt darin, dass er in der Community, in den Stadtteilen jeweils Anlässe schafft, die Community-Bubbles ein bisschen zu sprengen, unterschiedliche Akteure zusammenzubringen.“
Vernetzung und Communitybuildiung als Effekte des CBR-Ansatzes
Einigkeit bestand zwischen den Sprecher:innen des Online-Panels dahingehend, dass sich der erhöhte Zeitaufwand des Projektes gelohnt hat. Alle beschrieben CBR als einen Ansatz, der über den reinen Forschungsprozess hinaus auf vielfältige und bereichernde Weise Vernetzungsprozesse initiiert und spezifisches Wissen sowie eine Erweiterung von Kompetenzen generiert. Ein Beispiel ist der Workshop zum Thema Einsamkeit im Alter, den einige der Studierenden im Anschluss an die Forschungsarbeit mit Unterstützung der Körber Stiftung und Trägern aus dem Stadtteil entwickelten. Johanna Gandl erklärte im Panel, dass die Motivation dahinter war, aus den Forschungsergebnissen eine konkrete Handlung zu generieren. Fokus des Workshops war es, Schlüsselpersonen ihre Rolle im Stadtteil bewusst zu machen, um so das Communitybuilding voranzutreiben.
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Kein Problem! Sie können den Videozusammenschnitt hier anschauen: